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Papst Franziskus zeigt im Alter das Gesicht eines Hardliners und Fundis

Papst Franziskus zeigt im Alter das Gesicht eines Hardliners und Fundis

Bei der Weltsynode wurden wichtige Fragen wie Mitbestimmung und Stellung der Frau kurzerhand in interne Arbeitsgruppen ausgelagert.
26.10.2024, 07:5726.10.2024, 07:57

Wäre die katholische Kirche ein Staat in einer westlichen Demokratie, würden die Wählerinnen und Wähler sie an der Urne abstrafen und im Parlament auf die Oppositionsbänke verbannen.

Wäre der Papst ein CEO in einem börsenkotierten Unternehmen, hätten ihn der Verwaltungsrat oder die Aktionäre mit einem goldenen Fallschirm über der Wüste aus dem Flugzeug gestossen.

Image #562045080 by KEYSTONE-SDA-ATS AG Switzerland. Please contact info@keystone-sda.ch for further information. Please contact sales@keystone-sda.ch if you would like to purchase the picture.
Der Papst gibt sich gern volksnah. bild keystone

Da die katholische Kirche hierarchisch strukturiert ist und von einem allmächtigen, in Lehrfragen unfehlbaren Führer gelenkt wird, sind die Gläubigen die Arbeitsbienen, die fleissig Honig sammeln müssen, in wichtigen Fragen aber kein Stimmrecht haben.

Was ist die Kirche im Kern?

Deshalb stellt sich die Frage: Was ist die katholische Kirche im Kern? Eine patriarchale Autokratie? Eine freundliche, aber frauenfeindliche Diktatur?

Viele Katholiken werden aufbegehren und sagen: Franziskus ist doch ein so warmherziger, bescheidener und nahbarer Papst, der sich für die Armen und Geknechteten einsetzt! Er setzt sich für die Frauen ein und hat ein Herz für Kinder. Doch er stösst halt oft auf den Widerstand der Kardinäle im Vatikan.

Doch ist er tatsächlich so tolerant und reformfreudig, wie er sich selbst darstellt oder sieht?

Sinn und Zweck der Synode.Video: YouTube/tagesschau

Das Pontifikat von Papst Franziskus neigt sich dem Ende zu. Seine Altersschwäche ist offensichtlich. Seit elf Jahren führt er die katholische Kirche. Es ist also an der Zeit, Bilanz zu ziehen.

Hinterfragt man seine hehren Worte und vollmundigen Ankündigungen, kommt ein beinharter Kirchenpolitiker zum Vorschein, der den Gläubigen während seiner ganzen Amtszeit Sand in die Augen gestreut hat.

Konnte man zu Beginn noch annehmen, Franziskus habe Mühe, sich im Vatikan durchzusetzen, zeigte sich immer mehr: Der Papst war nicht gewillt, die Kirche zu reformieren und die antiquierten Dogmen anzupassen.

Drei Ereignisse aus jüngster Zeit dokumentieren seine konservative Haltung.

Vielsagende Wahl von Kardinälen

Der Papst hat beim Angelus-Gebet vom 6. Oktober angekündigt, dass er am 8. Dezember 21. neue Kardinäle inthronisieren wird. Das überrascht in zweierlei Hinsicht. Einerseits steigt damit die Zahl der Wahlberechtigten Herren in Purpur auf 140 an. (Es dürfen nur die Kardinäle abstimmen, die weniger als 80 Jahre alt sind.) Laut Kirchenrecht ist die Zahl aber auf 120 beschränkt.

epa11013305 Pope Francis during his weekly general audience in Paul VI Hall, Vatican City, 06 December 2023. EPA/FABIO FRUSTACI
Papst Franziskus wird von vielen Gläubigen verehrt.Bild: keystone

Weshalb also das Ränkespiel? Schaut man die Länder an, aus denen die neuen Kardinäle stammen, werden die Absichten des Papstes offensichtlich: Die Neuen sollen sicherstellen, dass nach seinem Tod oder seiner Demission wieder ein konservativer Kardinal Papst wird, der die reine katholische Lehre festigt. Frei nach dem Motto: an der Männerwelt soll nicht gerüttelt werden, Frauen bleiben in der dienenden Rolle. Basta.

Konkret: Keiner der Neuen stammt aus Europa. Die meisten kommen aus Südamerika, wie Franziskus: Aus Argentinien, Brasilien, Chile, Ecuador und Peru. Weitere kommen aus Indonesien, Japan, Iran und Algerien. Aus Ländern also, in denen die katholische Kirche auch heute noch sehr konservativ unterwegs ist.

Die Wahl der neuen Kardinäle entpuppt sich als Vermächtnis von Papst Franziskus. Er will sicherstellen, dass seine Politik ihn überlebt.

Die Wahl der neuen Kardinäle entpuppt sich als Vermächtnis von Papst Franziskus. Er will sicherstellen, dass seine Politik ihn überlebt.

