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Immerhin gab es am Ende diesen Sieg. Den ersten seit drei Spielen und dem 2:1 im letzten November in Österreich. Den Sieg, den die Schweizer brauchten, um am Montag mit einem Erfolgserlebnis zur EM nach Frankreich zu fliegen und am 11. Juni zum ersten EM-Spiel gegen Albanien anzutreten. Den Sieg verdankten die Schweizer letztlich einem, der zunächst ein Verlierer des Abends hätte werden können. Admir Mehmedi sass zunächst auf der Ersatzbank - aus der Startformation verdrängt beim letzten Test vor dem EM-Startspiel.
Doch nach der Pause kam Mehmedi rein, brachte umgehend Schwung ins Angriffsspiel und krönte seine Leistung in der 75. Minute nach Vorarbeit von Blerim Dzemaili und Shani Tarashaj mit dem entscheidenden 2:1. Das Tor kam keine Sekunde zu spät, weil das Publikum unruhig geworden war nach dem überraschenden Ausgleich Moldawiens fünf Minuten zuvor. Der Stürmer Radu Ginsar hatte Roman Bürki mit einem Schuss aus 25 Metern überrascht.
Dieses Tor hatte so gar nicht zum Schweizer Drehbuch gepasst. Ein weiterer siegloser Auftritt hätte so vieles in Frage stellen können, was die Schweizer in diesen Tagen im Tessin vorgelebt hatten: gute Trainings, eine positive Stimmung und eine neue Mentalität im Vergleich zu den misslungenen Auftritten im März.
Doch es war auch so, dass die Anforderungen der Schweizer an dieses letzte EM-Testspiel anspruchsvoll waren. Denn zum einen sollte Moldawien der ideale Gegner sein, gegen den man endlich den ersten Sieg im EM-Jahr realisieren konnte und mit schönen Spielzügen das Publikum begeistern wollte. Zum anderen aber sollte Moldawien, die FIFA-Nummer 159 mit nur zwei Siegen (gegen Andorra) aus den letzten 24 Spielen, einen kompakten Abwehrriegel aufziehen, damit die Schweizer möglichst harzige Spielsituationen für die EM-Partien gegen Albanien und Rumänien simulieren konnten.
So gesehen passten die 90 Minuten zur Erwartungshaltung der Schweizer. Sie begannen schwungvoll, durften sich einige Minuten austoben und gingen schon nach zwölf Minuten in Führung. Fabian Schär schlug einen weiten Ball über knapp 40 Metern und Blerim Dzemaili verlängerte den Ball via Latte und Rücken des moldawischen Torhüters Stanislav Namasco ins Tor. Die Führung war der Abschluss einer unterhaltsamen Startphase, mit zwei ersten Chance von Dzemaili schon in den ersten fünf Minuten, einem gelungenen Dribbling von Breel Embolo nach wenigen Sekunden und ein paar geglückten Dribblings von Xherdan Shaqiri.
Doch auf den Schwung und die Begeisterung folgte die Langeweile. Die Gäste aus dem Osten waren dann doch nicht gewillt, den Schweizern einfach nur Spalier zu stehen und Tür und vor allem Tor zu öffnen. Sie zogen sich immer mehr zurück, verteidigten mit fast allen Feldspielern und wurden so eben ihrer Rolle als Light Version von Albanien und Rumänien gerecht. Weil die Schweizer zum Ende zweier harter Vorbereitungswochen nicht willens oder fähig waren, Tempo und Druck hoch zu halten, plätscherte das Spiel bis zur Pause in gemächlichem Testspiel-Rhythmus dahin.
Nach der Pause probierte Vladimir Petkovic neue Varianten im Sturm. Er ersetzte Eren Derdiyok, der auch diesmal kaum eine Szene hatte, durch Admir Mehmedi. Dadurch rückte Breel Embolo vom linken Flügel in die Mitte. Die Rochade wirkte sich positiv auf das Spiel aus. Um die 60. Minute hatten die Schweizer innerhalb von 180 Sekunden durch Embolo, Steve Von Bergen (Latte), Mehmedi und Dzemaili mehr Torszenen als in der gesamten ersten Stunde.
Am Ende kamen die Schweizer zum erhofften Sieg. Sie konnten aber die Skepsis, welche ihre Auftritte seit längerer Zeit begleiten, nicht wegwischen. Die Eindrücke blieben auch gegen Moldawien zwiespältig. Kurze gute Phasen wechselten sich mit (zu) langen harzigen ab. Gleiches gilt für fast alle Spieler im Einzelnen: Breel Embolo konnte seine Klasse kaum andeuten, doch bei ihm war wichtig, dass er vor dem EM-Start und nach der Entzündung der Patellasehne zu einem 60-minütigen Einsatz kam. Shaqiri war bemüht, aber im Abschluss oder beim letzten Pass unerklärlich fahrig.
Die Aussenverteidiger Stephan Lichtsteiner und Ricardo Rodriguez stürmten unaufhörlich mit, brachten aber die Stürmer kaum in Abschlussposition. Blerim Dzemaili, der Torschütze beim Spiel gegen Belgien, war erneut entscheidend an beiden Schweizer Toren beteiligt, hätte aber zwei weitere Treffer erzielen müssen. Ersatzkeeper Bürki war 70 Minuten lang nicht geprüft, aber beim Gegentor aus 25 Metern nicht ohne Schuld. Im zentralen Mittelfeld war Valon Behrami mit seinem Kampf auffällig im Spiel nach vorne aber ohne entscheidende Akzente - genau wie Granit Xhaka, der auch im letzten Testspiel vor der EM um Ordnung bemüht war, aber bei weitem nicht an die Grenzen ging. (sda/rst)
Schweiz - Moldawien 2:1 (1:0) Cornaredo, Lugano. - 5700 Zuschauer. - SR Hernandez (ESP).
Tore: 12. Namasco (Eigentor/Dzemaili, Schär) 1:0. 70. Ginsari 1:1. 75. Mehmedi (Tarashaj) 2:1.
Schweiz: Bürki; Lichtsteiner (63. Lang), Schär, Von Bergen, Rodriguez (63. Moubandje); Behrami, Xhaka (70. Frei), Dzemaili (76. Zakaria); Shaqiri, Derdiyok (46. Mehmedi), Embolo (63. Tarashaj).
Moldawien: Namasco; Jardan (92. Carp), Cascaval, Epureanu, Golovatenco (79. Ilescu); Sidorenco (60. Bugneac), Cebotaru (87. Mihailov), Cojocari, Ivanov (58. Spataru); Ginsari, Ionita.
Bemerkungen: Schweiz ohne Seferovic (gesperrt), Hitz (angeschlagen) und Djourou (angeschlagen/Ersatz). 61. Lattenschuss von Von Bergen. Verwarnungen: 10. Xhaka (Foul). 45. Cascaval (Foul). (sda)