Leute, dreht den Volumenknopf auf und drückt hier bitte auf «Play»:
Das, verehrtes Publikum, ist William Shatner, der mit Gastsänger Joe Jackson den Hit «Common People» von Pulp zum Besten gibt. Zu hören auf William Shatners 2004er-Album «Has Been».
Jawohl, William Shatner, Captain Kirk vom Raumschiff Enterprise höchstpersönlich, hatte – und hat weiterhin, übrigens – eine beeindruckende Karriere als Musiker.
Wobei hier der Begriff «Musiker» ... na ja ... etwas grosszügig definiert werden muss, denn Shatners unnachahmlicher Stil würde treffender als «spoken word» oder «performance art» definiert, wählt er doch stets eine theatralische, deklamatorisch gesprochene Vortragsweise von Songtexten, selbst wenn seine Stimme von einer Rockband oder einem Techno-Beat begleitet wird. Aber gerade deshalb ist sein Stil ebenso einzigartig wie ikonisch.
Seit fast einem halben Jahrhundert veröffentlicht die Science-Fiction-Ikone Alben mit ungewöhnlichen Coversongs, Gedichten und extravaganten Performances, die von Psychedelia bis zu Shakespeare reichen.
Angefangen hat alles 1968, mit «The Transformed Man», mitten in der allerersten «Star Trek»-Staffel veröffentlicht – und zudem noch auf dem Höhepunkt der psychedelischen Ära.
In seinem Debüt verarbeitet Shatner Werke von Shakespeare und den Beatles zu amüsanten, aber auch beunruhigenden Inszenierungen. Legendär ist seine Interpretation von «Lucy in the Sky with Diamonds», das irgendwie noch trippiger und düsterer als das Original daherkommt. Wohl, weil er schreit …
Nettere Kritiker haben «The Transformed Man» als «unfreiwilligen Comedy-Klassiker» bezeichnet, während andere wesentlich härter ins Gericht gingen, wie das englische «Q Magazine», das es zu einem der 50 worst albums of all time erklärte. Aber hey – vielleicht war Shatners einziger Fehler, ein Konzeptalbum auf eine Welt loszulassen, die damit nicht umgehen konnte.
1976 folgte ein vergleichsweise konventionelles Album mit Lesungen aus Isaac Asimovs «Foundation»-Trilogie. Doch 1977 überraschte Shatner die Welt ... mit einem Live-Album:
«This is a brain, not a cauliflower!» («Dies ist ein Gehirn, kein Blumenkohl!»), wirft er einem erstaunten Publikum entgegen. Etwas musikalische Untermalung gibt es hier und dort, etwa die New-Age-Synthesizer auf «Go with Me/High Flight», aber im Grossen und Ganzen gibt der Schauspieler philosophische Betrachtungen über Raumfahrt, Cyrano de Bergerac, das menschliche Gehirn oder den Mond zum Besten.
Den mäkelnden Kritikern zum Trotz nahm Shatner weiterhin Songs und Alben auf – seit dem eingangs erwähnten Album «Has Been» aus dem Jahr 2004 sind es deren neun; letztmals 2024 mit «Where Will the Animals Sleep? Songs for Kids & Other Living Things». Shatner pendelt dabei gerne und mühelos zwischen ernst gemeinten Produktionen wie etwa seinen Lesungen aus dem Alten Testament («Exodus: An Oratorio», 2008) und leichtfüssigeren, selbstironischen Zusammenstellungen von Rocksong-Covers wie dem Album «Seeking Major Tom» von 2011.
Allerdings erreicht nichts das surreale Niveau seiner Interpretation von «Bohemian Rhapsody». You have been warned:
Leute, letztendlich ist dies ein Hoch auf das Recht, anders zu sein. Auf die noble Haltung, ästhetische Normen links liegenzulassen und eine eigene, eigenständige Kreativität zu feiern. Leute, dies ist eine Ode an das Opus von William Shatner!
Und als Bonus gibt es William Shatners Auftritt an der Lifetime-Achievement-Show von ... George Lucas 😂😂😂
Leonard Nimoy (Mr. Spock aus «Star Trek») hatte auch eine Musikkarriere. Auch geil.