Leben
Kommentar

Autor (50) findet Frauen in seinem Alter nicht attraktiv

Autor (50) findet Frauen in seinem Alter nicht attraktiv. Das ist nicht nur sein Problem.

09.01.2019, 11:0710.01.2019, 06:17
Gunda Windmüller / watson.de
Mehr «Leben»
MANDATORY CREDIT: Laura Stevens/REX. Only for use in story about Laura Stevens photo series Another November. Editorial Use Only. No stock, books, advertising or merchandising without photographer&#03 ...
Bild: REX

Yann Moix ist 50 Jahre alt. Er ist Romanschriftsteller, Regisseur und Fernsehmoderator. Und er findet Frauen ab 50 nicht mehr attraktiv.

«Kommen Sie, nicht übertreiben. Das ist unmöglich... zu alt, zu alt!», erklärte er in einem Interview mit dem «Guardian». Moix sei schlicht nicht fähig, eine Frau in diesem Alter zu lieben.

«Der Körper einer 25-Jährigen ist aussergewöhnlich. Der Körper einer 50-Jährigen ist überhaupt nicht aussergewöhnlich.»
Yann Moix

Voilà: Yann Moix.

Bild

In den sozialen Medien wird Moix seitdem heftig kritisiert. Seine Einstellung sei diskriminierend und engstirnig. Viele User melden sich zu Wort und posten Bilder von älteren Frauen, um zu zeigen, dass Moix mit seiner Einschätzung total falsch liegt.

Darunter sind unter anderem Fotos von Halle Berry (52 Jahre), Jennifer Aniston (49 Jahre) und Sandra Bullock (54 Jahre). Fotos von Frauen, die weltweit als schön gelten. Trotz ihres Alters. Sie sollen als Gegenbeweis dienen.

Dass sich viele Frauen über Moix' Aussagen aufregen, ist nachvollziehbar. 

Aber: Wer versucht, ihn mit solchen Bildern zu widerlegen, hat das falsche «Wie» gewählt.

Denn mit diesen Reaktionen wird das, was an Moix Aussagen so diskriminierend und toxisch ist, nicht aufgehoben, sondern – im Gegenteil – es wird sogar bestätigt.

Wer nicht den Schönheitsidealen entspricht, wird gemobbt

Video: srf/SDA SRF

All diese Bilder zeigen nämlich nicht einfach nur Frauen um die 50. All diese Bilder zeigen Frauen um die 50 mit Körpern wie 25-Jährige. Und damit wird das Schönheitsideal des straffen, jugendlichen Körpers nicht aufgebrochen, sondern festgeschrieben. Tja. Wir können das Spiel um die Schönheit halt nicht verändern, wenn wir uns ausschliesslich an die Regeln halten.

Aber klar, würde man ihm eine Durchschnitts-50-Jährige zeigen; eine Frau, die nicht auch nur annähernd so viel Zeit und Geld in ihr Aussehen investiert wie eine durchschnittliche Hollywood-Schauspielerin, würde Moix dabei bleiben: «Sorry, Ladys, das finde ich eben unattraktiv», und er würde argumentieren: «Das ist eben meine Meinung.»

Aber genau das stimmt eben nicht: Es ist nämlich NICHT nur seine Privatmeinung.

Wir tun zwar oft so, als wären unsere Geschmacksurteile ganz persönlicher Natur, aber dass sind sie eben nicht. Sie sind gesellschaftlich geformt. Was wir schön finden und was wir hässlich finden, wird uns nicht so ohne weiteres in die Wiege gelegt. Wir lernen Schönheit. Wir lernen Schönheit durch die Bilder, die wir sehen. Durch die Worte, mit denen manche Körper als «fett» und manche als «wohlgeformt» beschrieben werden. Durch die Schablonen, mit denen wir auf die Welt gucken.

Wem das zu abstrakt klingt, der sollte sich nur einmal die Entwicklung des Schönheitsideals von Frauenkörpern anschauen, um zu merken, wie wenig «natürlich», sondern eben historisch entwickelt diese Ideale sind.

