Sport
Fussball

19-jähriger Mexikaner macht sich zum Juventus-Talent

Dionicio Farid erfand eine Bilderbuch-Karriere – nun ist er aufgeflogen.
Dionicio Farid erfand eine Bilderbuch-Karriere – nun ist er aufgeflogen.bild: twitter

19-jähriger Mexikaner macht sich auf Instagram zum Juve-Talent – und keiner merkt's

12.10.2018, 14:0113.10.2018, 06:35

Dionicio Farid Rodriguez Duran hatte denselben Traum, den so viele Teenager rund um den Globus haben: Er wollte Profifussballer werden. Leider fehlte dem 19-jährigen Mexikaner das nötige Können. In der heutigen Zeit kein Problem … via Social Media machte sich Farid kurzerhand zu einem aufstrebenden Talent von Juventus Turin.

Auf Instagram legte er ein Fake-Profil an und lebte seinen Traum so zumindest virtuell. Farid änderte mit Photoshop Bilder einer Nachwuchs-Mannschaft von Juventus, indem er seinen Kopf auf den Körper eines echten Spielers setzte und behauptete, es sei die U20. Niemandem fiel auf, dass Juve nur ein U21-Team, nicht aber eine U20-Mannschaft führt.

Auf den Kopf des Portugiesen Joao Serrao setzte Farid seinen eigenen.
Auf den Kopf des Portugiesen Joao Serrao setzte Farid seinen eigenen.bild: twitter/@ BillyEscobar7

In einem weiteren seiner insgesamt 32 Instagram-Beiträgen zeigte er sich im Juve-Trikot mit der Nummer 41 und schrieb unter den Post ziemlich dreist: «Sehr glücklich über mein erstes Tor und unsere Leistung.» Ausserdem zeigte er sich dabei, wie er kleinen Kindern Autogramme gibt.

Farid? Ein künftiger Star. Ganz klar …
Farid? Ein künftiger Star. Ganz klar …bild: twitter
Wie ein echter Star: Farid gibt Autogramme.
Wie ein echter Star: Farid gibt Autogramme.bld: twitter

Auch den früheren Verlauf seiner Karriere erfand Farid sorgfältig. Er gab an, für die mexikanischen Klubs Lobos BUAP und UNAM Pumas gespielt zu haben, bevor Juventus während eines USA-Aufenthalts auf ihn aufmerksam geworden sei. Seine Eltern hätten 7000 Pesos gespart, um ihn dann nach Europa zu schicken.

Bald hatte Farid auf Instagram mehr als 16'000 Follower. Auf den ersten Blick wirkte alles echt – so echt, dass sogar mexikanische Journalisten auf Farids Lügengeschichten hereinfielen. 

Farid jongliert im Juve-Tirkot – die Tattoos dürfen nicht fehlen.
Farid jongliert im Juve-Tirkot – die Tattoos dürfen nicht fehlen.bild: twitter

Farid gibt erste Interviews, in der Tageszeitung «El Mundo de Tehuacan» erscheint im September 2017 eine mehrseitige Reportage über das 19-jährige Supertalent und der «Marcador» stilisiert ihn bereits zum kommenden Juve-Stammspieler hoch.

In Mexiko erscheinen Zeitungsberichte über Farid.
In Mexiko erscheinen Zeitungsberichte über Farid.bild: twitter

ESPN Mexico bemüht sich in der Folge mehrmals um ein Interview ... vergebens. Mittlerweile ist Farids Schwindel aufgeflogen. Sein Instagram-Account wurde am 10. Oktober gelöscht und der kurze Ruhm des Fake-Fussballers ist in den unendlichen Weiten des Internets verschwunden.

Farids Vorgänger: Dia und Kaiser

Farid ist übrigens nicht der erste Fake-Fussballer. Der Senegalese Ali Dia wurde 1996 vom FC Southampton verpflichtet, nachdem er behauptet hatte, 13-facher Nationalspieler und Cousin von Weltfussballer George Weah zu sein. Alles erfunden – und trotzdem kam Dia gegen Leeds United zu einem 53-minütigen Einsatz in der Premier League.

Wegen vieler Verletzter kam Dia in der 32. Minute aufs Feld, wurde in der 85. Minute aber wieder ausgewechselt. «Er sah aus wie ‹Bambi on Ice›, es war richtig peinlich», sagte der damalige Teamkollege Matt Le Tissier damals. Es blieb Dias einziger Einsatz, danach wurde der Vertrag aufgelöst. Erst zwei Jahrzehnte später erzählte Dia in einem lesenswerten Artikel seine Sicht der Dinge und sagte: «Ich habe ein reines Gewissen.»

Die Geschichte von Ali Dia.Video: YouTube/Milos Cuparic

Unvergessen auch die Story von Carlos Henrique Kaiser, der trotz mangelndem Talent 20 Jahre immer wieder einen Profivertrag erhielt. Meist simulierte er Verletzungen, um nicht spielen zu müssen. Prominente Fussballerkollegen halfen ihm immer wieder, irgendwo Unterschlupf zu finden. Warum? Weil sie den «Kaiser» sympathisch fanden.

