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Gibt es die Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod? Gläubige sagen Ja

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Was Himmel und Hölle gemeinsam haben

Religionen und Glaubensgemeinschaften versprechen ein paradiesisches Leben nach dem Tod. Ihre Konzepte und Rezepte wirken aber etwas gar einfach.
01.04.2023, 08:0103.04.2023, 05:28
Hugo Stamm
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Transzendenz gehört zum Kernthema der Religionen, speziell auch der christlichen. Das Überschreiten der Grenzen vom Immanenten zum Transzendenten ist unter anderem eine Glaubensfrage. Was beginnt jenseits dieser Grenze? Gott? Jesus? Der Heilige Geist? Der Himmel?

Leben nach dem Tod
Was kommt nach dem Tod?Bild: Shutterstock

In manchen fernöstlichen Heilsvorstellungen wartet das Nirvana. Bei der Wiedergeburtsidee ist die Grenze auf beide Seiten durchlässig. In der Philosophie geht es weniger um das Überschreiten der räumlich-spirituellen Grenzen, sondern der geistigen.

Die religiöse Vorstellung von Transzendenz geriet im Zug der Säkularisierung immer mehr ins Wanken. Gott als allmächtiger Schöpfer verliert an Relevanz. Noch härter trifft’s den Himmel als Heimat von Gott, Jesus und teilweise dem Heiligen Geist. Was ist der Himmel, wo ist er, wie sieht er aus, in welcher Form existieren seine Bewohner?

Fragen, die Gläubige brennend interessieren. Schliesslich zielt ihr Glaubensleben auf ein transzendentales Phänomen ab: Was kommt nach dem Tod? Was befindet sich jenseits der Grenze? Noch wichtiger: Gehöre ich zu den Privilegierten, die die Grenze Richtung Himmel überschreiten dürfen? Oder zeigt der Wegweiser zur Hölle, der ungemütlichen Form der Transzendenz.

Gedanken eines Pastors über die Erlösung von den Sünden und das Ticket in den Himmel.Video: YouTube/Warum wir euch willkommen heißen

Welche hauptsächlichen Bedingungen müssen erfüllt sein, um das Ticket in den Himmel oder ins Paradies zu erhalten? Manche Religionen und Glaubensgemeinschaften postulieren einen Absolutheitsanspruch: Der Himmel ist den eigenen Gläubigen vorenthalten. Davon sind vor allem die Zeugen Jehovas und viele Freikirchen überzeugt. Auch katholische Fundamentalisten neigen zu dieser Interpretation. Dann braucht es natürlich ein möglichst sündenfreies, gottesfürchtiges Leben im Diesseits.

Die Fundis stellen sich den Himmel nach dem Wort Gottes in der Bibel vor. Das Europäische Bibel Trainings Centrum EBTC beschreibt ihn so:

«Im Himmel treffen wir keine Sünde an, kein Leid, keinen Schmerz und auch keine Qual. Im Himmel finden wir keine Streitigkeiten oder Meinungsverschiedenheiten. (…) Endlich werden wir Liebe in ihrer vollendeten Form kennen. Wir werden Gott vollkommen lieben und auch von IHM vollkommen geliebt werden bis in alle Ewigkeit.»

Das Himmelreich muss hart verdient werden

Doch wie kommt man in den Himmel? Nimmt man die Bibel als Richtschnur, wird wohl vielen Gläubigen angst und bange. So heisst es im 1. Korinther 6,9-11:

«Oder wisst ihr nicht, dass Ungerechte das Reich Gottes nicht erben werden? Irrt euch nicht! Weder Unzüchtige noch Götzendiener noch Ehebrecher noch Lustknaben noch Knabenschänder noch Diebe noch Habsüchtige noch Trunkenbolde noch Lästerer noch Räuber werden das Reich Gottes erben.»

In der Offenbarung 20:12 steht:

«Und ich sah die Toten, Kleine und Grosse, vor Gott stehen, und es wurden Bücher geöffnet, und ein anderes Buch wurde geöffnet, das ist das Buch des Lebens; und die Toten wurden gerichtet gemäss ihren Werken, entsprechend dem, was in den Büchern geschrieben stand.»

Oder:

«Der Herr ist geduldig und von grosser Barmherzigkeit und vergibt Missetat und Übertretung, aber er lässt niemand ungestraft, sondern sucht heim die Missetat der Väter an den Kindern bis ins dritte und vierte Glied.»
(2Mo 34,6)
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Jesus als Erlöser

Da kaum ein Mensch die harten Bedingungen erfüllen kann, hat sich Jesus uns Sündern angeblich erbarmt. Mit seinem Tod am Kreuz hat er vorsorgliche unsere Sünden auf sich geladen und getilgt. Deshalb dürfen auch sündig Gläubige am Jüngsten Tag auf die Erlösung hoffen.

