Inzwischen sollte es auch beim hinterletzten Hinz und Kunz angekommen sein: Korea ist angesagt. Koreanische Popkultur ist allüberall: Netflix-Serien, Oscar-prämierte Filme, K-Pop und ... hey, manchmal scheint's mir, meine Tochter ernähre sich nur noch von koreanischen Instant-Ramen, «weil uh fein».
Und dann sind da noch die Autos, die ... na ja. Okay, mal ehrlich: Von unserer eurozentristischen Warte aus erschienen uns diese stets als gesichtslose, frugale Spar-Dinger. Ungemein preiswert und qualitativ durchaus in Ordnung, gewiss, aber nichts Inspirierendes. Hyundais wurden von Menschen gekauft, die sich nicht für Autos interessierten.
Das ist natürlich eine krass kulturignorante, kolonialistische Sichtweise und zudem den kreativen Köpfen von Hyundai so ziemlich egal. Denn die ... nun, die sind schon längst in einer ureigenen kreativen Überholspur unterwegs. Da war etwa der Ioniq 5, der bewies, dass die Mittelklasse auch spannend und stylish sein konnte ...
... und dann jener schier unerträglich coole Hyundai Pony Restomod mit Nixie-Röhrchen als Armaturenanzeige:
«Heritage Edition» nannten die Ingenieure von Hyundai jenes Konzeptauto. Der Name ist Programm: Man setzt auf das eigene Kulturerbe. Der Hyundai Pony der Siebzigerjahre war vielleicht ein unscheinbares Kompaktauto der unteren Mittelklasse, aber als erstes Auto, das in Südkorea in wirklich grossen Stückzahlen gebaut wurde, eben auch ein Stück Kulturgeschichte. Veredelt man also das heute ikonische Äussere mit Stylingdetails aus derselben Ära und mit moderner EV-Technik, hat man es mit einem ungemein schicken Elektroauto zu tun.
And they've done it again:
Wieder eine Heritage Edition, nur dieses Mal setzte Hyundai auf sein erstes Modell der Oberklasse: Der Hyundai Grandeur von 1986. So sah das Auto anno dazumal aus:
Und nun:
Retro-Futurismus! Oh ja. Und zudem ziemliche Gangsta-Vibes, nicht?
Es handelt sich demnach um die «Wiedergeburt der ersten Generation des Grandeur mit vollelektrischem Antrieb, Parametric Pixel Exterieur und Sound-Architektur Interieur unter Beibehaltung der 1980er Stilelemente».
Was mitunter heissen will: Weinroter Plüsch-Sitzbezug ...
... Napa-Leder ...
... und eine Innenbeleuchtung, die an Hotellobbys der Achtziger erinnert.
«Newtro» («newness + retro») nennen die Designer ihr Innenraumkonzept: Bronzefarbene Beleuchtung und ein Audiosystem, das Retro-Optik mit modernem Sound vereint. 18 – 18! – Lautsprecher hat das Auto, etwa.
Gut, das mit der Klaviertastatur, die bespielbar ist (wenn das Auto sich in Park befindet), ist wohl ein Gimmick. Doch einmal mehr haben es die Koreaner geschafft, der Welt zu zeigen, wie man Retro-Cool richtig macht. Danke dafür.