Drei Stunden dauerte der Wahnsinn in Paris. Danach kommunizierten die Behörden die offizielle Opferzahl: 129 Tote. Doch mehr als 400 weitere Menschen wurden bei den Anschlägen verletzt, viele davon kritisch. Man durfte davon ausgehen, dass die Zahl der Toten noch deutlich ansteigen würde, wie das bei solchen Situationen immer wieder geschieht.
Doch nicht am vergangenen Freitag. Von den Verletzten haben bisher nur drei ihr Leben im Spital verloren. Das ist den Rettungskräften in Paris anzurechnen, die einen grossartigen Job geleistet haben – und nicht zuletzt dank einer glücklichen Fügung des Schicksals.
Denn ausgerechnet an diesem Freitagmorgen haben die Ambulanzen und Spitäler von Paris in einer gross angelegten Übung die Reaktion auf eine Massen-Schiesserei simuliert. Seit dem Angriff auf die Redaktion des Satiremagazins «Charlie Hebdo» im Januar finden solche Übungen regelmässig statt.
Wie Dr. Mathieu Raux, Leiter der Notaufnahme im Pitié-Salpetrière-Spital zu Bloomberg sagt, habe man bei der Übung sichergestellt, dass die Ambulanzen gut aufgestellt sind, ob die Notfallstationen für einen solchen Fall organisiert sind und ob die Spitäler innert kürzester Zeit Ärzte und Hilfspersonal aufbieten können. «Wir haben jedes Glied der Kette geprüft», sagt Raux. Weil Notfall-Ärzte in Paris 24-Schichten arbeiten, habe jeder Doktor, der an diesem Abend im Einsatz war, an der Übung teilgenommen.
Pitié-Salpetrière im Südosten von Paris hat sich auf «Penetrationstrauma», zu dem auch Schussverletzungen gehören, spezialisiert. Um 9.40 Uhr erhielt das Spital die Meldung über die Anschläge, 20 Minuten nachdem die Bomben beim Stade de France hochgingen. Als eine Stunde später die ersten Ambulanzen eintrafen, warteten im Pitié-Salpetrière Notfallärzte und OP-Assistenten in 10 voll ausgestatteten Operationsräumen auf die Opfer.
Zwei Patienten starben im Pitié-Salpetrière kurz nach ihrer Ankunft, ein weiteres Opfer verlor sein Leben in einem anderen Spital. Seither gab es jedoch keine weiteren Todesopfer. 29 Personen befinden sich noch auf der Intensivstation. (rey)