Auftritt wie ein Alleinherrscher

Franziskus hat vor einiger Zeit die Weltsynode einberufen, um die Bedürfnisse der Gläubigen auszuloten und allenfalls ihre Anregungen umzusetzen. Dabei wurde die Mitbestimmung grossgeschrieben, denn erstmals durften auch Frauen daran teilnehmen.

Sie hofften, die Stellung der Frau in der Kirche verbessern zu können. Doch nun zeigt sich, dass die Synode weitgehend eine Alibiübung ist. Noch mehr: In wichtigen Fragen trat Papst Franziskus im Stil eines Alleinherrschers auf, der mit eiserner Hand regiert.

ARCHIV - Papst Franziskus begrüßt die Gläubigen, als er zur wöchentlichen Generalaudienz auf dem Petersplatz ankommt. Foto: Giuseppe Ciccia/SOPA Images via ZUMA Wire/dpa
In wichtigen Fragen zieht Franziskus seine Linie durch.Bild: sda

Als er realisierte, dass da eine Reformlawine auf ihn zurollte, liess er kurzerhand die wichtigsten Reformpunkte auslagern, die nun in zehn internen Arbeitsgruppen diskutiert werden und der Synodalversammlung entzogen wurden.

Ein Beispiel: Die Rolle der Frau in der Kirche wird nun von einer Arbeitsgruppe behandelt. Es geht dabei auch um die Frage, ob Frauen offiziell für den Diakonatsdienst zugelassen werden.

Nun wurde den Synodalen vorzeitig verkündet, dass die Frauenanliegen bereits abgelehnt worden seien. Natürlich mit dem Segen des Papstes. Man wäre nicht überrascht, wenn er den Auftrag dazu gegeben hätte.

Gnade für umstrittene Schweizer Würdenträger

Gegen die drei hohen Schweizer Würdenträger Bischof Charles Morerod, Bischof Jean-Marie Lovey und Abt Jean Scarcella laufen Untersuchungen bezüglich mutmasslicher sexueller Übergriffe. In diesen Tagen teilten die zuständigen Ämter im Vatikan der Schweizer Bischofskonferenz mit, es gebe kein Fehlverhalten der drei Würdenträger, die die Eröffnung eines Strafverfahrens erfordern würden.

Die Schweizer Bischofskonferenz hält den Entscheid unter Verschluss. Sie liess lediglich verlauten, es seien Fehler, Versäumnisse und Unterlassungen festgestellt worden.

Diese Botschaft aus dem Vatikan ist ein Schlag ins Gesicht der Opfer. Wie in einer Bananenrepublik bestimmt die Regierung, was juristisch richtig und falsch ist. Hätten der Papst und sein Stab mehr Demut und Gerechtigkeitssinn, liessen sie weltliche Gerichte die Vergehen untersuchen und die Entscheide zu fällen.

Im letzten Kapitel seiner Amtszeit lässt Papst Franziskus seine Maske fallen. Zum Vorschein kommt das Gesicht eines Hardliners und Fundis, der die „reine Lehre“ und die autoritäre Männerwelt für die nächsten Generationen zementieren will.

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Hugo Stamm
Glaube, Gott oder Gesundbeter – nichts ist ihm heilig: Religions-Blogger und Sekten-Kenner Hugo Stamm befasst sich seit den Siebzigerjahren mit neureligiösen Bewegungen, Sekten, Esoterik, Okkultismus und Scharlatanerie. Er hält Vorträge, schreibt Bücher und berät Betroffene.
Mit seinem Blog bedient Hugo Stamm seit Jahren eine treue Leserschaft mit seinen kritischen Gedanken zu Religion und Seelenfängerei.

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727 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Rivka
26.10.2024 08:35registriert April 2021
Sorry aber hat wirklig jemand geglaubt, dass der Papst modern ist? Das Christentum ist die grösste lukrative Sekte der Welt indem viele kranke Männer wüten dürfen wie sie wollen. Wenn der Kirchenoberhaupt anfangen würde mit der Zeit zu gehen, dann würden viele widerlichen Würdenträger ihre Privilegien verlieren. Damit das niemals passiert, wählen sie dementsprechend einen Oberhaupt, der sie ihre Privilegien von Macht, Pädophilie und Missbrauch weiterführen lässt. So nebenbei, das ist bei jeder religiösen Sekte so. 🤷🏻‍♀️
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Dr. Atomi
26.10.2024 08:37registriert Juli 2024
Kirche 2024, wir schützen unsere Sexualstraftäter und lösen das Problem intern...
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Don't look up!
26.10.2024 08:25registriert Juni 2021
Nun, dass die Kirche mit den Sündern in ihren eigenen Reihen viel mehr Geduld hat, als mit den normalen Schäfchen, ist ja allseits bekannt.

"Nun wurde den Synodalen vorzeitig verkündet, dass die Frauenanliegen bereits abgelehnt worden seien."

Hier sehe ich persönlich halt gar keine Verhandlungsmöglichkeit, denn die Menschenrechte schätze ich doch viel höher ein, als ein von alten Männern ausgelegter Aberglauben.

Ich finde, die Schweiz sollte der RKK nichts mehr finanzieren, bis dieser Schandfleck menschlicher Kultur aufgeräumt ist.
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