Der Amiga war seiner Zeit voraus.
Gut, zugegeben, ich bin befangen. Der Amiga war tatsächlich meine erste grosse Computer-Liebe. Zwar hatte ich schon Erfahrungen mit dem Ur-Mac meines Vaters gesammelt. Doch so richtig gepackt wurde ich von einem Amiga 500.
1985 brachte Commodore die Höllenmaschine in den USA heraus. Besitzer eines C64 oder Atari ST rieben sich ungläubig die Augen, als sie die Grafikfähigkeiten des Herausforderers sahen. Der Amiga machte einfach alles platt.
So richtig populär wurde der Heim-PC dank der vielen Spiele. Nun macht das Internet Archive tausende Amiga-Titel auf seiner Website zugänglich, so dass man sie bequem im Browser-Fenster ausprobieren kann. Am besten geht dies mit einem Desktop-Computer oder einem Laptop.
Wichtige Info für die jüngere Generation: Wenn es etwas länger dauert, ist nicht der Browser eingefroren. Ladezeiten von mehreren Minuten waren – nach dem Einschieben der 3,5-Zoll-Disketten – absolut normal. Und erhöhten die Vorfreude.
Wer sich nicht auskennt, sucht beispielsweise nach dem legendären Titel «Bubble Bobble».
Oder versucht sich in «Ninja Mission»...
Manchmal stürzt das Ganze auch tatsächlich ab ...
Zu finden sind auch viele Intros und Animationen von so genannten Cracker- und Demo-Groups. Das waren meist junge Leute, die sich zusammenschlossen, um den Kopierschutz von Spielen zu knacken. Anschliessend wurden die «gecrackte» Software, begleitet von eindrücklichen Animationen und Elektro-Sound, via Diskette oder Internet verbreitet.
Das WWW gab es noch nicht, es wurde erst 1991 in Betrieb genommen. Vorher fand der Austausch über BBS (Bulletin Board System) statt, das waren textbasierte Online-Foren.
Wer mittun wollte, musste sich mit einem Akustikkoppler, dem Vorläufer des Dial-Up-Modems, ins Telefonnetz einwählen. Um horrend hohe Telefon-Rechnungen zu vermeiden, kursierten in der Szene Kreditkarten-Nummern – damit meldete man sich telefonisch bei einer netten Dame von AT&T an...
Aber ich schweife ab, darum zurück zum Internet Archive. Ein Besuch lohnt sich, auch wenn nicht alle Amiga-Titel im Browser-Fenster spielbar sind. Wer vom Amiga-Fieber gepackt wird, kann die Spiele auch kostenlos herunterladen und mithilfe eines Emulator-Programms in Erinnerungen schwelgen.
Amiga-Fans seien gewarnt: Man bleibt hängen!
UPDATE: Die Spiele sind bis auf Weiteres nicht mehr aufrufbar. Auf der Seite begründen die Macher dies damit, dass man die Spiele nach der ausgelaufenen Beta-Phase nun weiterentwickeln wolle.