Tesla verliert Marktanteile in Europa, China und den USA. Der Cybertruck enttäuscht, die Konkurrenz wird stärker. Der E-Auto-Pionier steht deswegen nicht am Abgrund, aber der Höhenflug ist vorerst beendet. Ein Überblick.
Teslas jahrelanges Wachstum ist Geschichte, zumindest vorerst. 2024 gingen die weltweiten jährlichen Auslieferungen erstmals leicht zurück, im ersten Quartal 2025 folgte der Wachstumsknick. Tesla lieferte 13 Prozent weniger Fahrzeuge als im Vorjahresquartal aus. Besonders bedrohlich ist die Situation in Europa: Von Januar bis April halbierten sich die Verkäufe beinahe gegenüber dem Vorjahr und es wird nicht besser: Im Mai brach Tesla beispielsweise in Frankreich erneut um 67 Prozent ein.
Auch das zweite Quartal zeigt bislang keine Erholung, da das erneuerte Model Y einen holprigen Start hinlegte. Das Interesse scheint bescheiden zu sein. Sehr frühe Rabatte, extrem günstige Finanzierungsangebote und die rasche Verfügbarkeit deuten auf ein Nachfrageproblem hin.
Schon 2024 schrumpfte Tesla in Europa und den USA empfindlich. Befremdet von Musks Politik kehrten vor allem in Westeuropa und auf dem wichtigsten US-Markt Kalifornien viele der überwiegend liberalen Kunden dem Elektropionier den Rücken. Trotzdem schrumpfte Tesla weltweit nur um 1 Prozent, da China das Wachstum stützte. 2025 schwächelt Tesla nun auch im mit Abstand wichtigsten E-Auto-Markt China. Im April und Mai lag Tesla 23 Prozent unter den Vorjahreszahlen, obwohl der chinesische E-Auto-Markt weiterhin wächst.
Für Tesla ist China der zweitgrösste Markt nach den USA. Etwa vier von zehn Teslas werden in China verkauft. Chinesen präferieren aber immer öfter heimische Autohersteller wie BYD oder Xiaomi, die als agiler und preiswerter wahrgenommen werden.
Wegen der mächtigen Konkurrenz aus Fernost, Teslas Schwäche in Europa und weil Donald Trump einen Handelskrieg heraufbeschworen hat, rechnen Analysten für das gesamte Jahr 2025 mit einem deutlichen Minus bei den globalen Auslieferungen. Für ein Unternehmen, das auf schnelles Wachstum angewiesen ist, um seine extrem hohe Börsenbewertung zu rechtfertigen, eine schwierige Situation.
Teslas Verkaufsschwäche spiegelt sich im Gewinn. Der brach von Januar bis März im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 71 Prozent auf noch 409 Millionen US-Dollar ein. Dies, nachdem bereits das erste Quartal 2024 schwach ausgefallen war.
Unterm Strich hätte Tesla ohne Sondereinnahmen aus dem Verkauf von CO2-Zertifikaten einen Verlust verbucht. Denn allein im abgelaufenen Quartal spülten diese Zertifikate 595 Millionen Dollar in die Kasse – mehr, als das Geschäft mit dem Verkauf von Autos eingebracht hat.
Jahrelang erzielte Tesla dank vertikal integrierter Produktion und wenig Konkurrenz Traummargen. Damit ist es vorbei. Tesla muss die Preise senken und/oder günstige Finanzierungen offerieren, um im immer intensiveren Preiswettbewerb nicht ins Hintertreffen zu geraten.
In China hat Marktführer BYD vergangene Woche eine neue Rabattschlacht eingeläutet und die Preise um bis zu 34 Prozent gesenkt. Das setzt Tesla weiter unter Druck. BYD, das inzwischen eine höhere Bruttomarge erzielt, kann sich den Preiskrieg wahrscheinlich eher leisten.
In Europa drücken VW und andere Hersteller ihre E-Autos ebenfalls mit sehr günstigen Leasingangeboten in den Markt, was Tesla zwingt, vergleichbare Konditionen anzubieten. Tesla kann zwar noch immer günstiger produzieren als viele Wettbewerber, aber auch für den Elektroautopionier wird es schwieriger, einen Gewinn zu erwirtschaften.
Nach den ersten vier Monaten des Jahres muss Tesla in der Europäischen Union ein Minus von gut 46 Prozent verkraften. Im April sind die Verkaufszahlen gar um mehr als die Hälfte eingebrochen. Teslas Situation in Europa verschlechterte sich weiter, obwohl das «neue» Model Y inzwischen erhältlich ist und mit günstigen Leasingangeboten beworben wird.
Während Tesla nur noch ungefähr halb so viele E-Autos wie vor einem Jahr loswird, wuchs der europäische E-Auto-Markt im April um 34 Prozent. Der grösste Nutzniesser von Teslas Absatzschwäche ist bislang VW.
Eine Rolle für den Rückgang spielt, dass Tesla zunehmend Konkurrenz durch etablierte Autobauer wie VW und durch Neuankömmlinge aus China wie BYD bekommt. Im April hat BYD, das nun auch bei uns mit günstigen Stromern auf Kundenfang geht, erstmals mehr vollelektrische E-Autos als Tesla in Europa eingelöst (allerdings viele davon an Händler). VW verliert derweil bedrohlich schnell Marktanteile in China, fährt aber in Europa mit seiner schnell wachsenden Auswahl an E-Autos Tesla regelrecht davon.
