Fondue-Essen ist nicht nur ein Schmaus für den Gaumen, es ist auch eine soziale Angelegenheit: Alle Beteiligten essen aus demselben «Topf» – und alle Beteiligten sind dafür zuständig, durch korrektes Rühren die Qualität des Fondues aufrecht zu erhalten. Wenn nur einer rührt und die anderen sich aufs Essen beschränken, dann zeugt das nicht von viel Fondue-Verständnis!
Es ist einfach: Steht das Fondue still, verkrustet es. Wer das verhindern will, muss dafür sorgen, dass die gesamte Fondue-Masse stets in Bewegung bleibt. Im Kreis rühren reicht dabei aber nicht, weil so ausgerechnet die Mitte, die aufgrund des direkten Flammenkontakts sowieso für Verkrustung prädestiniert ist, zu wenig berücksichtigt wird. Deshalb rührt man in einer Acht.
Achtung Eselsbrücke: Die aufs Kreuz gelegte Acht (∞) ist ein Symbol für Unendlichkeit. Wer immer brav eine Acht rührt, wird mit unendlichem Fondue-Spass belohnt.
Gleich geht's weiter mit den Benimmregeln, vorher ein kurzer Hinweis:
Und immer wieder steht im Mittelpunkt des Fondue-Plauschs der soziale Gedanke. Wer krank oder erkältet zum Fondue-Plausch erscheint, begeht einen groben Verstoss gegen die Benimmregeln. Immerhin tunken hier Menschen ihre Gabeln in warmen Käse. Gabeln, die sie immer wieder zu ihren Mündern führen. Höhepunkt des Ekelerlebnisses: Wenn Onkel Karl ins Fondue niest.
Lösen lässt sich das erste Problem übrigens ganz einfach mit einer zweiten Gabel. Eine wird fürs Tunken benutzt, die andere fürs Abstreifen und Essen. So wird verhindert, dass Bazillen den Weg in den Käse finden.
... ist nicht nur ignorant der Umwelt gegenüber, sondern auch eine Demonstration, dass man Fondue nicht begriffen hat. Es bitzli stinkä muess äs, weiss der Wetterschmöcker aus der Werbung. Und für einmal hat die Werbung recht. Ausserdem gibt es gegen den Geruch andere Mittel:
Die Grossmutter ist die schmackhafte Kruste, die sich am Boden des Caquelons bildet. Die einen hassen sie, für viele ist die Grossmutter aber der Höhepunkt und Dessert in einem. Deshalb gilt es als Fondue-Foul, sich zu früh an der Grossmutter zu vergreifen.
Zugegeben. Der Autor dieser Zeilen hält sich bisweilen nicht an diese Regel, denn er hatte einen älteren Bruder und lernte, um sein Essen zu kämpfen. Doch das nur als Nebenbemerkung. Bei einem gesitteten Fondue-Plausch unter Erwachsenen sollte der Futterneid keine Rolle mehr spielen. Und sonst muss Regel Nummer sieben beachtet werden ...
Diese Regel betrifft den Gastgeber. Wer zu wenig serviert, zeigt nicht nur Geiz, sondern auch wenig Selbstbewusstsein seiner Fondue-Mischung gegenüber. Zu wenig Essen auf dem Tisch ist immer ein Problem. Beim Fondue, auf das man sich schon die ganze Woche gefreut hat, ist die Enttäuschung aber sicher grösser als bei Rosenkohl-Wähe mit Schwarzwurzeln.
Tomaten, Kartoffeln, Brot: Heute darf beim Fondue alles eingetaucht werden – mit der einzigen Auflage, dass es der Käsemischung keinen Geschmack abgibt. Wir lassen Tante Frida die Freude an Ananasscheiben aus der Büchse, doch Fondue-Hawaii ist nicht jedermanns Sache. Und das sollte respektiert werden.
Eine – Entschuldigung für den Ausdruck – Saumode vieler Gäste: Ohne zu probieren einfach mal zur Pfeffermühle greifen. Das ist respektlos gegenüber dem Gastgeber. Das gilt nicht nur fürs Fondue, sondern auch für die Pizzeria.
(tog)