Ladies and Gentlemen, Jerry Lee Lewis.
Genannt «The Killer».
König des Chaos.
Der wildeste aller wilden Rock’n’Roll-Psychos der Historie der wildesten Rock’n’Roll-Psychos.
Ebendiese absolute Legende, die mit Hits wie «Great Balls of Fire» oder «Whole Lotta Shakin' Goin' On» Musikgeschichte schrieb, ist heute im Alter von 87 Jahren gestorben.
Damals, anno 1956, gab es Leute, die dachten, Elvis sei ein schlechter Einfluss auf die amerikanische Jugend. Sie konnten niemals ahnen, was mit Jerry Lee noch auf sie zukommen sollte. Elvis mag vielleicht die Teenager der USA korrumpiert haben. Jerry Lee heiratete sie – in Form seiner 13-jährigen Cousine.
Elvis war ein netter Junge. Jerry Lee ein verrückter Arschtreter. Ihm gehören zwei der meistverkauften Rockn’Roll-Singles aller Zeiten; er behauptete stets, er könne mehr saufen, bumsen, musizieren und illegale Substanzen einnehmen als jeder andere Mensch auf dem Planeten; er schoss mal auf seinen Bassisten mit einer 357 Magnum; eine seiner insgesamt sieben Ehefrauen verstarb unter sehr, sehr mysteriösen Umständen; er wurde in Grossbritannien des Landes verwiesen wegen ebenjener Ehe mit seiner minderjährigen Cousine …
… und zu allem Überfluss behauptete Jerry Lee stets, dass er ein tiefreligiöser Mensch sei.
Er war zeitlebens überzeugt, dass, wenn er sterbe, käme er direkt in die Hölle. Und vielleicht hat Jerry Lee genau deshalb alle anderen überlebt: Chuck Berry, Little Richard, James Brown, Ray Charles ... Elvis und Buddy Holly sowieso.
Ausgerechnet er, der widersprüchlichste und bei weitem problematischte Vertreter der ersten Rock'n'Roll-Generation. Er war Punk, bevor Johnny Rotten überhaupt auf der Welt war. Er kämpfte zeitlebens mit seiner Drogenabhängigkeit und kam immer wieder wegen Gewaltdelikten in Konflikt mit dem Gesetz. Heute, in einer Zeit, in der Leute bereits wegen einer falsch verstandenen Aussage gecancelt werden können, hätte ein Jerry Lee Lewis niemals stattfinden können. Erwähnen wir's ruhig nochmals: Sie war 13. Und seine Cousine.
Nein, Jerry Lee war kein Guter. «I didn't get my nickname for no reason», soll er mal gesagt haben. Aber er schrieb Musikgeschichte. Nun ist «The Killer» tot. Seine Musik ist und wird immer lebendig sein wie an jenem Tag, als er dem Tontechniker von Sun Records in Memphis sagte, er sei besorgt, er habe das Gefühl, «I've got the devil in me».