Spätestens seit dem Release von «Elden Ring» in 2022 ist der japanische Entwickler FromSoftware im Mainstream angekommen. Trotz des für viele Spieler abschreckend hohen Schwierigkeitsgrads konnte jedes Spiel der «Dark Souls»-Reihe mehr Spieler begeistern als das vorherige. «Elden Ring» legte den Fokus erstmalig auf eine komplett offene Spielwelt und noch grössere spielerische Freiheit und lockte damit ganze 23 Millionen Spieler in die Fantasy-Welt der Zwischenlanden.
Mit «Shadow of the Erdtree» erscheint jetzt die erste und einzige Erweiterung für das Rollenspiel. Während Entwickler FromSoftware in Bezug auf konkrete Inhalte und Umfang nach wie vor geheimnisvoll und verschwiegen bleibt, konnten wir am Presse-Event in Paris bereits die ersten drei Stunden ins neue Spielgebiet der Schattenlanden eintauchen.
Wie schon bei den Erweiterungen zu den vorherigen Spielen von FromSoftware gestaltet sich bereits der Einstieg ins DLC sehr kryptisch. Zwei optionale Bosse im Hauptspiel (Radahn und Mohg) musst du bereit besiegt haben, bevor man in der Arena des letzteren einen neuen NPC antrifft. Diese Ritterin schickt euch auf eine Pilgerfahrt durch die Schattenlanden, um den Fussstapfen des verschollenen Halbgotts Miquella zu folgen.
Auf die Haupthandlung oder die möglichen Enden soll dieses neue Abenteuer keinen Einfluss haben, trotzdem richtet sich die Erweiterung klar an Spieler, die entweder das Hauptspiel bereits abgeschlossen haben oder kurz davor stehen. Unsere Testcharaktere waren alle Stufe 150 mit vollständig aufgewerteten Waffen und trotzdem boten bereits normale Gegner des neuen Gebiets eine deutlich grössere Herausforderung als jene des Basisspiels. Der Schwierigkeitsgrad war in etwa vergleichbar mit den optionalen Gebieten des Hauptspiels in der zweiten Spielhälfte.
Wenn du also ganz frisch mit einem neuen Spielstand beginnen willst, wirst du gut 20–30 Stunden im Hauptspiel verbringen, bevor du dich an die neuen Inhalte wagen kannst.
Zum genauen Umfang der Erweiterung hält sich FromSoftware nach wie vor vage. Bisher wurde nur gesagt, dass sich die Karte ungefähr an der Grösse des ersten Gebiets des Hauptspiels orientiert. Gleichzeitig sollen die Inhalte umfangreicher sein als alle Erweiterungen der bisherigen Spiele. Nach unseren drei Stunden, bei denen wir von Beginn der Erweiterung spielen konnten, wird schnell klar, wir konnten nur an der Oberfläche des allerersten Gebiets kratzen. Besonders die 100 neuen Waffen, inklusive acht spannenden neuen Waffentypen, lassen erahnen, dass erkundungsfreudige Spieler auch hier wieder dutzende Stunden versenken werden.
Was wir von den neuen Inhalten bereits sehen konnten, hat uns auf jeden Fall überzeugt. Insbesondere die Rückkehr der gepaarten Waffen aus «Dark Souls 3», wo bestimmte Waffen direkt mit einem passenden Gegenstück ausgerüstet werden, hat uns gefallen. So erlauben beispielsweise die neuen Wurfdolche, die wir als normale Waffe mitführen können, dass wir jederzeit eine solide Fernkampfwaffe dabeihaben. Allgemein scheinen die neuen Waffen, Wunder und Zaubersprüche etwas ausgefallener und gewagter. Da lohnt es sich, die zum Aufwerten dieser neuen Waffen nötigen Ressourcen bereits griffbereit zu haben.
Natürlich macht deine eigene Ausrüstung nur die Hälfte eines guten «Elden Ring»-Abenteuers aus. Auch die Gegner haben ein ordentliches Upgrade erhalten. In den Schattenlanden wimmelt es nur so von neuen und bekannten Gegnern, die nur darauf warten, euch in einem unachtsamen Moment aufzulauern. In den ersten drei Stunden durften wir bereits zwei Dungeons erkunden, wobei wir aus zeitlichen Gründen längst nicht jede Ecke und jedes Geheimnis entdecken konnten. Tatsächlich entblösst sich hier eine Schwäche der Erweiterung, denn auch wenn es toll designte neue Gegner mit neuen Animationen und Angriffen gibt, so sind gerade am Anfang ein Grossteil eurer Widersacher leichte Variationen von Gegnern aus dem Hauptspiel. Beim Spielen selbst fiel uns das aber nicht besonders negativ auf, da sich durch die Zusammensetzung der Gegnergruppen und das Erkunden der neuen Areale trotzdem immer wieder spannende neue Situationen ergeben. Trotzdem hoffen wir, dass wir im Verlauf der Erweiterung mehr von den neuen Monstern und Widersachern sehen.
Highlight waren, wie für FromSoftware üblich, die Bosse. Insgesamt zehn Bossgegner sollen sich euch allein auf dem Hauptpfad entgegenstellen. Natürlich gibt es aber auch wieder kleinere Bosskämpfe am Ende von Mausoleen oder optionalen Dungeons. Von den Hauptbossen konnten wir bereits zwei sehen und ohne zu viel zu verraten, gehören diese schon jetzt zu unseren Favoriten des gesamten Spiels. Hier feuert FromSoftware in Gegnerdesign, Musik und Atmosphäre aus allen Rohren und wir sind sicher, dass sich allein dafür der Kampf gegen den recht knackigen Schwierigkeitsgrad ein weiteres Mal lohnt.
Für uns ist klar: «Shadow of the Erdtree» wird eines unserer Spiele-Highlights 2024. FromSoftware schafft es erneut, eine Welt zu erschaffen, die euch zum Erkunden einlädt und eure Neugier an jeder Ecke belohnt. Ja, das Spiel wird noch fordernder als zuvor, bietet dir aber auch haufenweise neue Möglichkeiten, Situationen so anzugehen, wie du es willst. Egal, ob du mit Freunden kooperativ spielst oder die Gegend zuerst nach stärkenden Segen absuchst, die euren Angriff und Verteidigung stärken, bevor ihr euch dem Boss stellt. Fans von Action-Rollenspielen kommen um diesen Titel nicht herum.