Sie waren «Golden Boys»: Zum besten Talent der Welt gekürt

1 / 24
Sie waren «Golden Boys»: Zum besten Talent der Welt gekürt
2024: Lamine Yamal (FC Barcelona).
quelle: keystone / manu fernandez
Auf Facebook teilenAuf X teilen

Putin macht eine Instastory

Video: watson/Emily Engkent
Das ist der moderne Fussball
Oh Mäzen, mein Mäzen – wie der Schweizer Fussball ums finanzielle Überleben kämpft
30
Oh Mäzen, mein Mäzen – wie der Schweizer Fussball ums finanzielle Überleben kämpft
von françois schmid-bechtel
«Hunderte Dinge haben mich genervt» – dieser Fan boykottiert seit einem Jahr Fussball
56
«Hunderte Dinge haben mich genervt» – dieser Fan boykottiert seit einem Jahr Fussball
von Arne Siegmund
Nur noch 7 Profis im Kader – Traditionsklub Bolton droht der totale Kollaps
4
Nur noch 7 Profis im Kader – Traditionsklub Bolton droht der totale Kollaps
von Philipp Reich
Wir würden als Sportchefs für 100 Millionen diese Teams zusammenstellen – und du?
50
Wir würden als Sportchefs für 100 Millionen diese Teams zusammenstellen – und du?
von Lea Senn, Sandro Zappella
Marcel Reif zum St.Galler VAR-Drama: «Das ist nicht die Idee des VAR, so schadet er»
21
Marcel Reif zum St.Galler VAR-Drama: «Das ist nicht die Idee des VAR, so schadet er»
Barça patzt, Real profitiert – das ist der «japanische Messi» Takefusa Kubo
9
Barça patzt, Real profitiert – das ist der «japanische Messi» Takefusa Kubo
von Adrian Bürgler
Der ÖFB-Cup als Fundgrube für jeden mit einem Herz für grossartige Klubnamen
19
Der ÖFB-Cup als Fundgrube für jeden mit einem Herz für grossartige Klubnamen
Falschen Jallow verpflichtet: Türkischer Klub leistet sich Transfer-Blamage des Sommers
10
Falschen Jallow verpflichtet: Türkischer Klub leistet sich Transfer-Blamage des Sommers
4 Fussball-Stars erstreiken sich den Wechsel – und immer soll es zu Barcelona gehen
34
4 Fussball-Stars erstreiken sich den Wechsel – und immer soll es zu Barcelona gehen
von Adrian Bürgler
11-Jähriger trifft Messi im Strandurlaub – und spielt eine Runde mit ihm
8
11-Jähriger trifft Messi im Strandurlaub – und spielt eine Runde mit ihm
Kein Witz! Darum heisst Juventus Turin im neusten FIFA-Game «Piemonte Calcio»
48
Kein Witz! Darum heisst Juventus Turin im neusten FIFA-Game «Piemonte Calcio»
Warum es besser wäre, wenn jeder Klub nur noch drei Transfers tätigen dürfte
44
Warum es besser wäre, wenn jeder Klub nur noch drei Transfers tätigen dürfte
von Ralf Meile
Rassismus-Vorwürfe gegen einen FCSG-Spieler – was geschah im Testspiel gegen Bochum?
15
Rassismus-Vorwürfe gegen einen FCSG-Spieler – was geschah im Testspiel gegen Bochum?
von luca ghiselli
Psychologe analysiert Tattoos von Fussballprofis – mit klarem Ergebnis
19
Psychologe analysiert Tattoos von Fussballprofis – mit klarem Ergebnis
von Katharina Reckers
Kevin-Prince Boateng haut neuen Rapsong raus – aber was macht das Pferd da eigentlich?
6
Kevin-Prince Boateng haut neuen Rapsong raus – aber was macht das Pferd da eigentlich?
Die teuersten Teenager der letzten 25 Jahre – so krass sind die Transfersummen explodiert
6
Die teuersten Teenager der letzten 25 Jahre – so krass sind die Transfersummen explodiert
von Sandro Zappella
Topklubs haben schon fast 1 Milliarde für Transfers ausgegeben – die Übersicht
11
Topklubs haben schon fast 1 Milliarde für Transfers ausgegeben – die Übersicht
Liga gibt zu, dass der VAR in St.Gallen nicht hätte eingreifen dürfen
24
Liga gibt zu, dass der VAR in St.Gallen nicht hätte eingreifen dürfen
Vier Gründe, warum Bayern München einfach keinen Topstar abkriegt
82
Vier Gründe, warum Bayern München einfach keinen Topstar abkriegt
von Philipp Reich
Ein Problem namens Wanda – wie Torjäger Mauro Icardi bei Inter in Ungnade gefallen ist
20
Ein Problem namens Wanda – wie Torjäger Mauro Icardi bei Inter in Ungnade gefallen ist
von Philipp Reich
Ausländer-Trios, werbefreie Trikots oder das Nasenpflaster – 16 Dinge, die aus dem Fussball verschwunden sind
39
Ausländer-Trios, werbefreie Trikots oder das Nasenpflaster – 16 Dinge, die aus dem Fussball verschwunden sind
von Philipp Reich
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
Du hast uns was zu sagen?
Hast du einen relevanten Input oder hast du einen Fehler entdeckt? Du kannst uns dein Anliegen gerne via Formular übermitteln.
0 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Ein Viertel der Qualifikation ist vorbei – was uns bei den 14 NL-Klubs aufgefallen ist
Am Freitag steht die 13. Runde der National-League-Saison an – womit ein Viertel der Regular Season bereits gespielt ist. Wir sagen dir, was bei jedem der Teams auffällt.
Kein anderes Team der Liga hat mehr Tore erzielt als der Leader HC Davos. Bei 5-gegen-5 erzielen die Bündner 3,57 Tore pro 60 Minuten Eishockey – fast ein halbes Tor mehr als der nächstbeste Klub, Lausanne.
Zur Story