Knackig, schlank und straff sind heutzutage Eigenschaften von gesellschaftlich anerkanntermassen attraktiven Körpern. Aber nicht, weil sie sich an einem Ur-Bild der perfekten Frau orientieren, sondern weil sie Eigenschaften abbilden, die gesellschaftlich erwünscht sind.

Und daher bringt es auch überhaupt nichts, Moix mit Bildern von Halle Berry oder Uma Thurman argumentativ k.o. setzen zu wollen. Denn klar, es gibt ältere Frauen mit jung aussehenden Körpern, aber ist das nicht genau das Problem? Dass wir ein so eingeschränktes Bild von Schönheit haben, dass uns die Fantasie für eine Welt fehlt, in der eine 50-Jährige auch auf andere Art und Weise attraktiv sein kann?

Was wir doch bitte brauchen, sind nicht noch mehr und mehr Bilder von Frauen, die sich lebenslang an einem ganz speziellen Körperstandard orientieren, sondern Sichtbarkeit von allem, was das Leben so aus Körpern formen kann.

Ideale schreibt man eben nicht um, indem man sie weiterschreibt. Man muss sie aufbrechen, zumindest anknacksen. Und was dabei zum Vorschein kommt, wird vielleicht erst ungewohnt erscheinen, aber in jedem Fall eines sein: Aussergewöhnlich.

Das sind die grössten Photoshop-Fails unserer Instagram-Sternchen

1 / 37
Das sind die grössten Photoshop-Fails unserer Instagram-Sternchen
Photoshop ermöglicht es, unsere kleinen Makel weg zu mogeln. Die Versuchung, dabei ein bisschen über die Stränge zu schlagen, ist ziemlich gross. Diese Bilder zeigen, dass auch Promis nicht vollkommen sind, ihre Körper mit Photoshop retuschieren und dabei ... naja, manchmal ein bisschen übertrieben. So wie zum Beispiel Kim Kardashians auf diesem Bild. Bei aller Retusche hat sie wohl gar nicht gemerkt, dass sie ein bisschen zu viel an ihren Armen gebastelt hat ... bild: instagram/kimkardashian ... Mehr lesen
Auf Facebook teilenAuf X teilen

Wann wird behaarte Haut gesellschaftlich akzeptiert?

