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Nonne bricht Keuschheitsgelübde – und im Kloster ist der Teufel los

Priorin Agnes Gerlach gestand, das Keuschheitsgelübte gebrochen zu haben.
Priorin Agnes Gerlach gestand, das Keuschheitsgelübde gebrochen zu haben.Bild: youtube/wfaa
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Nonne bricht Keuschheitsgelübde – und im texanischen Kloster ist der Teufel los

In Arlington, Texas, eskaliert ein Streit in einem Frauenkloster. Der zuständige Bischof setzt die Priorin ab. Doch die Nonnen rebellieren.
02.09.2023, 08:04
Hugo Stamm
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Sexualität ist in der katholischen Kirche ein Reizwort. Die sexuellen Übergriffe von Pfarrern und anderen katholischen Würdenträgern besudeln regelmässig das Image. Nun sorgen auch texanische Klosterfrauen für Schlagzeilen der besonderen Art.

Auslöser war das Geständnis der ehrwürdigen Mutter Priorin Teresa Agnes Gerlach des Karmeliter-Ordens der Allerheiligsten Dreifaltigkeit aus Arlington, Texas. Sie habe das Keuschheitsgelübde gebrochen, gestand sie.

Priorin hatte ein Verhältnis mit einem Priester

Der Aufschrei der katholischen Männerwelt war über die Grenzen von Texas hinaus zu hören. Eine Nonne verlustiert sich mit einem Priester? Unerhört! Ein Skandal, der geahndet werden muss. Und zwar subito.

Also gingen die geistlichen Herren der Schöpfung eifrig ans Werk und sanktionierten die Klosterchefin. Zumal auch der Verdacht im Raum stand, die Nonnen würden Marihuana konsumieren.

Bericht über den Streit zwischen dem Bischof und dem Frauenkloster.Video: YouTube/WFAA

Der zuständige Bischof Michael Olson, vom Vatikan berufen, das Frauenkloster auszumisten, legte sich mächtig ins Zeug und setzte die sündige Priorin ab. Das liessen sich die Nonnen nicht gefallen und rebellierten.

Es entbrannte ein Machtkampf der Geschlechter. Aktuell hat die Frauenpower ihre männlichen Widersacher fest im Griff.

Die Schmierenkomödie, die das Sittenbild der katholischen Kirche ergänzt, begann im April. Bischof Olson stürmte nach der Beichte der Priorin ins Kloster und beschlagnahmte Handys und Computer, um allfällige Beweismittel sicherzustellen. Denn die an den Rollstuhl gebundene Priorin weigerte sich, den Namen ihres Lovers bekanntzugeben.

Der Bischof schloss das Kloster

Gleichzeitig schloss der Bischof das Kloster und die Kapelle für auswärtige Besucher. Diese sollten nicht weiter in diesem Sündenpfuhl beten. Ausserdem ordnete er die Entlassung der Priorin an, wie amerikanische Medien berichteten.

Agnes Gerlach und ihre Nonnen tobten. Sie reichten Klage wegen Diebstahl, Verleumdung und Machtmissbrauch gegen Olson ein. Ein Bezirksgericht wies diese aber am 30. Juni ab.

Im Gegenzug weigerten sich die Nonnen, das Kloster zu schliessen. Weiter belegten sie den Bischof mit einem Hausverbot. Ihr Anwalt erinnerte Olson öffentlich daran, dass das Kloster im Besitz des Ordens sei.

Die Nonnen werfen dem Bischof vor, die Unwahrheit zu sagen, Priorin Gerlach zu verleumden und einen öffentlichen und privaten Krieg gegen sie zu führen.

Die Karmeliterinnen weigerten sich auch, seine Einmischung als päpstlicher Kommissar und seine kirchliche Autorität zu akzeptieren. Die Botschaft der Nonnen an Bischof Olson, den Vatikan und die Öffentlichkeit liess an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig.

Wörtlich schrieben sie am vergangenen Samstag: «Jede Handlung, die er uns gegenüber unternommen hat, hat sich als hinterhältig und trügerisch erwiesen.»

Sie unterstellten ihm auch, die Unwahrheit zu sagen und Priorin Gerlach zu verleumden. Und sie warfen dem Bischof vor, einen öffentlichen und privaten Krieg gegen sie zu führen. In einem weiteren Schreiben bezichtigten sie Olson der beispiellosen Einschüchterung, Aggression, Demütigung und der spirituellen Manipulation.