Teslas Aprilzahlen sind die tiefsten seit 2021. Seit Anfang Jahr gingen die Auslieferungen vier Monate in Folge immer weiter zurück.
2023 hielt Tesla in Europa einen Anteil von rund 20 Prozent am E-Auto-Segment. Inzwischen ist nicht mal mehr jedes zehnte neu registrierte E-Auto ein Tesla. Der Marktanteil hat sich innert zwei Jahren halbiert.
Bereits 2024 lieferte Tesla in Europa 11 Prozent weniger Fahrzeuge aus als 2023. Im laufenden Jahr hat sich der Negativtrend beschleunigt. Auch die bisher verfügbaren Mai-Zahlen liegen deutlich unter dem bereits schlechten Vorjahr. Tesla ist somit auf das Auslieferungsniveau von 2022 zurückgefallen.
Im April haben sich in Europa insgesamt zehn Marken vor Tesla geschoben. Spitzenreiter VW lieferte dreimal mehr E-Autos als Tesla aus. Selbst BYD auf Rang 10 lieferte erstmals knapp mehr vollelektrische Autos als Tesla in Europa aus.
In den ersten vier Monaten des Jahres halbierten sich Teslas Model-Y-Zulassungen in Europa. Auch das Model 3 (–18 %) war weniger gefragt. Während der gleichen Zeitperiode legten alle E-Autos zusammen um 26 Prozent zu.
Noch deutlicher war das Bild im April: Das Model Y rutschte auf Rang 9 (–53 %) ab, das Model 3 auf Rang 24 (–41 %). Gleichzeitig eroberte der neue Elroq von Skoda, der tschechischen VW-Tochter, Platz 1 der Zulassungsstatistik bei den E-Autos.
Die vielen neuen E-Autos in der oben stehenden Grafik zeigen es: Anders als vor einigen Jahren finden Kunden heute problemlos gute Alternativen. Vor allem Skoda, VW, Kia, Renault und BMW heizen Tesla mit ihren neuen Elektroautos ein.
Tesla versucht mit Facelifts für das Model Y und Model 3 dagegenzuhalten, was in den USA weit besser gelingt als in Europa. Hier laufen europäische Hersteller dem Musk-Konzern zusehends den Rang ab. Ähnliches geschieht in China, wo ebenfalls heimische Marken zum Problem für Tesla werden.
Von Januar bis April lieferte Tesla in Deutschland, Europas grösstem Automarkt, 60 Prozent weniger Autos als im gleichen Vorjahreszeitraum aus. Der Einbruch zeigt sich in der Modell-Statistik: Jahrelang war das Model Y das meistverkaufte E-Auto. Im laufenden Jahr stürzte es auf Rang 10 ab.
Besonders schlecht lief es im April: Das Model Y landete auf Rang 26, das Model 3 auf Rang 42. Bis vor Kurzem wäre dies undenkbar gewesen. Von 2021 bis 2024 war jeweils ein Tesla der beliebteste Stromer in Deutschland.
Die sechs beliebtesten E-Autos kamen allesamt aus dem VW-Konzern, und auch die Ränge acht bis zehn gingen an eine VW-Marke. Ein elektrischer BMW auf Rang sieben zementiert die aktuelle Dominanz der deutschen Autobauer auf ihrem Heimmarkt.
Teslas Marktanteil schrumpfte im April auf 0,4 Prozent und Teslas Anteil am E-Auto-Markt sank auf 1,9 Prozent. Der langjährige Dominator flog aus den Top 10 der meistverkauften E-Auto-Marken und landete mit einem Minus von 46 Prozent gegenüber April 2024 abgeschlagen auf Rang 16. Gleichzeitig legte der gesamte deutsche E-Auto-Markt um 53,5 Prozent zu. Tesla konnte also trotz des erneuerten Model Y nicht am Aufschwung partizipieren.
In Ländern wie Deutschland und China mit starken heimischen Autoherstellern bekundet Tesla Mühe, sobald diese Hersteller ihre E-Auto-Offensive intensivieren.
In der Schweiz brach Tesla von Januar bis April um 61 Prozent ein. Das ist europaweit prozentual einer der stärksten Rückgänge. Im Mai lag Tesla erneut hinter dem Vorjahresmonat zurück.
Das Model Y ist zwar weiterhin der populärste Stromer hierzulande, die Auslieferungen gingen aber gegenüber dem Vorjahr um 62 Prozent zurück. Das Model 3 stürzte auf Rang 14 ab.
Bis Ende April war in der Schweiz nur noch jedes zehnte neu zugelassene Elektroauto ein Tesla. Etwa jeder dritte Stromer kam derweil aus dem Volkswagen-Konzern, der bei uns seit Anfang Jahr dreimal mehr E-Autos als Tesla auslieferte.
Danke.
Der beste Satz im Artikel. Dazu kommen noch die Ausschaltung wichtiger Flugzeuge in Russland.
Ein Traumtag zum Start in die Woche.
Wobei, bei Tesla hoffe ich auf Beschleunigung der Zahlen.