Der Sport übt für viele Menschen rund um den Globus eine besondere Faszination aus und wirkt oft als eine Art Ersatzreligion. Spitzensportler werden gern als Heilige verehrt, und dem sprichwörtlichen Fussballgott wird in manchen Stadien gehuldigt.
Die Stars unter den Sportlerinnen und Sportlern haben vor allem für Jugendliche eine Vorbildfunktion. Speziell in einer Weltsportart wie Tennis. Roger Federer und Raphael Nadal waren sich dieser Verantwortung bewusst und verhielten sich respektvoll und fair. Deshalb waren sie beliebt und wurden zu Idolen.
Ihr schärfster Rivale Novak Djokovic hat den Beiden zwar die meisten wichtigen Rekorde abgenommen, doch er versucht vergeblich, ein Publikumsliebling zu werden. Für viele ist er ein Buhmann.
Viel zu seiner mässigen Popularität tragen seine christlichen und esoterischen Eskapaden bei. Ein Beispiel: Medialer Gegenwind blies ihm nach seiner Weigerung entgegen, sich impfen zu lassen. Seine Ränkespiele vor dem Australien Open 2022 und seine zwangsweise Unterbringung in einem Quarantäne-Hotel schlugen hohe Wellen und generierten viele hämische Kommentare.
Beleuchten wir vorerst die religiöse Schlagseite des Tenniscracks.
Seine nationalistische Haltung und sein christlich-orthodoxer Glaube stossen vielen Tennisfans sauer auf, zumal er seinen religiösen Eifer gelegentlich auf dem Tennisplatz zelebriert. So dankte er Gott nach dem Gewinn der Goldmedaille bei den Olympischen Spielen in Paris auf penetrante Weise.
Er fiel auf die Knie, verneigte sich tief und bekreuzigte sich anschliessend mit einer theatralischen Geste, obwohl offensichtliche religiöse Bekenntnisse nicht erlaubt sind. Schliesslich streckte er die Zeigefinger nach oben und richtete seinen Kopf mit Tränen in den Augen zum Himmel.
Bezeichnend sind auch die religiösen Kommentare seines Vaters nach den Vorfällen in Australien: «Von diesem Moment an ist Novak zum Symbol und zum Anführer der freien Welt geworden, der Welt der armen und benachteiligten Nationen und Völker.» Nole, der neue Messias?
Danach verglich der Serbe seinen Sohn in einer absonderlichen Aussage mit dem Sohn Gottes: «Jesus wurde gekreuzigt, ihm wurde alles angetan, er ertrug es und lebt immer noch unter uns. Jetzt versuchen sie Novak auf die gleiche Weise zu kreuzigen und ihm alles anzutun.»
Nach dem Sieg an den Olympischen Spielen legte der orthodoxe Tennisstar ebenfalls ein christliches Bekenntnis ab: «Gott hat mir das gegeben. Und ich bin sehr dankbar, weil ich glaube, dass alles im Leben aus einem Grund geschieht. Ich habe versucht, die Berufung meines Lebens zu nutzen, um mein Kreuz ehrenvoll zu tragen.»
Seine religiösen Eskapaden gehen weiter. So radikal, wie er an den Vater im Himmel glaubt, taucht er auch bedenkenlos in esoterische Tiefen ab. Gott soll ihm helfen, auf dem Tennisplatz das Racket zu führen. Beim Training und der Vorbereitung auf die Spiele vertraut er lieber auf esoterischen Hokuspokus und den Voodoo-Glauben.
So erklärte er kürzlich in einem Film, was es mit der «Heilscheibe» auf sich hat, die er am French Open 2023 auf seiner Brust trug. Es sei «eine energetische Scheibe, die ein elektromagnetisches Feld kreiert», erklärte er. Das Geheimnis befände sich im Muster der Scheibe.
Es erzeuge eine Wärme, die den Kreislauf anrege und Entzündungen lindere. Ein serbischer Ingenieur habe die Scheibe für ihn entwickelt.
Djokovic benutzte auch einen Tao-Patch, den er als nanotechnologisches Hilfsmittel bezeichnete. Es soll Wärme des Körpers in Licht umwandeln, das ins Nervensystem gesendet werde. Es steigert angeblich die sportliche Leistung und die Konzentration. Djokovic bezeichnet es als «das grösste Geheimnis meiner Karriere». Weiter behauptete Djokovic, man könne mit Gefühlen Wassermoleküle beeinflussen.
Djokovic glaubt nicht nur an den esoterischen Humbug, sondern auch an Quacksalberei. So ist er Mehrheitsaktionär der dänischen Biotech-Firma «QuantBioRes», die ein Medikament gegen das Coronaviruis entwickeln will. Dabei soll auch die Homöopathie eine Rolle spielen. Experten schütteln ungläubig den Kopf.
Djokovic hatte immer mal wieder dubiose Figuren aus der Esoterik-Szene an seiner Seite. Zu ihnen gehörte der Iraner Chervin Jafarieh, der sich als Alchemist bezeichnet.
Djokovic und er verstanden sich als Brüder, falteten oft die Hände und beteten zur Göttin Gaia, der esoterischen Mutter Erde. Der Tennisstar lernte von ihm, dass wir Menschen elektrische Wesen seien.
Legendär ist auch der Auftritt des Gurus Pepe Imaz im Team von Djokovic. Die Lösung des ehemaligen spanischen Tennisspielers: «Liebe und Frieden». Sie soll ein angeblicher Schlüssel sein, um besser Tennis zu spielen.
Der Kommentar von Djokovic: «Um Liebe und Glück zu finden, müssen wir in der Lage sein, in uns zu kehren und diese Verbindung mit einem göttlichen Licht zu etablieren.» Du heiliger Bimbam.
Bei diesem esoterischen und christlichen Mix tun sich Abgründe auf: Glaube und Spiritualität dienen Djokovic dem weltlichen Ziel, den Filzball noch präziser und schneller über das Netz zu knallen. Nicht etwa zu Ehren von Gott oder Göttin Gaia, sondern zum Ruhm des Serben.
Geradezu skurril ist das Glaubensleben des Tennisstars. Er vermischt seinen christlichen Fundamentalismus und den esoterischen Aberglauben nach Belieben. Denn im Christentum sind esoterische Rituale schwarze Magie und des Teufels.
So warten wir gespannt auf den nächsten Kniefall von Novak Djokovic. Wahrscheinlich trägt er dann das Kreuz auf der Brust und den nanomagnetischen Heilring um den Hals.