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Das Heilige Jahr ist die moderne Form des Ablasshandels

epa11792406 Pope Francis opens the Holy Door of St Peter's Basilica in the Vatican to mark the start of the Catholic Jubilee Year, 24 December 2024. Pope Francis will kick off the 2025 Jubilee of ...
Papst Franziskus an der Heiligen Tür im Petersdom.Bild: keystone
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Das Heilige Jahr ist die moderne Form des Ablasshandels

Papst Franziskus öffnete die Heilige Pforte und eröffnet viel zu früh ein Jubeljahr.
28.12.2024, 08:01
Hugo Stamm
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Papst Franziskus gilt als bescheidener Ponitfex, der das Bad in der Menge liebt und auf seinen vielen Reisen gern Messen vor einer grossen Kulisse zelebriert. Obwohl er mit seinen 88 Jahren der zweitälteste Papst ist und seine Lebensenergie sichtlich flackert, klammert er sich an seinem Amt fest.

Er glaubt, dass er angesichts der vielen Skandale der katholischen Kirche sein Werk noch nicht vollendet hat. Dabei entpuppt er sich als gewiefter PR-Stratege, der mit schlagzeilenträchtigen Aktionen die Risse im Fundament der Kirche kitten will.

Perfektes Timing

An Heiligabend landete er mit perfektem Timing einen symbolträchtigen Coup. Er liess sich im Rollstuhl zur Heiligen Pforte im Petersdom fahren und klopfte mehrmals an die schwere Broncetor, die sonst immer verschlossen ist. Und siehe da, die Pforte öffnete sich. Helfer hatten sie von innen geöffnet.

Mit diesem Akt eröffnete der Papst das Heilige Jahr der katholischen Kirche. Normalerweise geschieht dies nur alle 25 Jahre, doch Franziskus hat es eilig, denn das letzte Mal beging die Kirche das Jubeljahr 2016. Das war schon zu früh, doch nun senkt er angesichts seines Alters den Rhythmus noch weiter.

Papst Franziskus öffnet an Heiligabend die Pforte des Petersdoms.Video: YouTube/AFP News Agency

Er will, dass die Katholiken noch einmal zu seinen Lebzeiten zusammenrücken und zum Vatikan pilgern. Ganz nach dem Motto: Wir erleben zwar schwere Zeiten und göttliche Prüfungen, doch wir markieren Präsenz und glauben an die Zukunft unserer Kirche.

Um die Pilger im nächsten Jahr nach Rom zu locken, muss die Kirche natürlich Anreize schaffen. Ähnlich wie bei der Pilgerfahrt der Muslime nach Mekka: Wer sich das Leben über den Tod hinaus sichern will, sollte einmal in seinem Leben den Hadsch feiern.

Lockvogel des Papstes

Einen ähnlichen Lockvogel hat auch der Papst. Wer während des Jubeljahres durch die Heilige Pforte schreitet, dem werden die Sünden erlassen. Das ist indirekt ebenfalls das Ticket für den Himmel am Jüngsten Tag.

Das Ritual ist die sanfte Art des früheren Ablasshandels, mit dem die Reichen das Himmelreich erkaufen konnten. Mit diesem Taschenspielertrick kam die Kirche zu Grundbesitz und Reichtum. Damit baute sie in früheren Epochen ihre Macht auf, die nun zu bröckeln beginnt.

Das Ritual ist die sanfte Art des früheren Ablasshandels, mit dem die Reichen das Himmelreich erkaufen konnten. Mit diesem Taschenspielertrick kam die Kirche zu Grundbesitz und Reichtum.

Geblieben ist aber die Anmassung: Gottes Bodenpersonal kann bestimmen, ob jemand dereinst mit Vitamin B an die Himmelspforte klopfen kann. Gravierender ist jedoch der ethische Aspekt. Ich kann betrügen, rauben oder gar ein Gewaltdelikt verüben, und die katholischen Geistlichen waschen mich im religiösen Sinn wieder rein.

Das dürfte vor allem auch die vielen katholischen Geistlichen freuen, die ihre Schäfchen sexuell missbraucht haben. Ein Gang durch die Pforte und gut ist. Dass Gott den Ablass bei den Pilgern persönlich veranlasst, scheint eher unwahrscheinlich.

Rom wird überschwemmt

Der Vatikan erwartet im Heiligen Jahr 30 Millionen Besucherinnen und Besucher. Die Römerinnen und Römer, die auch in gewöhnlichen Jahren von Touristenströmen überschwemmt werden, müssen mit chaotischen Monaten rechnen.

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Auf den geistig und körperlich geschwächten Papst wartet eine Mammutaufgabe. Er hätte die verbliebene Energie besser benutzt, um die vielen Missbrauchsfälle aufarbeiten zu lassen. Das wäre mit weniger Glanz und Pomp verbunden gewesen, aber glaubwürdiger.

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Bild: zvg
Hugo Stamm
Glaube, Gott oder Gesundbeter – nichts ist ihm heilig: Religions-Blogger und Sekten-Kenner Hugo Stamm befasst sich seit den Siebzigerjahren mit neureligiösen Bewegungen, Sekten, Esoterik, Okkultismus und Scharlatanerie. Er hält Vorträge, schreibt Bücher und berät Betroffene.
Mit seinem Blog bedient Hugo Stamm seit Jahren eine treue Leserschaft mit seinen kritischen Gedanken zu Religion und Seelenfängerei.

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Händlmair
28.12.2024 08:56registriert Oktober 2017
1506 wurde durch Papst Julius II den Bau des Petersdom in Rom in Auftrag gegeben. Dies weil der bestehende Bau baufällig war. Der Bau war sehr kostspielig und benötigte mehr Finanzmittel als die Kirche bereit war auszugeben. Daher autorisierte Papst Leo X (1513-1521) die Katholische Kirche den Ablasshandel zu intensivieren. Ablasshändler reisten durch ganz Europa um ihre Ablässbriefe zu verkaufen. Man schätzt, das der Ablasshandel ca. 30-50% der Mittel für den Bau einbrachten.

Der Bau und Ablasshandel führten dazu, das sich Martin Luther gegen die Kirche wande und es zur Reformation kam.
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