Lora Webb Nichols (1883-1962) erhielt ihre erste Kamera 1899 im Alter von 16 Jahren. Sofort begann sie den Alltag in der kleinen Bergbaustadt Encampment, Wyoming zu dokumentieren.
Im Laufe ihres Lebens schuf sie rund 24'000 Fotos. Ausserdem hinterliess sie Tagebücher, die sie während 65 Jahre führte, sowie ihre (unvollendeten) Memoiren.
Bereits 1906 arbeitete Nichols als Auftragsfotografin für Industriedokumentationen und Familienporträts. Sie entwickelte und druckte in einer Dunkelkammer, die sie in dem Haus einrichtete, das sie mit ihrem Mann und ihren Kindern teilte.
Nach dem Zusammenbruch der Kupferindustrie blieb Nichols in Encampment und gründete das Rocky Mountain Studio, einen Fotografie- und Fotofinishing-Service, um ihre Familie zu unterstützen. Ihr kommerzielles Studio war in den Zwanziger- und Dreissigerjahren ein zentraler Punkt in der Stadt.
Nichols' Archiv, das Fotos von 1899 bis in die Fünfzigerjahre umfasst, könnte die umfangreichste fotografische Aufzeichnung dieser Epoche und Region sein, die es gibt: Tausende von Porträts, Stillleben von häuslichen Interieurs und Landschaften, alle mit einem schnörkellosen, geradlinigen, oft humorvollen Blick für die kleinen Strukturen und Gesten des täglichen Lebens.
1935 zog Nichols nach Stockton in Kalifornien, wo sie weiterhin fleissig fotografierte, wenn auch nicht mehr als Hauptlebensunterhalt. 1956 kehrte sie nach Encampment, Wyoming zurück.