Ich erinnere mich noch sehr gut an mein erstes Date mit Pete. Das war an einem Sonntagabend. Im Sommer 2012. Es regnete in Strömen. Ich trug ein luftiges Kleidchen und Gummistiefel.
Pete und ich hatten uns ein paar Tage vorher in einem mega geheimen Restaurant kennengelernt, in das man nur kam, wenn man über ein Passwort verfügte. Hipper Zürich-Shizzle halt. Inklusive sehr tollem Rindsfilet. Ich war mit Cleo und Sophie da. Pete sass praktischerweise mit ein paar Jungs am gleichen Tisch.
Wir redeten viel. Und lachten noch mehr. Am Ende schrieb ich ihm meine Nummer auf die Hand. Mir war damals schon klar: Pete ist Boyfriend-Material. In den kann ich mich super verlieben.
Genau so kam's dann auch. Und auch er war angetan. Primär von meiner Nacktheit. Lange Rede, kurzer Sinn: Pete war weg, als eine aschblonde Vorzeigehausfrau in sein Leben trat. Eine, die im Gegensatz zu mir Zopf backen und Hemden bügeln kann. Zurückblieben sind mein sehr gebrochenes Herz und ich.
Neulich schrieb ich dann drei Typen an, um sie zu fragen, warum es mit uns nicht geklappt hat. Pete war einer davon. Der, der mir nichts Schriftliches geben, mich aber treffen wollte. Ich liess mich, nachdem ich abgeklärt hatte, ob die Zopfbäckerin derweil Geschichte ist – sie ist – auf ein Treffen ein.
Wir verabreden uns an einem Freitagabend in der Bar, aus der wir vor Jahren rausgeschmissen wurden. Weil wir zu heftig rummachten. Und auch dieses Mal knistert es zwischen Pete und mir. Je mehr Alkohol fliesst, desto mehr wünsche ich mir, dass er mir an die Wäsche geht.
Also nehme ich ihn mit nach Hause.
Von mir aus können wir loslegen. So wie anno dazumal. Unser Sex war stets sehr aufregend. Pete aber zögert. Da würde es was geben, das er schon lange gerne ausprobieren würde. Und den Rahmen hier und heute hält er für perfekt für das Experiment.
Ich rechne schon mit Sado Maso, einem Threesome mit was weiss ich oder Natursekt oder so.
Pete aber will was ganz anderes. Pete will, dass wir uns die 36 Fragen stellen, nach denen man sich laut Wissenschaftlern ineinander verlieben soll. Sehr geil. Wollte ich auch schon immer mal machen. Mit dem Pegel, den wir beide an den Tag, beziehungsweise an die Nacht, legen, stelle ich mir die Aktion spassig vor.
Er fängt an. Und fragt mich, wen ich gerne als Gast zum Abendessen hätte, wenn ich mir irgendeinen Menschen aussuchen könnte. Ich antworte irgendwas, er antwortet irgendwas.
Dann müssen wir uns der Frage stellen, ob wir gerne berühmt wären. Und wenn ja, auf welche Art. Ich wäre gerne ein Popstar. Oder eine Rapperin. Oder Beyonce. Er hingegen findet das Rampenlicht scheisse.
Deep wird es bei Frage 7. Ob wir eine Vorahnung haben, wie wir sterben werden. Tschüss, Erotik in der Luft. Hallo, ihr grossen Sinnesfragen. Ich kann mir vorstellen, dass ich mal unters Tram komme, weil ich zu laut Musik höre und zu wenig schaue. Pete rechnet, er weiss nicht warum, mit einem Flugzeugabsturz.
Bei Frage 25 müssen wir drei wahre «Wir»-Aussagen über uns machen. Zum Beispiel «Wir sind gerade in diesem Raum und fühlen uns…».
Ich fange an. Und sage, dass wir schon immer guten Sex hatten. Pete lacht. Und sagt: «Wir sind hier in diesem Raum und fühlen uns nicht nur, nein, wir sind sturzbetrunken.»
Wir lachen, als ob das das Allerlustigste auf der ganzen Welt wäre.
Der letzte Satz kommt von mir. «Wir sind in diesem Raum, sturzbetrunken und sollten jetzt sofort Sex haben.»
Gesagt, getan.
«Leider» auf Kosten der letzten elf Fragen. Am nächsten Tag also kann ich sagen: Wir sind nicht ineinander verliebt. Ob es an den fehlenden Fragen lag, weiss ich nicht. Ist auch egal. Wir sind dafür tiefenentspannt und auf ganzer Linie befriedigt.
Mehr will ich gar nicht. Sonst muss ich noch lernen, Zopf zu backen.
Viel Glück & Adieu,
Dann schick sie per Mail an Emma: emma.amour@watson.ch