Anno 2018 ergab eine Umfrage des britischen Markt- und Meinungsforschungsinstituts YouGov, dass die italienische Küche die beliebteste der Welt ist. So weit, so vorhersehbar. Während dies für Italien ein Grund zum Stolz sein mag, bedeutet dies zwangsläufig aber auch, dass etliche italienische Spezialitäten in Übersee neu interpretiert werden. Eine neue internationale YouGov-Umfrage zeigt nun die italienische Sicht auf ebendiese Interpretationen und Handhabungen auf.
Ende letzten Jahres stellte YouGov eine Liste von 19 angebliche Verbrechen an italienischer Esskultur zusammen, und befragte 20'000 Menschen in 17 Ländern (einschliesslich Italien), ob diese akzeptabel oder inakzeptabel seien.
The biggest crimes against Italian food, according to Italians
— YouGov (@YouGov) February 4, 2022
Ketchup on pasta -82
Pasta in cold water and then boiling -71
Pineapple on pizza -63
Pasta as side dish -55
Cutting pasta -46
Cream in carbonara sauce -45
Cheese with seafood pasta -39https://t.co/9GmIniW6lx pic.twitter.com/gNOmv57tX7
Von den 19 aufgeführten Punkten sehen die Italiener in 4 kein Problem: Pizza zum Mittagessen (+89), Bolognese zu Spaghetti essen (+81), Pizza mit der Gabel statt mit den Händen essen (+69) und Fleischbällchen mit Spaghetti essen (+58).
Bei den angegebenen Zahlen handelt es sich um Nettoergebnisse, wobei positive Zahlen bedeuten, dass mehr Personen diese als akzeptabel als inakzeptabel bezeichnen, während negative Zahlen bedeuten, dass mehr Personen diese als inakzeptabel als akzeptabel bezeichnen.
Die detaillierten Daten gibt es HIER.
Eine Grossansicht der Tabelle gibt es HIER.
Klar. Pizza zum Zmittag geht voll in Ordnung. Und «Bolognese» wird in Italien zwar nicht so genannt, aber ragù gehen mit Spaghetti klar, auch wenn Tagliatelle typischer wären. Und im Süden des Landes gibt es tatsächlich Pastarezepte mit polpettine (Fleischbällchen).
Nun aber zu den divergierenden Meinungen:
An 4 weiteren Punkten scheiden sich die Geister: Risotto als Vorspeise oder Beilage (+2); Öl ins Pastawasser geben (+1); Spaghetti vor dem Kochen brechen (-1); abgetropfte Pasta auf den Teller geben und erst dort die Sauce dazugeben (-4).
Das mit dem Risotto erstaunt, denn, abgesehen von der Ausnahme risotto alla Milanese, der als Beilage zu ossobuco serviert wird, ist dieses Reisgericht stets un primo – ein erster Gang. Weshalb die Verwalterin des Forums Italians Mad At Food kommentierte, «Wen habt ihr da eigentlich befragt?»
Nun aber zu den veritablen Food-Verbrechen:
Das schlimmste Verbrechen ist selbstredend der Verzehr von Ketchup zu Pasta (-82). Dies ist eine von nur zwei Foodsünden auf der Liste, die auch für Amerikaner inakzeptabel ist (-48). In 11 der untersuchten Länder ist man jedoch der Meinung, dass Pasta und Ketchup völlig in Ordnung sind, wobei die Online-Indonesier (+76) und Hongkonger (+79) davon besonders begeistert sind.
Weitere bekannte Foodsünden aus italienischer Sicht sind die üblichen Verdächtigen: Cappuccino nach einem Essen, etwa, Rahm in der Carbonara, Parmesan zu einem Pastagericht, das Fisch oder Meeresfrüchte enthält oder Ananas auf Pizza – die berüchtigte Pizza Hawaii. Letzteres findet ausserhalb Italiens flächendeckende Zustimmung. Einzig Frankreich rümpft darob die Nase.
Aber: Innerhalb Italiens zeigen sich Generationenunterschiede auf.
So ist es das mit dem Cappuccino den 18- bis 24-Jährigen tendenziell egal. Umgekehrt ist ebendiese jüngere Generation streng, wenn es darum geht Öl ins Pastawasser zu geben.
Die detaillierten Ergebnisse der Studie gibt es hier.
Und NUN: Ihr so, liebe User?