Bishop Micheal Olson enters the 67th District Court in the Tom Vandergriff Civil Courts Building, Tuesday, June 27, 2023, in downtown Fort Worth, Texas. Reverend Mother Teresa Agnes Gerlach is suing O ...
Bischof Olson am 27. Juni beim Gang vor Gericht in Fort Worth, Texas. Bild: keystone

Die Rebellion der Nonnen erzürnte Bischof Olson weiter. Er verweigerte ihnen die Sakramente sowie die Messe und Beichte. Gleichzeitig drohte er den aufmüpfigen Nonnen, sie exkommunizieren zu lassen.

Die Klosterfrauen liessen sich nicht beeindrucken, weshalb Olson weiter an der Eskalationsschraube drehte. Er bewertete ihr Verhalten als schismatische Handlung, als Kirchenspaltung. Am vergangenen Samstag erklärte der Bischof ausserdem das Kloster für geschlossen.

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Exkommunikation angedroht

Zur angedrohten Exkommunikation sagte der Anwalt der Nonnen zur Haltung seiner Mandantinnen: «Sie bleiben der katholischen Kirche und dem Heiligen Stuhl verbunden und beten, dass der Vatikan dieser bösartigen Verfolgung durch den Bischof ein Ende setzt.»

Nun soll eine kirchliche Kommission den Fall untersuchen. Doch schon geht der Knatsch in die nächste Runde. Bischof Olson bestellte einen Anwalt für die Priorin. Diese akzeptiert den Juristen aber nicht, weil er parteiisch sei. Fortsetzung folgt.

Schade, dass zurzeit Hollywood streikt. Priorin Agnes gäbe eine herrliche Filmheldin in ihrer eigenen realsatirischen Komödie ab.

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Hugo Stamm, Sektenblog
Bild: zvg
Hugo Stamm
Glaube, Gott oder Gesundbeter – nichts ist ihm heilig: Religions-Blogger und Sekten-Kenner Hugo Stamm befasst sich seit den Siebzigerjahren mit neureligiösen Bewegungen, Sekten, Esoterik, Okkultismus und Scharlatanerie. Er hält Vorträge, schreibt Bücher und berät Betroffene.
Mit seinem Blog bedient Hugo Stamm seit Jahren eine treue Leserschaft mit seinen kritischen Gedanken zu Religion und Seelenfängerei.

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442 Kommentare
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Wile E.
02.09.2023 08:36registriert April 2021
Wenn ein Priester und eine Nonne einvernehmichen Sex haben ist es untragbar für die Kirche und muss sofort mit allen möglichen Mitteln bestraft werden. Wenn hingegen Nonnen und Kinder von Priestern und Bischöfen vergewaltigt werden, wird alles diskret unter den Teppich gewischt.
Und gleichzeitig fragt sich die Kirche, warum es so viele Austritte gibt...
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tychi
02.09.2023 08:38registriert Juli 2016
Würde die katholische Kirche mit gleichem Eifer gegen Kindesmissbrauch vorgehen, wie sie es gegenüber diesem Frauenkloster oder gleichgeschlechtlichen Segnungen tut, sie hätte viel Gutes bewirken und noch vielmehr Leid verhindern können.
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Don't look up!
02.09.2023 08:18registriert Juni 2021
Herrliche Geschichte, besten Dank dafür, Herr Stamm.

Gegen Männer scheint man in der Kirche nicht so entschlossen vorzugehen, dafür verweigert man den Frauen entschlossen die gleichen Rechte.
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Es schneit! Darf ich zuhause bleiben?
Wer gestern überhaupt noch nachhause gekommen ist, fragte sich heute wohl nicht selten, ob er nicht besser gleich da geblieben wäre. Fragt sich das ein Schulkind, kann die Antwort durchaus ja sein. Fragt sich das ein Arbeitnehmer, ist die Antwort meist nein.

In der Schweiz herrscht auch bei Schneefall Schulpflicht. Eine Gemeinde darf deswegen nicht generell beschliessen, die Schule bei Schlechtwetter ausfallen zu lassen. Gleichzeitig ändert Schneefall aber auch nichts daran, dass die Kantone für den zumutbaren Schulweg verantwortlich sind. Wenn also der Schulweg zu gefährlich ist, müssen sie die Gefahr beseitigen. Da das bei zugeschneiten Strassen und drohenden Dachlawinen nicht auf die Schnelle möglich ist, kann die Schule Schulkinder dispensieren, sofern sie nicht gefahrlos zur Schule gehen können. Der Kanton Bern sieht dies gar ausdrücklich in seiner Absenzenverordnung für die Volksschule vor: Als entschuldigte Absenzen gelten auch «äusserst schwierige Schulwegverhältnisse infolge schlechter Witterung».

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