Video: srf
Frauen-Themen, Feminismus, Sexismus, Gesellschaft
Showbusiness heisst nicht Sexgewerbe! Der Sturz des Fotografen Terry Richardson 
32
Showbusiness heisst nicht Sexgewerbe! Der Sturz des Fotografen Terry Richardson 
von Simone Meier
Im Fall Weinstein gibt's vor allem eins zu sagen: «Fuck you!» – an mehrere Adressen
86
Im Fall Weinstein gibt's vor allem eins zu sagen: «Fuck you!» – an mehrere Adressen
von Simone Meier
FOMO, Squish & Vanilla: Das grosse Sex- und Gefühls-ABC der Generation Z
33
FOMO, Squish & Vanilla: Das grosse Sex- und Gefühls-ABC der Generation Z
von Jovin Barrer
«Es gibt kein Geschlecht. Es gibt keine Regeln. Es gibt nur mich.»
29
«Es gibt kein Geschlecht. Es gibt keine Regeln. Es gibt nur mich.»
von Richard Oppermann
WTF? 23 vergenderte Produkte, die keiner braucht 
104
WTF? 23 vergenderte Produkte, die keiner braucht 
«American Apparel»-Gründer so: «Mit Mitarbeiterinnen zu schlafen, ist unvermeidlich»
37
«American Apparel»-Gründer so: «Mit Mitarbeiterinnen zu schlafen, ist unvermeidlich»
von Jovin Barrer
Wütende Österreicher fordern Tod und Zwangssterilisation für die «Katzentreterin»
105
Wütende Österreicher fordern Tod und Zwangssterilisation für die «Katzentreterin»
von Simone Meier
Fast alle ungenügend, aber auf gutem Weg: Disney-Prinzessinnen im Gender-Check
43
Fast alle ungenügend, aber auf gutem Weg: Disney-Prinzessinnen im Gender-Check
von Can Kgil
Hinter dem Film übers Schweizer Frauenstimmrecht steckt ein Skandal-Baby
16
Hinter dem Film übers Schweizer Frauenstimmrecht steckt ein Skandal-Baby
von Simone Meier
12 sexistische «Perlen» aus dem SRF-Archiv – muss man sehen, um es zu glauben
36
12 sexistische «Perlen» aus dem SRF-Archiv – muss man sehen, um es zu glauben
von Kian Ramezani
Lügen-Quellen! Frauen erobern ihren wahren Platz in der Weltgeschichte zurück
28
Lügen-Quellen! Frauen erobern ihren wahren Platz in der Weltgeschichte zurück
von Anna Rothenfluh
Die keltische Kriegerkönigin Boudica, die tausende Römer niedermetzelte
90
Die keltische Kriegerkönigin Boudica, die tausende Römer niedermetzelte
von Anna Rothenfluh
Absätze, Lippenstift und neutrale Unterwäsche – darf man Frauen das vorschreiben?
122
Absätze, Lippenstift und neutrale Unterwäsche – darf man Frauen das vorschreiben?
von Nadja Brenneisen
Frauen, die Geschichte schrieben, Teil I: Die ägyptische Traumfrau Kleopatra
44
Frauen, die Geschichte schrieben, Teil I: Die ägyptische Traumfrau Kleopatra
von Anna Rothenfluh
«Fleisch» – Lehrer mit teigigen Figuren und Kopflesben sollten dieses Buch nicht lesen
7
«Fleisch» – Lehrer mit teigigen Figuren und Kopflesben sollten dieses Buch nicht lesen
von Anna Rothenfluh
Kaiserin Agrippina: Das herrschsüchtige Teufelsweib, das ganz Rom verführte und die Männer zu Sklaven machte
28
Kaiserin Agrippina: Das herrschsüchtige Teufelsweib, das ganz Rom verführte und die Männer zu Sklaven machte
von Anna Rothenfluh
#SchweizerAufschrei: 21 Tipps gegen den ganz alltäglichen Sexismus
176
#SchweizerAufschrei: 21 Tipps gegen den ganz alltäglichen Sexismus
von Simone Meier
Sie haben genug: 22 Schweizerinnen erzählen, wie sie sexuelle Gewalt im Alltag erlebten
117
Sie haben genug: 22 Schweizerinnen erzählen, wie sie sexuelle Gewalt im Alltag erlebten
von Anne-Sophie Keller (text) und Sophie Stieger (bilder)
Diese Frau steckt hinter der Aktion #SchweizerAufschrei
38
Diese Frau steckt hinter der Aktion #SchweizerAufschrei
Du bist jung, weiblich und in deine beste Freundin verliebt? Dies erwartet dich <3
33
Du bist jung, weiblich und in deine beste Freundin verliebt? Dies erwartet dich <3
von Simone Meier
Diese 15 genialen Bilder beschreiben perfekt, wie es ist, die Mens zu haben
14
Diese 15 genialen Bilder beschreiben perfekt, wie es ist, die Mens zu haben
von Madeleine Sigrist
In 6 Schritten zum Stalker: Der Aktionsplan für die Frauen-mit-Kopfhörer-Anmache
20
In 6 Schritten zum Stalker: Der Aktionsplan für die Frauen-mit-Kopfhörer-Anmache
von Anna Rothenfluh
Du wirst bald 30? Freu dich, jetzt wird dein Leben echt fantastisch!
43
Du wirst bald 30? Freu dich, jetzt wird dein Leben echt fantastisch!
von Simone Meier
Der BH als Spiegel unserer Gesellschaft: Ist es wieder mal Zeit für eine Befreiung der Brüste?
43
Der BH als Spiegel unserer Gesellschaft: Ist es wieder mal Zeit für eine Befreiung der Brüste?
von Anna Rothenfluh
«So nicht, liebe Männer!» Tinder-Knigge zweier watson-Userinnen macht aus Eseln Hengste
«So nicht, liebe Männer!» Tinder-Knigge zweier watson-Userinnen macht aus Eseln Hengste
von Anna & jasmine
Stefanie gegen die rechte Welt: Was der Spruch «Feministinnen sind hässlich» wirklich bedeutet 
66
Stefanie gegen die rechte Welt: Was der Spruch «Feministinnen sind hässlich» wirklich bedeutet 
von Simone Meier
Auf der Tür zur Hölle der Frau stehen 3 Buchstaben: PMS. Prämenstrueller Supergau
29
Auf der Tür zur Hölle der Frau stehen 3 Buchstaben: PMS. Prämenstrueller Supergau
von Simone Meier
«Voll zwischen die Beine» – «Habe ich schon x-mal erlebt» – «Man hat sich daran gewöhnt»: Wie Frauen im Ausgang sexuell belästigt werden
167
«Voll zwischen die Beine» – «Habe ich schon x-mal erlebt» – «Man hat sich daran gewöhnt»: Wie Frauen im Ausgang sexuell belästigt werden
von Sabina Sturzenegger
«Und was ist mit den Männern?!» Das Schreckgespenst Feminismus geht wieder um 
179
«Und was ist mit den Männern?!» Das Schreckgespenst Feminismus geht wieder um 
von Anna Rothenfluh
Das Fazit von Köln: Frauen müssen lernen, nicht vergewaltigt zu werden
127
Das Fazit von Köln: Frauen müssen lernen, nicht vergewaltigt zu werden
von Simone Meier
Es ist ganz einfach: Feminismus ist das neue Cool
13
Es ist ganz einfach: Feminismus ist das neue Cool
von Simone Meier
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
Du hast uns was zu sagen?
Hast du einen relevanten Input oder hast du einen Fehler entdeckt? Du kannst uns dein Anliegen gerne via Formular übermitteln.
99 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Madison Pierce
09.01.2019 12:05registriert September 2015
Das Schönheitsideal ist veränderlich und gesellschaftlich bedingt. Aber: die Begehrung junger Frauen hat einen evolutionären Ursprung. Das lässt sich nicht ändern, jedenfalls nicht im Zeitraum einiger Generationen.

