Mit dem Amazon Fire TV Stick hat der Online-Riese einen regelrechten Dauer-Bestseller im Sortiment. Der Streamingadapter lässt sich in die HDMI-Buchse jedes beliebigen Bildschirms oder Fernsehers stecken, mit dem WLAN-Netz verbinden – und schon kann der Nutzer Filme, Serien und Live-TV streamen.
Selbst wer schon einen Smart-TV besitzt, kann solche Streaminggadgets gut gebrauchen. Denn oft unterstützen die TV-Betriebssysteme der Hersteller nur eine begrenzte Anzahl an Diensten und Apps. Hier kommt die neue Nokia-Streaming-Box 8000 ins Spiel. Sie basiert auf Android und bietet, mit einer prominenten Ausnahme, Zugriff auf alle erdenklichen Streaming-Dienste.
Seit dem vergangenen Herbst gibt es eine weitere Alternative auf dem Markt: Die Nokia Streaming-Box 8000 von der Firma StreamView aus Österreich ist etwas grösser als eine Tafel Ritter-Sport-Schokolade und kommt anders als der Fire TV Stick mit einer sehr vertraut aussehenden Fernbedienung. Doch schon die Google-Assistant-Taste und die winzigen Mikrofonlöcher an der Spitze verraten die smarten Funktionen, die damit aufgerufen werden können.
Die Streaming-Box läuft nämlich mit dem Google-System Android 10. Auch Chromecast ist integriert. So können Nutzer ihren Fernseher oder Bildschirm mit ihrem Google-Home-Konto verknüpfen, per Sprachbefehl steuern und Inhalte von ihrem Handy oder Tablet streamen. Der Schnellzugriff auf die Streamingdienste Netflix, Amazon Prime Video und Disney+ ist schon eingerichtet. Auf der Fernbedienung sind zudem zwei Tasten für Google Play und YouTube reserviert.
Über den App-Store können Nutzer weitere Apps installieren und sich so zum Beispiel Nachrichtensender aus aller Welt, Sendermediatheken oder auch Live-TV via Zattoo und ähnlichen Anbietern in 4K-Qualität auf den Bildschirm holen. Leider fehlt Apple TV+ in der Auswahl an mehr als 7'000 Apps – als Nutzer würde man sich an solchen Punkten wünschen, dass sich die Erzrivalen im Tech-Bereich mehr zusammenraufen würden.
Ein weiterer Nachteil eines zunehmend zerfaserten Streamingmarktes: Die Einrichtung einer Streaming-Box ist leider nicht damit erledigt, zwei Kabel anzuschliessen. Zunächst muss die Streaming-Box mit dem komplexen Universum des eigenen Google-Kontos verknüpft werden. Ist das erledigt, folgt das Installieren und Einrichten der verschiedenen Streaming-Apps. Seine Accounts mit langen Buchstaben- und Zahlenkombinationen abzusichern, ist ja an sich eine gute Idee – bis man nur noch einen Cursor auf der Fernbedienung zur Verfügung hat, um sich bei den verschiedenen Diensten anzumelden. Dann wird es zu einer ziemlich nervtötenden und langwierigen Angelegenheit.
Doch auch das ist kein Problem, das man der Streaming-Box anlasten kann – so läuft es schliesslich auch bei den anderen Herstellern. Das Gerät an sich macht sogar einiges richtig. Es sieht schick und unauffällig aus und ist für jeden Einsatz ausgestattet.
Nebst dem HDMI-Port gibt es eine Buchse für ein LAN-Kabel sowie zwei verschiedene USB-Anschlüsse (USB-C und USB-A) für weitere Geräte wie beispielsweise eine externe Festplatte. Für die Tonausgabe steht ein analoger AV-Ausgang sowie ein optischer Audio-Anschluss (z.B. für eine Soundbar) zur Verfügung.
Ausserdem lassen sich Geräte wie Gaming-Controller und Tastaturen via Bluetooth-Verbindung hinzufügen. Theoretisch sollte das auch mit Lautsprechern und Soundbars funktionieren. Erfahrungsgemäss leidet darunter aber die Synchronität – Bild und Ton erscheinen dann leicht zeitversetzt.
Die batteriebetriebene Bluetooth-Fernbedienung hat eine Hintergrund-Tastaturbeleuchtung, was sich im Dunkeln als äusserst hilfreich erweist. Insgesamt liess sich das Gerät in unserem Test-Setup deutlich angenehmer bedienen als ein Fire TV Stick. Auch Verbindungsprobleme oder Tonaussetzer traten seltener auf. An der App-Auswahl gibt es abgesehen vom fehlenden Apple-Streamingdienst wenig zu meckern. Nur die Suche irritiert, denn statt den Nutzer direkt zum gesuchten Titel im Streamingangebot zu geleiten, zeigt das Android-System nur die Google-Suchergebnisse an.
Mit 99 Euro (umgerechnet 107 Franken) ist die Nokia Streaming-Box 8000 etwas teurer als vergleichbare Streamingadapter von Amazon oder Google. Inhaltlich bietet sie gegenüber einem Chromecast keine Vorteile. Doch Design, Anschlussvielfalt und Komfort könnten den ein oder anderen Nutzer überzeugen.
Den Platzhirschen wird die Firma StreamView, die die Nokia-Box herstellt, keine ernsthafte Konkurrenz machen können. Doch vor allem für Nutzer, die an das Android-Betriebssystem und Google-Home-Anwendungen gewöhnt sind, bietet sich hier eine nette kleine Alternative.