«Töchterchen, wir gehen heute Abend Hamburger essen!»
«Yay!»
«Du musst unbedingt diesen neuen 100 % pflanzlichen Burger probieren!»
«...»
BREAKING NEWS in Food-Zürich! Kürzlich überstürzten sich die (Promo-)Meldungen, der Beyond Meat Burger sei erhältlich – jenes Wunderprodukt aus Kalifornien, 100% pflanzlich, aber mehr Proteine als Fleisch! Ausserdem CO2-neutral, GMO-frei, Soja-frei, Gluten-frei ... und vor allem: geschmacklich kaum von Fleisch zu unterscheiden. Sogar «bluten» soll es, das Ding. Bill Gates ist Investor, und in den Bio-Supermärkten von Whole Foods Market der USA sind Beyond-Produkte Verkaufsrenner. Und per sofort auch hierzulande erhältlich.
OK, testen wir mal! Und mit «wir» meine ich meine Wenigkeit und eine Person, die oft und gerne Burger isst: meine 10-jährige Tochter.
Nein, sie ist keine Vegetarierin. Zwar findet sie, «Häsli sollte man nicht essen, weil die sind sooo herzig», aber auf meine Entgegnung, Lämmli seien doch auch herzig, aber Lamb Chops schletze sie wie keine Zweite, hat sie keine Antwort parat. Aber wie mancher urbane Tween ist sie von allem angezogen, was entfernt nach südkalifornischem Girlie-Lifestyle riecht. Das kann durchaus auch mal ein Vegi-Burger sein.
Ortstermin ist einer dieser Zürcher Gourmet-Burger-Läden, von denen es inzwischen diverse gibt (googelt es selbst). Ich bestelle also den Beyond-Burger und zwar mit allem drum und dran: Baumnüsse, ein «veganer Tartare-Frischkäse», rotes Pesto und Rucola. 28 Hämmer kostet der.
Nun ist Ms. Baroni dran:
Sie nimmt einen Biss und verkündet, Sauce und Käse habe sie nicht gern. 🙄
Tja, das ist hier nun jene Phase der Kindheit, in der Essen möglichst unbefleckt daherkommen muss und jedes erkennbare Stückchen Peterli des Teufels ist. Oder anders erklärt: Pesto ist fein, aber Basilikum auf der Pizza ist wäh. Kinderlogik halt. Geht vorbei.
«Okay, nimm ein paar Bisse vom Burger ohne Zutaten!» Macht sie artig und verkündet:
Ich hab's dann fertig gegessen: Hey, der Burger ist ziemlich, ziemlich lecker! Die Kombination mit den Toppings funktioniert wunderbar. Die Kombi, wohlgemerkt, denn ich habe vom veganen Frischkäse auch separat probiert und fand diesen per se nicht sonderlich geniessbar. Macht nichts – der übliche Schmelzkäse eines Cheeseburgers schmeckt alleine für sich ebenso wenig; ein guter Burger ist immer die Summe seiner Zutaten. Brötchen, rotes Pesto, Baumnüsse, Rucola: Mmh!
Und nun das Beyond Meat? Ist es wirklich geschmacklich kaum von Fleisch zu unterscheiden?
Ach, selbst in Kombination mit Brötchen und Toppings bekam ich nie wirklich das Gefühl, Rindfleisch zu essen. Und wenn man vom Patty alleine probiert, schon gar nicht. Was nicht heisst, dass es nicht fein ist. Von allen Vegi-Burgern, die ich bis dato probieren durfte, ist der Beyond Burger vermutlich der Beste. Er ist aber – einmal mehr – geschmacklich kein Ersatz fürs Original. Ach, es verhält sich ähnlich wie die jüngst besprochenen Carbonara-Variationen von Jamie Oliver: gewiss sehr fein – aber nenn es nicht Carbonara. Der Beyond Burger ist gewiss sehr fein – aber nenn es nicht Fleisch. Besteht man darauf, das zu tun, lautet das Fazit dann eben:
«Schmeckt irgendwie komisch.»