Wer sind wir? Was wollen wir? Welchen Weg wollen wir gehen? Welcher Trainer passt zur DNA unseres Klubs? Zu unseren Spielern? Zu unserem Potenzial? Wer sich diese Fragen stellt, hat bei der Anstellung des Trainers gute Aussichten auf Erfolg. Dafür gibt es ein paar Beispiele aus jüngster Zeit.
Raeto Raffainer holt als Verbandssportdirektor mit Patrick Fischer den passenden Trainer zur Philosophie der «Swissness».
Chris McSorley macht bei der Verjüngung seines Teams konsequenterweise seinen erfolgreichen Juniorentrainer zum Chefcoach und Servette wird unter Patrick Emond wieder zum Spitzenteam.
Sven Leuenberger holt nach dem Scheitern eines schwedischen und eines kanadischen Coaches mit dem weltmeisterlichen Rikard Grönborg einen Trainer, der skandinavische und nordamerikanische Philosophie verbindet, und die ZSC Lions verbessern sich von Rang 9 auf den 1. Platz.
Präsident Filippo Lombardi setzt auf die eigene Kultur. Paolo Duca wird Sportchef und macht Luca Cereda zum Cheftrainer. Seither ist Ambri erstaunlich erfolgreich und hat seine Magie wiedergefunden.
Raeto Raffainer wechselt zum HC Davos und nimmt mit Christian Wohlwend den passenden Trainer mit, der die von Arno Del Curto geprägte sportliche Kultur weiterführt. Die Mannschaft steigt aus dem Ranglistenkeller wieder in die Spitzengruppe auf.
Beispiele, die uns zeigen, wie der Erfolg durch sorgfältiges, professionelles Vorgehen bei der Trainerwahl machbar ist.
Aber eine Garantie gibt es in einem so unberechenbaren Spiel auf rutschiger Unterlage nie. Die ZSC Lions machen alles richtig, als sie einen Nachfolger für Marc Crawford verpflichten: Sie setzen auf eine neue, skandinavische Philosophie und holen mit Hans Wallson den nach menschlichem Ermessen bestmöglichen Trainer. Der Schwede scheitert. Meister wird schliesslich Nottrainer Hans Kossmann.
Zwei seiner letzten vier Titel verdankt der SCB spontanen Entscheiden und nicht einer langfristigen Strategie. Antti Törmänen und Lars Leuenberger holen als Assistenten für ihre gefeuerten Chefs Larry Huras (2013) bzw. Guy Boucher (2016) die Meisterschaft.
Glück gehört eben auch dazu. Der grosse Napoléon wusste schon, warum er vor den Beförderungen zum General oder zum Marschall stets fragte: Aber hat der Mann auch Glück?
Einen «Nobody» zum General oder zum Marschall zu machen, war also immer schon ein wenig Glückssache. Aber es zieht sich eben auch ein roter Faden durch all die Beförderungen von Nobodys zu Trainern. Sie sind jung und stehen am Anfang ihrer Karriere. Arno Del Curto wird mit 40 Trainer in Davos, Bill Gilligan mit 34 Cheftrainer in Bern. Luca Cereda ist bei der Ernennung zum Cheftrainer in Ambri 37. Patrick Emond ist zwar schon 54, als er zum ersten Mal Cheftrainer wird – aber er hat zuvor zehn Jahre lang als Nachwuchstrainer gearbeitet und die DNA von Servette verinnerlicht. Kevin Schläpfer wechselt in Biel mit 41 vom Büro des Sportchefs an die Bande. Larry Huras kommt im Alter von 30 Jahren zum ZSC.
Und noch etwas ist all diesen Nobodys eigen: Sie wissen bereits, wie man gewinnt. Bill Gilligan holt vor seinem Engagement beim SCB in Klagenfurt viermal hintereinander den Titel. Bevor Arno Del Curto Davos übernimmt, hat er mit dem ZSC den Titanen Lugano aus den Playoffs gekippt und Luzern in die NLB geführt.
Christian Wohlwend ist erfolgreicher U-20-Nationalcoach (Halbfinal U-20-WM), bevor er nach Davos zügelt. Patrick Emond gewinnt vor seiner Beförderung zum Cheftrainer zweimal hintereinander die Elite-Juniorenmeisterschaft. Kevin Schläpfer hat sich vor seiner Ernennung zum Headcoach bereits zweimal unter maximaler Belastung in der Liga-Qualifikation als Nottrainer bewährt. Larry Huras gewinnt vor seinem Wechsel in die Schweiz als Spielertrainer dreimal die französische Meisterschaft.
Aber noch nie hat ein Hockeyunternehmen von der Bedeutung des SC Bern einen «Nobody» als Trainer für zwei Jahre engagiert, der in mehr als 30 Jahren an der Bande nie irgendwo etwas gewonnen hatte, der die DNA des Klubs nicht kennt, der keinerlei Kenntnisse unserer Hockeykultur hat und mit 61 im späten Spätherbst seiner Karriere steht. Diese Trainerwahl widerspricht jeder Logik der Branche.
Aber gibt es bei einem Lottogewinn eine Logik? Nein. Die Chancen, dass Don Nachbaur ein grosser SCB-Trainer wird, sind ungefähr gleich gross wie die Aussichten auf einen siebenstelligen Lottogewinn. Wenn der kanadisch-österreichische Doppelbürger Meister wird, werde ich SCB-Manager Marc Lüthi darum bitten, mir einen Lottoschein auszufüllen.
Die SCB-Sportabteilung sprengt alle Dimensionen. Sie fordert die Hockey-Götter in unverantwortlicher Art und Weise heraus und spielt Lotto. Ende der Polemik.