Die Zahl der Opfer bei den bislang blutigsten Anschlägen der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) auf Regime-Viertel in Syrien ist auf 184 gestiegen. Allein am südlichen Rand von Damaskus rissen Bomben mindestens 120 Menschen in den Tod, im westsyrischen Homs 64.
Dies meldete die oppositionsnahe Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Montag. Die Explosionen ereigneten sich am Sonntag jeweils in Stadtteilen, die vor allem von religiösen Minderheiten bewohnt werden.
Am Südrand der Hauptstadt Damaskus explodierte im Schiitenviertel Sajida Sainab mindestens eine Autobombe. Zudem sprengten sich zwei Selbstmordattentäter in die Luft. Die dortige gleichnamige Moschee ist ein wichtiger Pilgerort für schiitische Muslime unter anderem aus dem Iran.
In Homs starben den Menschenrechtsbeobachtern zufolge 64 Menschen, als in dem vor allem von der religiösen Minderheit der Alawiten bewohnten Stadtteil Sahraa zwei Autobomben explodierten. Der alawitische Glaube ist aus dem schiitischen Islam hervorgegangen und mit ihm verwandet. Die Familie von Präsident Baschar al-Assad sowie wichtige Stützen des syrischen Regimes sind Alawiten.
Der so genannte Islamische Staat, die IS-Terrormiliz, übernahm in Interneterklärungen die Verantwortung für die Anschläge. Allerdings liessen sich die Bekenntnisse nicht unabhängig überprüfen. Die Extremisten beherrschen im Norden und Osten Syriens noch immer grosse Gebiete, mussten zuletzt aber Niederlagen auch gegen des Regime hinnehmen.
Erst Ende Januar war es in beiden betroffenen Gebieten zu ähnlichen Anschlägen mit Dutzenden Toten gekommen. Auch hier bekannte sich der IS zu den Taten. Die sunnitischen Fanatiker sehen Angehörige anderer muslimischer Glaubensrichtungen als Abtrünnige.
US-Präsident Barack Obama will in den nächsten Tagen mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin über eine Waffenruhe sprechen. Beide Grossmächte sowie weitere beteiligte Staaten hatten sich in München auf eine Feuerpause geeinigt, die nach Lesart von Diplomaten am vergangenen Freitag hätte in Kraft treten sollen.
Mit der Waffenruhe sollen die Anfang Februar ausgesetzten Friedensgespräche zwischen dem Regime und der Opposition wieder in Gang gebracht werden.
Der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu hatte Teheran am Sonntag einen Überraschungsbesuch abgestattet – um eine «spezielle Botschaft» Putins zu überbringen, wie er selbst sagte. Russland ist neben dem Iran der wichtigste Verbündete des Assad-Regimes und fliegt seit Ende September Luftangriffe.
In der saudiarabischen Hauptstadt Riad wollte sich am Montag das Hohe Verhandlungskomitee (High Negotiations Committee, HNC) der Regimegegner treffen, um über die vorgeschlagene Feuerpause zu beraten. Führende Militärkommandanten aus 30 Ländern, die in Syrien gegen die IS-Terrormiliz kämpfen, trafen sich in Kuwait.
Nach rund einem Jahr Geiselhaft liess der IS unterdessen die letzten von mehr als 200 im Nordosten Syriens entführten Christen frei. Mehr als 40 Frauen und Männer seien wieder auf freiem Fuss, erklärte das Assyrische Netzwerk für Menschenrechte.
Vor einem Jahr hatte die Terrormiliz im Nordosten Syriens mehrere Dörfer assyrischer Christen in der Nähe der Stadt Hasaka überrannt und und Einwohner entführt. Assyrische Aktivisten sprachen von mehr als 270 Geiseln. (sda/dpa/afp)