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Kaum ein Tag, an dem in der Finanzpresse nicht ein Schwanengesang auf die Grossbanken angestimmt wird. Die «Masters of the Universe», wie die Banker von der Wall Street vor der Krise auch genannt wurden, müssen bös unten durch.
Fuhren beispielsweise die Musterschüler von Goldman Sachs einst Eigenkapitalrenditen von bis zu 40 Prozent ein, so müssen sie sich heute mit 7 Prozent begnügen. Der neue Klassenprimus, JP Morgan, kommt gerade mal auf 12 Prozent. UBS und CS schaffen es ebenfalls nicht mehr in den zweistelligen Bereich.
Weshalb?
Eine mögliche Erklärung ist der «Kobra-Effekt». Darunter versteht man Folgendes: Die britischen Kolonialherren in Indien waren keine Freunde der Giftschlange. Sie setzten deshalb eine Prämie für jedes getötete Tier aus. Das ungewollte Resultat bestand darin, dass Inder begannen, Kobras zu züchten. Als die Briten diesen Trick durchschauten, stellten sie die Kopfprämien wieder ein. Die frustrierten Züchter liessen daraufhin ihre Tiere frei – und es gab mehr gefährliche Giftschlagen als je zuvor.
Im Finanzbereich spielt der Kobra-Effekt wie folgt: Mit komplexen Anlagestrategien und viel IT-Power versuchen die Geldmanager ihr Risiko zu minimieren. Das Problem dabei: Weil alle ähnliche Strategien und Algorithmen verwenden, wird das System als ganzes nicht stabiler, sondern volatiler. Beim Versuch, das Risiko zu vermindern, wird es also erhöht.
Zuerst waren es nur spezialisierte Hedge Funds, die mit diesen Techniken gearbeitet haben. Doch der Kobra-Effekt breitet sich allmählich aus.
Nebst dem Kobra-Effekt macht den Banken die verschärfte Regulierung nach der Finanzkrise zu schaffen. Höhere Eigenkapitalquoten und verstärkter Schutz der Bankkunden drücken auf die Gewinnmargen. Sergio Ermotti kann ganze Klage-Arien darüber singen.
Gleichzeitig macht der UBS-Chef geltend, dass die Banken zu einem gesunden Normalzustand zurückkehren würden. «Wir haben in den 90er-Jahren viele Me-too-Strategien bei den Banken erlebt. Alle wollten alles machen, auch wenn es nicht in ihrer DNA lag und sie es nicht wirklich beherrscht haben», erklärt Ermotti.
Ob die Banken tatsächlich zu einem Normalzustand zurückkehren, ist jedoch umstritten. Am meisten macht ihnen nämlich die Digitalisierung zu schaffen. Fintech heisst das neue Zauberwort.
Darunter versteht man Dinge wie Peer-to-Peer-Lending, Plattformen im Internet, auf denen Menschen zusammengeführt werden, die entweder Geld ausleihen oder borgen wollen. Der Zahlungsverkehr – einst eine sichere Einnahmequelle für die Banken – wandert ab zu neuen Playern wie PayPal oder ApplePay.
Kleine und zunehmend auch grössere Anleger lassen ihr Geld nicht mehr von Privatbankern, sondern von sogenannten Roboadvisern verwalten. Das «Wall Street Journal» spricht bereits von einer «Uberisierung des Geldes». Darunter versteht man die Aushebelung der Intermediäre im Finanzbereich. «Die Finanzwelt ist eine der Industrien auf diesem Planeten, die am meisten Mittelmänner hat», stellt die Wirtschaftszeitung fest. «Und genau das ist im Begriff, sich zu ändern.»
Die Uberisierung der Finanzbranche nimmt Fahrt auf. Im Peer-to-Peer-Lending wurden 2014 noch sieben Milliarden Dollar umgesetzt. Eine Studie von PricewagerhouseCoopers schätzt, dass diese Summe bis zum Jahr 2025 auf 150 Milliarden Dollar ansteigen wird.
Die Roboadvisers sind inzwischen über das Stadium von Spielzeugen hinausgewachsen. Für einen Bruchteil der Kosten bieten sie dem Kleinanleger den gleichen Service wie Banken und Fonds.
Auch in der Schweiz sind sie auf dem Vormarsch, teilweise an Orten, an denen man es nicht vermuten würde. So ist etwa die Glarner Kantonalbank ein führender Player auf diesem Gebiet. Und mit TrueWealth versucht Oliver Herren seinen Erfolg bei Digitech im Finanzgeschäft zu wiederholen.
Die Uberisierung der Finanzwelt ist kein vorübergehender Hype. «Selbstverständlich werden viele Startups implodieren, wie es die meisten tun», schreibt das «Wall Street Journal». «Trotzdem sind die Demokratisierung des Kapitals – und die Verbreitung von Analysen und Daten – ein unwiderstehlicher Trend geworden.»