Esra ist crazy. Die war als Kind schon eine Rabaukin. Wäre zu unserer Zeit Ritalin so verbreitet gewesen wie heute, hätte man es ihr wohl intravenös verabreicht. Aber nicht nur wegen ihrer hibbeligen Art liebe ich Esra.
Unsere Freundschaft besteht seit über 20 Jahren. Wir rauchten unsere erste Zigi zusammen, klauten zum ersten Mal im Landi und überschminkten uns auf öffentlichen WCs, bevor wir im Jugend- und Kulturzentrum unseres Nachbarkaffs rumhängten.
Äxgüsi, ich schweife ab.
Esra ist Türkin. Und Esra ist schon lange mit Murat zusammen. Nun haben Esra und Murat geheiratet. Dazu liessen sie nicht nur eine Band, sondern auch viele Familienmitglieder aus der Türkei einfliegen.
Esras Hochzeit war nicht meine erste türkische Hochzeit. Ich habe schon an der Hochzeit ihres Bruders und ihrer Schwester und auch ihrer Cou-Cousine getanzt. Ich wusste also, was da auf mich zukommt: sehr laute Musik, kitischige Kleider, Babyliss-Löckli, glänzende Anzüge und vor allem eine sehr geile Party zu sehr lüpfiger türkischer Musik.
Letztes Wochenende also war es soweit. In einer massiv überbelichteten Halle am Zürichsee luden Esra und Murat zur grossen «Ja, wir wollen für immer»-Fete. Im Vorfeld bat mich Esra, dass ich mich ein bisschen um Ali kümmern soll. Ali ist Murats Cousin aus Izmir. Mitte 20, Single, kann kein englisch. Sei aber heiss.
Merhaba Ali! <3
Ich erkenne Ali von weitem. Sein weisses Hemd sitzt perfekt. Sein Schmollmund lacht. Die dunklen Augen strahlen. Und mein Herz? Geht auf. Meine Libido? Sagt Hallo. Oder eben: Merhaba!
Noch bevor ich mich aufdrängen kann, donnert die Musik los. Nun tanzen alle im Kreis. Mein Herz tanzt mit. Esras Mutter durchschaut mich. «Zu jung für dich, Emma», sagt sie und lacht. «Wir werden sehen», sage ich und stürme den tanzenden Kreis.
Ich hab den Tanz im Vorfeld geübt. Mit Youtube-Tutorials. Ich kann ihn nicht sehr gut, aber es reicht, um die Türken für mich zu gewinnen. Ausser Ali. Der hat hier vor allem Party mit sich selber.
Esras Mutter rät mir, ihn zum Rauchen aufzufordern. Das mache ich. Ali ist begeistert. Wir stehen draussen, ziehen an unseren Zigis und lächeln uns ein bisschen an. Esra hat nicht übertrieben. Sein Englisch ist in etwa so wie mein Chinesisch. Inexistent.
Ich blöffe mit meinen paar Brocken türkisch. Ali ist beeindruckt. Und bringt mir einen Raki. Wir stossen an und exen. Das machen wir die nächsten paar Stunden einige Male. Dass wir uns nicht unterhalten können, macht nichts. Hier ist es sowieso viel zu laut, um überhaupt irgendein Wort miteinander zu wechseln.
Je später der Abend, desto betrunkener sind alle. Ich habe Murat eingeweiht. Der soll mir als Wingman den Ali klar machen. Also dezent. Zu viel Offensive schätzt der Türke nicht, sagt Murat immer.
Es ist schon nach 3 Uhr, als wir nur noch zu Zehnt hier sind. Die Band hat sich verabschiedet. Die Gäste singen jetzt selber. Bei «Simarik» von Tarkan kann ich auch mitsingen. Nimm das, Ali. Und Ali nimmt das.
Jetzt tänzelt er um mich rum. Seine gar nicht so zufälligen Berührungen gehen durch Mark und Bein. Ich ziehe ihn raus. Zum Rauchen. Nach dem vierten Zug schmeisse ich meine Zigi weg und packe ihn.
Ali ist's unangenehm. Er will nicht gesehen werden. Schliesse ich daraus, dass er mir seinen Hotelschlüssel zeigt und fragend anschaut.
ENDLICH!
Wir hauen ab. «Sei zumindest ein bisschen eine Lady», ermahnt mich Esras Mutter. Wir lachen.
So verschwinde ich also mit dem fast zehn Jahre jüngeren Türken, mit dem ich kein Wort reden kann, in die Nacht.
Kaum hat er die Tür hinter uns zugezogen, habe ich mein Kleid abgestreift. Er lehnt an der geschlossenen Türe, als ich meinen BH ausziehe. Er schaut mir zu und lächelt. Ali berührt mich nicht. Macht mich wahnsinnig an. Nun ziehe ich mein Höschen aus.
Das ist sein Weckruf. Nun packt er mich und wirft mich aufs Bett. Seine Küsse sind fordernd, sein Griff zwischen meine Beine sehr sicher. Was der da unten anstellt, ist der Himmel. Bevor ich nur schon seine Hose öffnen kann, bin ich gekommen.
(Hach Ali, du mein Fingering-König aus meinem ganz persönlichen 1001-Nacht-Märchen.)
Draussen pfeifen die Vögel, als er endlich in mich eindringt. Ali vögelt mich im Licht des Sonnenaufgangs am grossen Hotel-Fenster, im Bett und auf der hässlich geblümten Couch, die wahnsinnig quitscht.
Dann pennt er ein. Und schnarcht. Ich zünde eine Zigi an und überlege mir, ob und wie ich ihn wecken soll, um zumindest noch einmal Ali-gefingert zu werden.
Vielleicht aber muss man auch einfach aufhören, wenn es am besten war. Ich schaue Ali noch einmal an. Er schnarcht, grunzt und schmatzt. Ich ziehe mich leise an, male ein Lippenstift-Herz auf den Spiegel und haue ab.
Die nächsten zwei Tage kämpfe ich gegen einen massiven Kater, etwas aufgeschürfte Stellen ihr wisst schon wo und gegen einen Tinnitus, wie ich ihn nicht mal nach meiner ersten Streetparade 1998 ohne Oropax hatte.
Was hier wie ein Klagelied klingt, ist keines. Immerhin habe ich Dank Alis Fingerfertigkeiten sehr unverhofft meinen G-Punkt kennengelernt.
Viel Spass und Musse nun dem nächsten Typen, der mir ins Höschen fasst.
Aber hey, no pressure. Haha!
Adieu,