Auf Bitten von Publisher Square Enix ein kurzer Disclaimer vorneweg: Diese Vorschau basiert auf einer eigens für die Presse erstellten Version des Spiels, deren Inhalte sich im fertigen Game noch ändern können.
Der Protagonist von «Final Fantasy XVI» heisst Clive Rosfield, ein Spross aus dem Adelshaus des politisch unbedeutenden Grossherzogtums Rosaria, das sich in der Welt von Valisthea befindet. Dort sind riesige Mutterkristalle dafür verantwortlich, dass Äther in die Umgebung getragen wird, der den Einsatz von Magie ermöglicht. Der Frieden zwischen den sechs Fraktionen auf den Kontinenten Ash und Storm ist im Streit um die Ressourcen dabei äusserst labil. Das Spiel begleitet Clive Rosfield während drei Lebensabschnitten bei seiner Reise durch Valisthea im Bestreben, den Tod seines jüngeren Bruders zu rächen.
Waren Kampfsysteme in früheren «Final Fantasy»-Ausgaben immer etwas behäbig, gehen die Entwickler unter Producer Naoki Yoshida – besser bekannt unter seinem Spitznamen Yoshi-P – neue Wege. Die regulären Kämpfe gegen oft mehrere Gegner sind pfeilschnell und benötigen einiges an Controllerbeherrschung, um das Maximum aus Clives Fähigkeiten herauszuholen.
So lassen sich ein Standardangriff und eine normale magische Attacke mit etwas Fingerfertigkeit zu mächtigen Kombinationen zusammenfügen. Zudem kann unser Held mit einem fixen Seitwärtsschritt ausweichen oder mit perfektem Timing eine Parade ausführen.
Die aus den früheren Spielen bekannten mächtigen Beschwörungen wie Ifrit oder Titan ein Comeback. Allerdings heissen diese nun Eikons, und ihre Besitzer, die Dominants, verwandeln sich gleich selbst in die gewaltigen Monster. Clive kann sich im Laufe des Abenteuers selber nach und nach verschiedene Eikons aneignen und deren Fähigkeiten im Kampf einsetzen. Damit vergrössert sich das Arsenal an verschiedenen Angriffsmöglichkeiten und so auch die Komplexität des Spiels. Bereits mit drei verschiedenen Eikons gab es einiges am Controller zu hebeln, um die Kämpfe effizient zu bestreiten.
Kommt dazu, dass Clive, der einzige steuerbaren Charakter im Spiel, auch noch seinen treuen Begleiter, Hund Torgal, dabei hat, dem der Spieler ebenfalls einige grundlegende Befehle wie eine Bissattacke zuweisen kann. Weiter läuft der Vierbeiner auf Befehl einige Schritte zum nächsten Missionsziel voraus, falls sich Clive mal verirren sollte. Allerdings war dies im spielbaren Abschnitt gar nicht nötig, da dieser in einer dunklen Burg mit engen und linear angelegten Korridoren über die Bühne ging.
Sowieso ist Valisthea keine offene Welt, sondern in verschiedene Abschnitte unterteilt. Yoshi-P erklärte während seiner Präsentation beim Event in London, dass man sich lieber für detaillierter gestaltete kleinere Umgebungen als für eine einzige riesige, dafür etwas leerere Gegend entschieden habe. Dennoch sollen gewisse Abschnitte genug gross sein, damit sich der Einsatz von Chocobos – den in der Serie bekannten gelben Riesenflattervögel, die als Reittiere dienen – lohnen soll.
«Final Fantasy XVI» besitzt wie jeder Teil mit einer neuen Nummer eine komplett unabhängige Geschichte und ist dementsprechend auch für Einsteiger perfekt spielbar. Weiter bietet das Spiel zwar keine unterschiedlichen Schwierigkeitsgrade, dafür aber ein raffiniertes System, um auch Anfänger nicht zu überfordern. So erhält Clive zu Beginn des Spiels fünf Ringe, die gewisse Aufgaben wie das Ausweichen bei feindlichen Angriffen automatisieren oder das Ausführen von komplexen Combos auf einen einzelnen Tastendruck reduzieren.
Von diesen Ringen kann Clive zwei gleichzeitig ausrüsten. Dafür opfert er aber auch zwei Ausrüstungsplätze, die der Held beispielsweise mit Items mit einem Bonus für die Angriffsstärke besetzt könnte. Dies hat zur Folge, dass die Kämpfe mit den Anfänger-Ringen zwar sicherer zu bestreiten sind, aber auch etwas länger dauern.
Vergleichsweise unkompliziert sind jene Gefechte, in denen Clive als Eikon gegen andere Ungetüme antritt. Yoshi-P verglich diese Kämpfe bei seiner Präsentation in London mit Wrestling-Matches, bei denen das Spektakel im Vordergrund steht. So tritt zum Beispiel Clive als auf Feuerattacken spezialisierter Eikon Ifrit gegen die windbasierte Garuda an, was zu wahren Funkenstürmen und auch sonst allerhand Spektakel auf dem Bildschirm führt. Mit eingeblendeten Tasten, die es einfach nachzudrucken gilt, werden die Spieler auch nicht durch komplexes Gameplay von der überbordenden Inszenierung abgelenkt.
Erscheinen soll «Final Fantasy XVI» am 22. Juni 2023 exklusiv für die PS5. Yoshi-P ist sich bezüglich des Releasetermins so sicher, dass er spasseshalber meinte, nur «ein Meteor, der in den Firmensitz von Square Enix einschlägt», könnte den geplanten Starttermin noch verhindern.
Das neue, auf Action ausgelegte Kampfsystem dürfte nicht bei allen Fans Anklang finden. Jedoch ergibt es durchaus Sinn, sich für eine Richtung zu entscheiden, anstatt wie in den letzten Teilen auf ein nicht immer geglücktes Hybridsystem zu setzen, mit dem man alle glücklich machen will. Jedenfalls hinterliess das Game beim Anspielen mit seiner Vielseitigkeit, seiner Komplexität und nicht zuletzt mit der optisch opulenten Inszenierung einen tollen Eindruck. Ob dieser auch in den weitläufigeren Umgebungen bestehen bleibt, muss das fertige Spiel aber zuerst noch zeigen. Die Grundlagen sind aber da, damit «Final Fantasy XVI» als einer der besten Teile der Reihe seit langem in die Geschichte eingehen könnte.