Das Gleiche gilt für die Attraktivität erfolgreicher und reicher Männer.
65
Melden
Zum Kommentar
avatar
who cares?
09.01.2019 11:59registriert November 2014
Der Typ tut mir eher leid. Wer Frauen nur wegen ihres Körpers lieben kann, verpasst was. Zur Liebe gehört mehr als einander heiss finden. Das Leben miteinander teilen, gemeinsam wachsen, vielleicht Kinder aufziehen oder eine gemeinsames Unternehmen starten, etc. Meine Grosseltern haben einander geliebt bis zum bitteren Ende, sowas wird er nie erleben können. Schade für ihn. Er sieht Liebe noch wie ein Teenager. Oder er hat noch nicht die Richtige gefunden.
121
Melden
Zum Kommentar
avatar
aglio e olio
09.01.2019 18:36registriert Juli 2017
Als wenn er mit 50 noch "Frischfleisch" wäre. Die meisten von uns, ich eingeschlossen, sind in dem Alter doch nur noch Pudding oder Dörrfleisch.
So ist das Leben, gewöhn dich dran.
Vielleicht hat er auch nur Angst vor reifen Damen die wissen was sie wollen.
142
Melden
Zum Kommentar
99
Der neue Kindsgi-Bändel auf dem Weg in die Geschichte der Design-Fails
Niemand mag ihn.
In Bern und Zürich wurden rund 50'000 neue TCS-Kindergarten-Leuchtbändel, hier auch liebevoll «Lüchzgi» genannt, verteilt. Das neue Modell soll mit seinen zusätzlichen Leuchtflächen die Sichtbarkeit der Kleinen erhöhen und so der EU-Sicherheitsnorm gerecht werden.
Zur Story