Wer Super Mario ist, müssen wir keinem von euch erklären. Der oberste virtuelle Botschafter von Nintendo begann als Nebenfigur in «Donkey Kong» und ist inzwischen längst der unumstrittene König unter den Jump-and-Run-Helden. Mit «Mario Kart», «Mario Party» oder «Super Smash Bros.» ist der schnauzbärtige Klemper aber auch in etlichen anderen Genres erfolgreich. Sein erstes Rollenspiel war das 1996 nur in Japan und Nordamerika veröffentlichte «Super Mario RPG: Legend of the Seven Stars», das nun mit komplett neuer Grafik für die Switch erscheint. Worum es im Spiel geht und ob sich die Anschaffung für euch lohnen könnte, erfahrt ihr hier.
Entwickler Square Enix hält sich im Switch-Remake von «Super Mario RPG» sehr eng ans vor bald 30 Jahren veröffentlichte SNES-Original. Alles beginnt mit der Entführung von Prinzessin Peach durch Bowser und dem Auftauchen eines rätselhaften lebendigen Schwerts. Letzteres hat sieben Sternenteile von der Sternenstrasse gestohlen, die ihr unbedingt zurückholen müsst, um das Reich zu retten. Ganz allein würde Mario das nicht schaffen, weshalb er im Laufe des Abenteuers auf Begleiter trifft, die ihn auf seiner Reise unterstützen. Etwa das freundliche Wesen Mallow, das beim Weinen einen Regenschauer auslöst und mit seinen Tränen sogar seine Mitstreiter heilen kann. Oder die lebendig gewordene Holzpuppe Geno, die zweifellos ein Stück weit von Pinocchio inspiriert ist. Die Begleiter sind, genauso wie die Levellayouts im labyrinthartig aufgebauten Irrwald und den anderen Schauplätzen, absolut identisch. Ja, selbst die Dialoge mit NPCs entsprechen weitgehend exakt denen des Originals.
Wer den SNES-Klassiker bereits kennt, der in hiesigen Gefilden offiziell erst 2008 für Wii Virtual Console erschien, den erwarten also keine Überraschungen. Dafür aber eine erheblich schönere audiovisuelle Präsentation. In der komplett neuen 3D-Grafik ist alles erheblich detaillierter. Eckige Kanten und Pixelbrei findet ihr hier nicht, ohne dass dadurch der gelungene Stil des Originals zu sehr verfremdet wird. Bei Blitz- oder Feuerattacken werden auch die wesentlich hochwertigeren Effekte sichtbar. Besonders deutlich wird der Unterschied in den Zwischensequenzen, die denen eines modernen Animationsfilms in der Qualität in kaum etwas nachstehen – etwa die, in der Puppe Geno lebendig wird. Klasse ist auch die neu arrangierte, orchestral eingespielte Musik, die so gut wie jede Szene und jeden Kampf passend untermalt.
Insbesondere, da das visuelle Upgrade optisch Spass macht, ist es bedauerlich, dass Square Enix bei den Soundeffekten kaum zulegt. Es hätten ja nicht gleich sämtliche Dialoge komplett vertont werden müssen, wie es im Jahr 2023 Standard ist. Dass die Dialoge aber komplett stumm bleiben und nicht mal in nennenswertem Masse mit Brabbellauten aufgewertet werden, ist enttäuschend. Da hätte der japanische Entwickler eindeutig mehr tun können. Nervig ist mitunter auch, dass in den interaktiven Cutscenes kleinere «Pausen» drin sind, bei denen man regelmässig einen Moment warten muss, bis etwa die folgende Animation startet oder das nächste Dialogfenster erscheint. Das erweist der ohnehin nicht gerade temporeichen Inszenierung häufig einen Bärendienst. Audiovisuell ist «Super Mario RPG» für Fans von Comic-Grafik insgesamt dennoch sehr ansprechend. Dass das Spiel in jeder Hinsicht das Niveau einer aktuellen Spieleproduktion erreicht, dürft ihr aber nicht erwarten.
«Super Mario RPG» ist nicht nur erzählerisch oder in Bezug auf die Spielwelt quasi eine Eins-zu-eins-Umsetzung des Originals, sondern auch mit Blick auf die Spielmechanik und die Spielbalance. Letzteres gilt allerdings nur, wenn ihr den «normalen» Schwierigkeitsgrad wählt. Im Remake steht euch nun nämlich auch eine «entspannte» Variante zur Wahl. Gerade Einsteiger dürften diese begrüssen, denn «Super Mario RPG» ist auf der normalen Stufe zwar nicht superknifflig, aber später auch weit entfernt von einem Selbstläufer. Neu hinzu kommt zudem ein Checkpoint-System, durch das ihr auch ohne das Sichern an den manuellen Speicherpunkten nicht so leicht viel Spielfortschritt verliert. Der Verlauf bleibt recht linear, bietet aber einige Abwechslungen. Neben ständig neuen Gebieten mitsamt frischer Feindtypen und grösserer Bosse gibt es auch spezielle Passagen, in denen ihr zum Beispiel mit Mario auf Fässern auf dem Fluss Krösus balanciert, sowie optionale Aufgaben, in denen ihr per Sprung auf Quallen die korrekte Melodie für Pilzkopf Toadzart spielen müsst.
Zentral bleiben die Kämpfe, die noch exakt so funktionieren wie im Original. Sie sind also wie gehabt rundenbasiert, bieten aber dennoch eine Action-Mechanik. Drückt ihr im richtigen Moment einen Aktionsknopf, könnt ihr die meisten feindlichen Attacken blocken. Das bewahrt euch zwar nicht immer vollständig vor Schaden, reduziert den Verlust an Kraftpunkten aber mindestens deutlich. Dasselbe Prinzip kommt auch in der Offensive zum Einsatz. Spezialattacken wie Marios «Pilzsprung» verstärkt ihr per Knopfdruck deutlich in der Schadenswirkung. Sogar bei normalen Angriffen mit ausrüstbaren Waffen wie einem Koopa-Panzer oder einem Hammer ist eine solche Verstärkung möglich und von besonderem Vorteil, da ihr dadurch auch umherstehenden Widersachern Schaden zufügt. Das Timing ist bei jedem Kämpfer und jeder Attacke anders und nicht immer intuitiv. Bei wiederkehrenden Feinden oder auch im Laufe eines Bosskampfes habt ihr den Dreh dann doch relativ schnell raus. Die typische Statik eines rundenbasierten Kampfsystems wird hier also erfolgreich aufgeweicht, was in einer vergleichsweise hohen Dynamik mündet
Man kann darüber streiten, ob der Begriff «Remake» für «Super Mario RPG» passt. Denn von Autosave-Feature und «entspanntem» Modus abgesehen, gibt es quasi keine nennenswerten spielerischen Unterschiede zum Original und damit keine Überraschungen für Kenner. Den grossen Unterschied macht deshalb die schicke neue Comic-Grafik, mit der Square Enix eine massive Aufwertung gelingt, ohne den Stil des Originals zu verfälschen. Damit werden also sowohl die Augen der Veteranen verwöhnt als auch die jener, die Marios erstes Rollenspiel zum ersten Mal erleben. Inhaltlich hätte sich Square teils mutiger um Neuerungen bemühen können. Das ändert allerdings nichts an einem vielfältigen und abwechslungsreichen Mario-Abenteuer, das damals seiner Zeit voraus war und noch heute spielenswert ist.