«Tekken» bedeutet für viele Gamer die erste Erfahrung mit Prügelspielen, bei denen sich zwei Kämpfer mit Hieben, Tritten und weiteren Attacken gegenseitig verkloppen. So ist die Reihe seit ihrem Debut 1995 auf der ersten Playstation nicht mehr von den heimischen Gamekonsolen wegzudenken.
Mit dem siebten Teil wurde sogar die Grenze von 10 Millionen verkaufter Exemplare erreicht, was «Tekken»-Chefentwickler Katsuhiro Harada überraschenderweise nicht nur Freude bereitet, wie er im Interview erklärte. Denn mit dieser grossen Zahl sei der Druck, mit «Tekken 8» noch mehr Exemplare verkaufen zu müssen, erheblich gestiegen.
Eine erste Anspielsession auf der PlayStation 5 zeigte, dass zumindest qualitativ keine grossen Bedenken angebracht sind. Bei der Grafik macht sich der Umstieg auf die aktuelle «Unreal Engine 5» bemerkbar. So wirkte von den sechs anspielbaren Arenen der Urban Square besonders beeindruckend. Bei der an den New Yorker Times Square erinnernden Umgebung sind im Hintergrund an den Wolkenkratzer viele animierte Leuchtreklamen zu erkennen und auf einer Grossleinwand wird sogar der aktuelle Kampf übertragen.
Auch die verschiedenen Figuren erfahren in Sachen Detailreichtum und Animation nochmals eine deutliche Aufwertung, ganz zu schweigen von den Kämpfen, die mit vielen spektakulären Effekten inszeniert sind. Kommt dazu, dass bei besonders heftigen Attacken zum Beispiel der Boden aufreisst und danach bis zum Schluss des Duells an verschiedenen Orten Löcher aufweist.
Ganz zufrieden ist Harada mit der Grafik aber noch nicht. Besonders die Beleuchtung stelle mit der neuen Game-Engine eine Herausforderung dar. Während ein Charakter in einer bestimmten Umgebung hervorragend aussehen könne, würde dies für eine andere Arena nicht mehr gelten, und so wolle man wohl noch bis kurz vor dem Release in diesem Bereich Feintuning betreiben.
Spielerisch setzen die Entwickler auch mit «Tekken 8» auf die grossen Stärken der Reihe: Für Profis ein komplexes Spielerlebnis bieten, ohne Neulinge zu überfordern. Für letztere besitzt das Spiel zum Beispiel die Option, ansonsten komplexe Angriffscombos mit nur einem einzigen Tastendruck auszulösen. Diese Funktion lässt sich mit der linken Schultertaste auch während des laufenden Gefechts ein- und ausschalten. Benutzten beim Anzocken beide Spieler die sogenannte «Special Style»-Variante, waren die Kämpfe aufgrund der völlig überpowerten Angriffe, die normalerweise anspruchsvolles Controllerhandling benötigen, oft nach wenigen Sekunden vorbei.
Zurück aus «Tekken 7» ist die sogenannte «Rage Art»: Unterschreitet einer der beiden Kämpfer eine gewisse Grenze an übriggebliebener Lebensenergie, kann dieser eine verzweifelte letzte Attacke versuchen, um dem Gegner teilweise bis zu einem Drittel der gesamten Lebensanzeige abzuziehen und so möglicherweise gleich sofort den Sieg davonzutragen. Auch dies ist ein Versuch, um die Gefechte zwischen unterschiedlich starken Spieler möglichst lange spannend zu halten.
Profis können diese Funktionen aber zum Beispiel mit der Tastenbelegung des Controllers freiwillig ausschalten und sich Gefechte ohne irgendwelche Tricks liefern. Ein Blick in die Moveliste zeigt dabei, dass es für Kampfexperten mit teilweise über 100 verschiedenen Aktionen pro Figur vieles auswendig zu lernen gibt.
Zudem kommen mit «Tekken 8» einige neue Spielmechaniken dazu. So kann zum Beispiel ein Teil des eingesteckten Schadens durch eigene erfolgreiche offensive Aktionen wieder «geheilt» werden. Und mit dem neuen «Heat System» lässt sich der Kämpfer für 10 Sekunden vorübergehend verstärken, was zum Beispiel spezielle Attacken ermöglicht oder auch bei blockenden Gegnern einen Teil des Schadens austeilt.
Ausgelöst wird der «Heat»-Status durch einen einfachen Tastendruck oder mit einem «Heat Engager», einer von rund fünf pro Charakter vordefinierten Attacken. Die zweite etwas komplexere Methode bietet den Vorteil, dass man während den zehn Sekunden nicht nur eine, sondern zwei spezielle Attacken ausführen kann. Auch dieses System motiviert dazu, offensiv zu spielen, um die zehn Sekunden nicht ungenutzt verstreichen zu lassen.
Einige Fans mögen den alten Zeiten nachtrauern, in denen die Prügeleien ohne eine Vielzahl an zusätzlichen Mechaniken wie «Rage Art» oder «Heat System» über die Bühne gingen. Doch der Erfolg von «Tekken 7», dem nun meistverkauften Teil der Reihe, gibt den Entwicklern in ihrer Ausrichtung völlig recht. So oder so kommt mit «Tekken 8» eine weitere unterhaltsame Ausgabe auf uns zu, die sowohl für Frischlinge als auch für alte Profis viel zu bieten hat. Und dank der neuen Game-Engine haben die Auseinandersetzungen noch nie so gut ausgesehen. Leider gab es bisher nur die tatsächlichen Kämpfe zum Anspielen. Was das Spiel in Sachen Story, Charakteranpassungen und weiteren Inhalten noch zu bieten hat, muss sich in den nächsten Monaten erst noch zeigen.
«Tekken 8» erscheint für die PS5, die Xbox Series X/S und über Steam für PC. Ein Releasedatum hat Bandai Namco noch nicht bekannt gegeben. Allerdings ist es durchaus vorstellbar, dass das Spiel noch vor Ende Jahr erscheinen könnte.
Die zwölf bisher bestätigten Kämpfer sind Asuka Kazama, Jack-8, Jin Kazama, Jun Kazama, Kazuya Mishima, King II, Lars Alexandersson, Leroy Smith, Ling Xiaoyu, Marshall Law, Nina Williams und Paul Phoenix. Bis zum Release dürften allerdings noch viele weitere dazukommen, nachdem der Vorgänger zum Start 36 Kämpfer beinhaltet hatte.