Es braucht viel kindliche Fantasie, um sich das Leben nach dem Tod im Himmel vorzustellen, wie es die Bibel und die christliche Lehre darstellen. Fortschrittliche Theologen und Geistliche nehmen die biblischen Bilder als Metapher und übersetzen sie in eine Sprache, die unserem Bewusstsein und unserem Weltverständnis besser entsprechen.

Da sie dabei auf einem schmalen geistigen und theologischen Grat wandern müssen, umschiffen viele das delikate Thema bei ihren Predigten und Abdankungen. Der Glaube an den christlichen Himmel und das Leben im Jenseits ist zwar ein Kernthema der Glaubensgemeinschaften, aber auch ein schwer lösbares Dilemma.

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Hugo Stamm, Sektenblog
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Hugo Stamm
Glaube, Gott oder Gesundbeter – nichts ist ihm heilig: Religions-Blogger und Sekten-Kenner Hugo Stamm befasst sich seit den Siebzigerjahren mit neureligiösen Bewegungen, Sekten, Esoterik, Okkultismus und Scharlatanerie. Er hält Vorträge, schreibt Bücher und berät Betroffene.
Mit seinem Blog bedient Hugo Stamm seit Jahren eine treue Leserschaft mit seinen kritischen Gedanken zu Religion und Seelenfängerei.

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267 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Amateurschreiber
01.04.2023 10:10registriert August 2018
Im Himmel sind angeblich alle glücklich und man trifft seine lieben Verstorbenen wieder.
Meim Götti war ein ganz lieber Mensch. Er und seine Frau waren wie geschaffen füreinander. Als sie starb, verlor er den Lebenswillen und ist etwa ein halbes Jahr später auch gestorben.
Wenn Gott katholisch ist, sind die zwei aber jetzt nicht zusammen glücklich im Himmel. Sie war nämlich eine "Geschiedene". Da es in der katholischen Kirche aber keine Scheidung gibt, hat sie Ehebruch begangen.
Mein Götti müsste jetzt also todunglücklich im Himmel sitzen, weil die Liebe seines Lebens in der Hölle schmort.
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Macca_the_Alpacca
01.04.2023 11:40registriert Oktober 2021
Man stelle sich nur vor in den Himmel zu kommen mit all den Kinder schändenden Bischöfen, die grauenhaften christlichen Freikirchlern, den Zeugen Jehovas die eine Ewigkeit lang mit einem über Gott reden wollten. Einfach Grauenhaft dieser Gedanke. Dagegen erscheint mir die Hölle fast als Paradies.
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MALUS
01.04.2023 09:19registriert Januar 2021
Eine Eigenschaft des Jenseitsglaubens ist, dass man sich noch zu Lebzeiten darüber freuen kann, drüben angeblich einen besseren Platz als die Gottlosen, Atheisten, Falschgläubigen, etc. zu bekommen.

Bis heute sind bei den Marketingabteilungen der Sekten jedenfalls keine Reklamationen eingegangen das mal nicht so war.
Daraus schliessen Abergläubische offenbar, dass Religionen ihre finalen Versprechen halten.

Dass sie durch den Tod neutralisiert sind, blenden sie sehr gekonnt aus, wie vieles anderes auch.
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Der Ort, an dem die Frauen baggern
Ich war für ein Wochenende in Davos und habe eine kleine Analyse und eine Nummer für euch mitgebracht.

Wer in Zürich jemanden kennenlernen will, so im echten Leben, in einer Bar oder einem Club, ich rede hier nicht von den ganz verrückten Dingen, die nur in Filmen passieren, wo sich Leute am helllichten Tag auf dem Trottoir kreuzen und so verzaubert sind, dass sie umdrehen und einander auf der Stelle ehelichen, nein, ich rede hier vom billigbanalen, promillebedingten Ansprechen an Orten, wo man sich kaum sieht und hört, davon rede ich, und auch das passiert in Zürich nie. Mir nicht, meinen Freundinnen und Freunden nicht und dir ganz bestimmt auch nicht. Ausser vielleicht, du siehst aus wie Jennifer Lawrence. Aber wer sieht schon aus wie Jennifer Lawrence? Eben.

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