Die brennendste Frage aller Fragen ist ebenso kurz wie einfach: «War‘s das?» Sie bezieht sich – wie könnte es anders sein – auf den Tod. Dieser ist aus religiöser Sicht ebenso ein Mysterium wie die Frage nach einem Leben danach.
Die Suche nach schlüssigen Antworten beschäftigt den Homo sapiens seit er denken kann und ein Bewusstsein für die eigene irdische Endlichkeit entwickelt hat. Doch alle Bemühungen, das Rätsel zu lösen, enden in der Einsicht, dass die Frage nach einer allfälligen Fortsetzung der Existenz nach dem Tod Gegenstand des Glaubens bleibt.
Eigentlich gehört die Ergründung des Lebens zum Kerngebiet der Philosophie, speziell der Metaphysik. Doch diese Disziplin verliert zunehmend an Bedeutung, denn sie kann sich den entscheidenden Phänomenen nur geistig und intellektuell nähern, die Fragen aber nicht beantworten.
In dieses Vakuum stossen die Religionen und Glaubensgemeinschaften, geben sie doch konkrete Antworten auf die Frage vom Woher und Wohin. Sie erheben sogar den Absolutheitsanspruch. Obwohl es weder Hinweise noch Beweise gibt, leben und lebten Religionsstifter in der unverrückbaren Überzeugung, den Schlüssel zum Himmel oder Jenseits gefunden zu haben.
Sie verkünden ihre Heilsvorstellung in einer Weise, als sei es ein wissenschaftliches Gesetz. Quasi die Schwerkraft mit umgekehrten Vorzeichen.
Diese Haltung hat etwas anmassendes. Die Erkenntnisse der Philosophie und die Erfahrungen mit dem Tod zu ignorieren ist mutig und hat etwas sektenhaftes – erinnert sei an den überlieferten Spruch: «Es ist noch keiner zurückgekommen».
Kommt hinzu, dass die religiösen Vorstellungen von der Wiedergeburt oder Seelenrettung nicht plausibel sind. Zumal die Erlösungsmythen, die Religionen und Sekten uns anbieten, an Legenden erinnern. Manchmal sogar an Märchen für Kinder.
Eine ehrliche Antwort der Glaubensgemeinschaften wäre deshalb: Wir wissen nicht, ob es einen Gott oder Götter gibt. Und ob diese uns ein Leben nach dem Tod schenken können oder wollen.
Würden sich Religionen zu dieser Haltung durchringen, wären sie in ihrer Existenz bedroht, weil sie an Relevanz und Attraktivität verlieren würden. Und überflüssig werden könnten.
Das gleiche gilt erst recht für die Tausenden von Sekten, die weltweit ihr Unwesen treiben. Würden sie wegen dieser metaphysischen Skepsis in der Bedeutungslosigkeit versinken, wäre es kein Verlust für die Menschheit.