Das älteste ... und vielleicht HÄRTESTE Rennen der Welt
Ich musste husch in meiner Fotobibliothek bis zum November 2013 zurückblättern, doch ich hab's gefunden:

Jap, da stehe ich also abends an einem Novemberwochenende in South Kensington – und was fährt mir da vor der Nase über die Kreuzung? Vier Hipster in ... einem verdammten Renault aus dem Jahr 1902! Wie genial ist denn das??!
Gewiss, dies ist eines jener «Only in London»-Momente – doch der Zeitpunkt liess einen Kontext vermuten: Wohl würde dieses übercoole Vehikel am jährlichen London to Brighton Veteran Car Run teilnehmen.
Willkommen, also, zur ältesten Motorsportveranstaltung der Welt! Rund hundert Kilometer sind zu fahren – vom Londoner Hyde Park bis zur Strandpromenade von Brighton. Der Clou dabei: Zugelassen sind nur Fahrzeuge mit einem Baujahr vor 1905.
Oh, ja. Die modernsten Autos, die an dieser Rally teilnehmen, sind 120 Jahre alt.
Mit gutem Grund: Das erste Rennen dieser Art fand, sage und schreibe, im Jahr 1896 statt – als Feier anlässlich der Aufhebung des Red Flag Act.
Auch Locomotive Act genannt, war dies ein Gesetz, das vorschrieb, dass ein Gefährt ohne Pferde oder ein Automobil höchstens mit 4 Meilen in der Stunde (~ 6,4 km/h) fahren durfte, innerorts gar nur 2 Meilen pro Stunde. Und vor jedem Automobil hatte ein Fussgänger vorauszulaufen, der zur Warnung der Bevölkerung mit einer roten Flagge (red flag) winken musste. 1896 wurde das Gesetz aufgehoben, weshalb das erste London-Brighton-Rennen unter dem Titel The Emancipation Run stattfand und mit dem symbolischen Zerreissen einer roten Flagge gestartet wurde.
Die nächste Austragung fand 1927 statt, und seitdem wird es jährlich veranstaltet (mit Ausnahme der Kriegsjahre), sodass der Run das weltweit längst bestehende Rennen ist.
Der London to Brighton Veteran Car Run ist damit auch die grösste Versammlung von Veteranenfahrzeugen aus der Frühphase der Automobilgeschichte. Dieses Jahr waren es 384 Fahrzeuge. Neben vierrädrigen Autos mit Verbrennungsmotor sind Dampfwagen und Elektroautos dabei. Zum Teil auch Dreiräder oder frühe Motorräder.
Das Rennen findet jeweils am ersten Sonntag im November statt und beginnt bei Sonnenaufgang im Hyde Park in London.
Naja, «Sonnenaufgang» ... Sonne gibt es da wenig bis gar keine im nasskalten November.
Dies sind übrigens Bilder der diesjährigen Veranstaltung vom 2. November 2025.
Du bist vielleicht cool, aber niemals «Burnout in einem Dampfauto aus dem Jahr 1896»-cool ... oder so ähnlich.
Selbst in den frühen Morgenstunden kann es in der Londoner Innenstadt ordentlich Verkehr geben.
Alsbald gibt es erste Pannen, ...
... aber immerhin: Von 384 Startenden schafften es 340 bis ans Ziel in Brighton.
Einmal aus London raus, machte heuer das Wetter auch etwas besser mit. Hier ein Herr auf einem motorisierten Fahrrad aus der Zeit um die Jahrhundertwende.
Obwohl ... die härtesten aller allerhärtesten härten Siecher machen den Run auf einem 1880er-Hochrad!
Sehen wir uns doch husch mal die teilnehmenden Lenkerinnen und Lenker etwas genauer an!
Einige dieser Bilder sind vom Vortag des Rennens, an dem die teilnehmenden Autos und Fahrerinnen und Fahrer beim St. James Motoring Spectacle präsentiert wurden.
Doch nicht wenige fuhren das Rennen selbst auch in epochengerechter Kluft.
Eigentlich ist der London to Brighton Run kein Rennen im strengen Sinne. Die Organisatoren weigern sich etwa, eine Reihenfolge zu veröffentlichen, in der die Fahrzeuge einlaufen. Auch dürfen die Teilnehmer eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 20 mph (32 km/h) nicht überschreiten.
Trotzdem: Jeder, der vor 16:30 Uhr an der Seepromenade Madeira Drive in Brighton ankommt, erhält eine Medaille.
Aber am Ende ist es vor allem eines: ein Riesenspass.
