Es ist eines ganz sicher nicht: ein normales Fussballspiel. Schalke gegen Dortmund. «Herne-West» gegen «Lüdenscheid-Nord». An diesem Samstag um 15:30 Uhr findet das Revierderby zum 176. Mal statt.
Und für den unwahrscheinlichen Fall, dass dort draussen auch nur ein einziger Mensch existiert, dem bei diesem Aufeinandertreffen nicht die Krawatte platzt, rufen wir die besten Derbys noch einmal in Erinnerung.
Die 5 denkwürdigsten Ruhrpott-Derbys der jüngeren Geschichte:
Heute vor 45 Jahren: Beim Derby #BVBS04 beißt Schäferhund Rex Friedel Rausch. https://t.co/3ucMKOUjld pic.twitter.com/UqnFZTOSmT
— Fußballgeschichte (@HisTOOORie) 6. September 2014
In der Saison 1969 treffen Dortmund und Schalke bereits am vierten Spieltag aufeinander. Es ist Herbst. Im Dortmunder Stadion «Rote Erde» gibt es keine Zäune. 40'000 Zuschauer drängen sich bis dicht an den Spielfeldrand. Die Fans werden zur Spielfeldbegrenzung.
Schalke geht in Führung. Der Schalker Anhang jubelt, stürmt den Platz. Die Dortmunder Ordnungshüter jagen mit Hunden hinterher.
Und dann das: Plötzlich liegt ein Schalker Spieler am Boden. Friedel Rausch kniet und schreit.
1969: Ein Hund beißt Friedel Rausch ins Gesäß. Der S04-Spieler bekommt eine Spritze und spielt einfach weiter #ssnhd pic.twitter.com/NIeLd9DkHu
— Sky Sport News HD (@SkySportNewsHD) 8. November 2015
Der fünfjährige Schäferhundrüde Rex hat den Schalker Spieler am Gesäss erwischt.
Rausch bekommt eine Tetanusspritze, kneift die Hinterbacken zusammen und spielt weiter.
Dortmund gelingt noch der Ausgleich.
Rausch ist allerdings kein Einzelfall. Es erwischt auch einen zweiten Schalker: Rauschs Mannschaftskollege Gerd Neuser wird während des Platzsturmes in den linken Oberschenkel gebissen.
Die Gebissenen erhalten vom BVB-Präsidium später 500 Mark Schmerzensgeld – und einen Blumenstrauss.
Zum Rückspiel empfingen die Schalker den Erzrivalen dann mit einem Löwen.
Gebissen wurde niemand.
Das Spiel endet wieder 1:1.
Saison 97/98. Das Dortmunder Westfalenstadion zählt 55'000 Zuschauer. Es ist der letzte Spieltag vor der Winterpause.
Die reguläre Spielzeit ist vorbei. Dortmund führt 2:1.
Das Schalker «Kampfschwein» Marc Wilmots quält sich ein letztes Mal über den Flügel und flankt ins Nichts. Der Schiedsrichter gibt irrtümlicherweise Eckball für Schalke. Olaf Thon schiesst die Ecke, Thomas Linke verlängert per Kopf.
Am zweiten Pfosten steht plötzlich
ein Mann bereit, der wohl irgendwie die Strafräume verwechselt hat. Schalke-Tormann Jens Lehmann schraubt sich in die Luft und trifft per Kopf zum Ausgleich.
Es ist das erste Feldtor eines Torhüters. Das 33'325 Bundesligator ist damit ein historisches.
Herbst 1966. Über das Dortmunder Stadion «Rote Erde» hat sich ein dichtes Nebelband gelegt.
Zuschauer freuen sich auf ein hitziges Derby und sehen doch – nichts. Und auch die Spieler haben so ihre Schwierigkeiten.
Schalkes Klaus Fichtel doziert:
Und der Dortmunder Lothar Emmerich, der in diesem Spiel angeblich drei Tore geschossen hat, weiss nach dem Spiel mit dieser messerscharfen Hypothese zu überzeugen:
Endergebnis: 6:2 für Dortmund, heisst es. Gesehen hat es kaum jemand.
12. Mai 2007. Schalke ist Fast-Meister. Bis zum Revierderby zumindest. Am vorletzten Spieltag treffen Dortmund und Schalke aufeinander.
Dortmund, das sich unter dem Trainervulkan Thomas Doll durch die Saison rumpelt, zeigt natürlich gegen Schalke, das ja eigentlich doch was geht. Alex Frei und Ebi Smolarek treffen für Dortmund. Endergebnis: 2:0.
Stuttgart wird Deutscher Meister. Und die BVB-Spieler Kehl, Weidenfeller und Metzelder posieren in einem originellen Trikot mit der Aufschrift: «Meister der Herzensbrecher – zweizunull». Brüller.
Alex Frei wird auch ein Jahr später, am 13. September 2008 nochmals zum Herzensbrecher für die «Knappen». Schalke führt im Derby 3:0, doch Dortmund holt auf und der zur Halbzeit eingewechselte Schweizer trifft nach 70 Minuten zum 2:3 und nach 89 Minuten zum 3:3.
26. November 2017. Die Zeitungen titeln später «Jahrhundertderby».
Der kriselnde BVB geht überraschend in Führung. Noch bevor Aki Watzke «Thomas Tuchel» buchstabieren kann, steht es 4:0 für den BVB. Sogar Mario Götze trifft per Kopf. Die Welt für einen Dortmund-Fan könnte in diesem Moment schöner nicht sein. Doch dann passiert etwas Unerhörtes:
Der Schiedsrichter pfeift zur Halbzeit.
Darauf sind die Dortmunder offensichtlich nicht vorbereitet.
Oder um es mit den Worten des ehemaligen schottischen Nationalspielers Ian St. John zu sagen: «Ich wäre überrascht, wenn das Spiel bis zum Ende dauert.»
Nach Wiederanpfiff starten die Schalker die Aufholjagd.
Plötzlich steht es 3:4. Die 90 Minuten sind um. Der Schiedsrichterassistent hebt die Tafel in die Luft. Darauf ist eine 7 zu sehen. In der vierten Minute der Nachspielzeit bekommt Schalke dann einen Eckball.
Jewhen Konopljanka schiesst die vielleicht erste brauchbare Flanke seines Lebens. Der Mann ohne Vornamen (sie nannten ihn Naldo) köpft ein.
Der Schalker Anhang tobt. Naldos Glatze wird geküsst.
Das 4:4 wird für den BVB zur gefühlten Niederlage. Und der Anfang vom Ende für Dortmunds Trainer Peter Bosz.
#Bosz bleibt seiner Linie immer treu #bvb #bvbso4 pic.twitter.com/JvkYJnmgzi
— David Theis (@David_Theis) 26. November 2017