Böser Typ killt Mami-Hai. Böser Typ schneidet Mami-Hai auf. Böser Typ zieht Baby-Hai aus Mami-Hai heraus. Baby-Hai beisst bösem Typ Hand ab. Böser Typ wird wirklich böse. Baby-Hai kann fliehen. Baby-Hai schwört Rache...
Das wäre dann auch schon die Grunddramaturgie. Mehr geht nicht.
Um sich am bulligen Hai-Killer zu rächen, muss der Baby-Hai natürlich zuerst gross und stark werden. Dazu braucht es ordentlich Futter und viel Bewegung. Nicht an der frischen Luft, sondern im Wasser. Acht unterschiedliche Wasser-Welten warten auf den gefrässigen Racker. Es gibt zum Beispiel die einfachen Flüsse, die trüben Sümpfe oder die schicken Badeorte, wo man ordentlich zuschnappen darf.
In der Rolle des kleinen Beissers gehen wir nun also in diversen Unterwasserwelten auf Nahrungssuche, entdecken schnell feindliche Zeitgenossen wie Alligatoren und spezielle Höhlen, wo wir uns aufleveln können. Denn nachdem wir viel gegessen und diverse Sammelobjekte gehortet haben, dürfen wir neue Fähigkeiten erlernen und diese später noch brav aufpimpen.
Damit das Unterwassergewusel nicht in der Langweile erstickt, begleitet uns ein Sprecher, der uns immer wieder mal ein paar lustige und auch ziemlich dämliche Kommentare schenkt.
Ja, dieser Pseudo-Doku-Style macht uns immer wieder darauf aufmerksam, dass sich das Spiel überhaupt nicht ernst nimmt und wir das jetzt gefälligst lustig finden sollen. Wir haben verstanden.
Zugegeben, das ist ja auch alles ganz lustig. Jedenfalls zu Beginn des Spiels. Denn da darf man noch in der Rolle der Hai-Mutter so richtig herumwüten. Da werden Boote gerammt, Menschen mit einem Sprung ins kalte Nass gedonnert und danach genüsslich verspeist. Das Blut spritzt, die Zweibeiner schreien und die Boote explodieren. So geht Trash, so lieben wir das.
Doch die intensive Gewalt-Gaudi zu Beginn geht schnell vorbei. Zu schnell. Das Spiel macht uns in den ersten Minuten heiss, ja ziemlich scharf sogar. Doch kaum hat man Blut geleckt, wird der Spieler in die Rolle eines langweiligen Baby-Hais gedrückt und muss jetzt Kleinfutter suchen und sich in der Nahrungskette hochfressen, um irgendwann mal kräftig zubeissen zu können.
Okay, die malerischen Gewässer sind schon schick anzusehen. Vor allem wenn sich das Tier im offenen Meer bewegen darf kommt Stimmung auf. Es ist ja auch sehr viel los unterhalb der Wasseroberfläche. Verschmutzte Seen, da ein geheimnisvolles Schiffswrack und wenn so ein grosser Wal vorbeihuscht, kann schon Gänsehaut-Stimmung aufkommen.
Immerhin ist es dann nach ein paar Spielstunden soweit und der Baby-Hai hat eine beachtliche Grösser erlangt, so dass die ersten Menschlein getötet werden dürfen. Das geht übrigens auch für eine kurze Zeit an Land. Doch danach muss der Killer schnell wieder ins kalte Nass abtauchen, weil der Hai nunmal ins Wasser gehört.
Doch kaum hat sich der Spieler mal richtig ausgetobt und ist warm geworden, ist das Spiel auch schon vorbei. Nach etwa acht Stunden winkt der Abspann. Schade. Immerhin durfte man in unterschiedlichen Wasserleveln die nette Flora und Fauna betrachten, hat durch die ständigen Kommentare doch ein paar Infos über das Fischleben aufgesaugt und die bösen Menschen zerpflückt.
Fazit: In der Rolle eines Hais auf einen persönlichen Rachefeldzug zu gehen, das ist erfrischend. Doch die ersten Spielstunden (abgesehen vom fantastisch skurrilen Intro) sind qualvoll. Das Abarbeiten von Missionen, wo hauptsächlich gefressen werden muss, das stumpfsinnige Erledigen von Gegnern und das mühsame Hochleveln aus dem Babyalter, das alles beutelt die Motivation ungemein.
Hätten die Macher von Beginn an auf die blinde Zerstörungswut eines erwachsenen Hais im Rausch der Rache gesetzt, hätte das Spiel bis zum Schluss eine haltbare Konsistenz gehabt.
So bleibt «Maneater» ein nett gemeintes Kurzfutter, das man als Snack für zwischendurch einnimmt und ihm nach der Verdauung keinerlei Beachtung mehr schenkt.
«Maneater» ist erhältlich für Playstation 4, Xbox One und PC. Die Switch-Version wird zu einem späteren Zeitpunkt veröffentlicht. Freigegeben ab 18 Jahren.