Sexualität ist in der katholischen Kirche ein Reizwort. Die sexuellen Übergriffe von Pfarrern und anderen katholischen Würdenträgern besudeln regelmässig das Image. Nun sorgen auch texanische Klosterfrauen für Schlagzeilen der besonderen Art.
Auslöser war das Geständnis der ehrwürdigen Mutter Priorin Teresa Agnes Gerlach des Karmeliter-Ordens der Allerheiligsten Dreifaltigkeit aus Arlington, Texas. Sie habe das Keuschheitsgelübde gebrochen, gestand sie.
Der Aufschrei der katholischen Männerwelt war über die Grenzen von Texas hinaus zu hören. Eine Nonne verlustiert sich mit einem Priester? Unerhört! Ein Skandal, der geahndet werden muss. Und zwar subito.
Also gingen die geistlichen Herren der Schöpfung eifrig ans Werk und sanktionierten die Klosterchefin. Zumal auch der Verdacht im Raum stand, die Nonnen würden Marihuana konsumieren.
Der zuständige Bischof Michael Olson, vom Vatikan berufen, das Frauenkloster auszumisten, legte sich mächtig ins Zeug und setzte die sündige Priorin ab. Das liessen sich die Nonnen nicht gefallen und rebellierten.
Es entbrannte ein Machtkampf der Geschlechter. Aktuell hat die Frauenpower ihre männlichen Widersacher fest im Griff.
Die Schmierenkomödie, die das Sittenbild der katholischen Kirche ergänzt, begann im April. Bischof Olson stürmte nach der Beichte der Priorin ins Kloster und beschlagnahmte Handys und Computer, um allfällige Beweismittel sicherzustellen. Denn die an den Rollstuhl gebundene Priorin weigerte sich, den Namen ihres Lovers bekanntzugeben.
Gleichzeitig schloss der Bischof das Kloster und die Kapelle für auswärtige Besucher. Diese sollten nicht weiter in diesem Sündenpfuhl beten. Ausserdem ordnete er die Entlassung der Priorin an, wie amerikanische Medien berichteten.
Agnes Gerlach und ihre Nonnen tobten. Sie reichten Klage wegen Diebstahl, Verleumdung und Machtmissbrauch gegen Olson ein. Ein Bezirksgericht wies diese aber am 30. Juni ab.
Im Gegenzug weigerten sich die Nonnen, das Kloster zu schliessen. Weiter belegten sie den Bischof mit einem Hausverbot. Ihr Anwalt erinnerte Olson öffentlich daran, dass das Kloster im Besitz des Ordens sei.
Die Karmeliterinnen weigerten sich auch, seine Einmischung als päpstlicher Kommissar und seine kirchliche Autorität zu akzeptieren. Die Botschaft der Nonnen an Bischof Olson, den Vatikan und die Öffentlichkeit liess an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig.
Wörtlich schrieben sie am vergangenen Samstag: «Jede Handlung, die er uns gegenüber unternommen hat, hat sich als hinterhältig und trügerisch erwiesen.»
Sie unterstellten ihm auch, die Unwahrheit zu sagen und Priorin Gerlach zu verleumden. Und sie warfen dem Bischof vor, einen öffentlichen und privaten Krieg gegen sie zu führen. In einem weiteren Schreiben bezichtigten sie Olson der beispiellosen Einschüchterung, Aggression, Demütigung und der spirituellen Manipulation.
Die Rebellion der Nonnen erzürnte Bischof Olson weiter. Er verweigerte ihnen die Sakramente sowie die Messe und Beichte. Gleichzeitig drohte er den aufmüpfigen Nonnen, sie exkommunizieren zu lassen.
Die Klosterfrauen liessen sich nicht beeindrucken, weshalb Olson weiter an der Eskalationsschraube drehte. Er bewertete ihr Verhalten als schismatische Handlung, als Kirchenspaltung. Am vergangenen Samstag erklärte der Bischof ausserdem das Kloster für geschlossen.
Zur angedrohten Exkommunikation sagte der Anwalt der Nonnen zur Haltung seiner Mandantinnen: «Sie bleiben der katholischen Kirche und dem Heiligen Stuhl verbunden und beten, dass der Vatikan dieser bösartigen Verfolgung durch den Bischof ein Ende setzt.»
Nun soll eine kirchliche Kommission den Fall untersuchen. Doch schon geht der Knatsch in die nächste Runde. Bischof Olson bestellte einen Anwalt für die Priorin. Diese akzeptiert den Juristen aber nicht, weil er parteiisch sei. Fortsetzung folgt.
Schade, dass zurzeit Hollywood streikt. Priorin Agnes gäbe eine herrliche Filmheldin in ihrer eigenen realsatirischen Komödie ab.