Frohlockt! Am 22. Mai ist World Goth Day!
Ihr versteht, was damit gemeint ist: «A day when the goth scene gets to celebrate its own being, and an opportunity to make its presence known to the rest of the world» – der Tag also, an dem sich die Gruftie-Szene selbst feiert.
Ok, kurz zum Begriff «Goth». Der Name bezieht sich nicht auf das ostgermanische Volk aus dem Zeitalter der Völkerwanderung, sondern leitet sich ab vom Begriff Gothic Literature – sogenannte Schauerliteratur, die ihre Blüte am Anfang des 19. Jahrhunderts in England erlebte.
Alsbald fand das Genre seinen Weg auf die Vaudeville-Variétébühnen. Hier ein Szenenbild aus der englischen Theaterballade «Death and the Lady», 1906:
Die gruselige Ästhetik wurde natürlich auch von der jungen Filmindustrie des 20. Jahrhunderts übernommen – etwa auch mit Verfilmungen von Klassikern der Gothic Literature wie Bram Stokers «Dracula». Hier Schauspieler Max Schreck in «Nosferatu, eine Symphonie des Grauens» aus dem Jahr 1922:
Und logisch wurde Bram Stokers Vampir-Klassiker in etlichen Abwandlungen filmisch neu interpretiert. Hier etwa mit Christopher Lee und Veronica Carlson in «Dracula Has Risen from the Grave» aus dem Jahr 1958, einer der vielen Horrorfilme des britischen Produktionsstudios Hammer Films:
Übrigens: Christopher Lees Widersacher in den Hammer-Horrorfilmen war meist Peter Cushing in der Rolle des Dr. Van Helsing:
Cushing spielte in «Star Wars IV» (1977) den Governor Grand Morf Tarkin ...
... während Christopher Lee in «Star Wars II» (2002) den Sith Lord Count Dooku darstellte ...
... aber wir schweifen ab. Es ist schliesslich World Goth Day, und nicht May the Fourth. Deshalb:
Mehr Bilder aus der Assoziationsblase der Goth-Subkultur! Los geht's mit The-Cure-Sänger Robert Smith anno 1985:
Und da ist er nochmals (2. v. l.) mit den neu gegründeten The Cure Ende der 70er-Jahre.
Tja, da war der Stil noch nicht ganz ausgereift.
Die Über-Ikone: Ian Curtis von Joy Division, 1979.
The Cult anno 1985 (nachdem sie ihren ursprünglichen Bandnamen – Southern Death Cult – gekürzt hatten):
Siouxsie Sioux von The Banshees, 1981:
Peter Murphy von Bauhaus, 1980:
Passend dazu: Bela Lugosi in der Maske. Ein klein wenig mehr Schminke, und schon hat er sich in Dracula verwandelt:
Hier verbeisst er sich in Vampira Anfang der 50er-Jahre:
Okay – ein kurzer Exkurs zum Thema Vampira: Bürgerlich hiess sie Maila Nurmi, war ursprünglich aus Finnland und hatte im Hollywood der 50er-Jahre grossen Erfolg als TV-Moderatorin mit eigener Gruselfilm-Sendung:
Nurmi war auch privat stets als ihr Vampira-Alter-Ego unterwegs. Hier sieht man sie mit Fans auf dem Hollywood Boulevard:
Und hier ist sie zuhause in Beverly Hills, 1955:
Vampiras Stil war derart ikonenhaft (oh ja, hier geht der Exkurs noch tiefer in die popkulturellen Wurzeln der Goth-Subkultur), dass sie als Vorbild diente für ...
... öh, nein, falsche Familie! Das sind «The Munsters», 1964–66 im TV zu bewundern!
Gemeint war diese Familie hier – «The Addams Family» (ebenfalls von 1964 bis -66 im TV zu bewundern):
Und Familienoberhaupt Morticia Addams (dargestellt von Carolyn Jones) hatte einiges vom Vampira-Look abgeguckt, meint ihr nicht auch?
Wobei, eigentlich hatte Maila Nurmi ihren Vampira-Look wiederum der Original-Morticia aus den Cartoons von Illustrator Charles Addams im «New Yorker Magazine» abgeguckt:
Item – jedenfalls ist die Figur Morticia Addams als Goth-Ikone erstaunlich langlebig. Hier wird sie von Angelica Huston dargestellt in «Addams Family Values» (1993):
In oben genanntem Film spielte Christina Ricci die putzige Tochter Wednesday Addams. Hier frisiert sie Drehbuchautor Paul Rudnick am Set von «Addams Family Values»:
Und dank der Netflix-Serie «Wednesday», mit Jenna Ortega in der namensgebenden Hauptrolle, ist die Addams Family im 21. Jahrhundert angekommen:
Wobei die Erfolgsserie dem jüngsten Auswuchs des erstaunlich langlebigen Goth-Stils aufsass: Soft Goth – so kleidet sich Generation Z gerne mal.
So. Zurück zu den historischen Ikonen des Gothic Rocks, des Dark Waves oder wie ihr es nun benennen wollt, allen voran Patricia Morrison, Bassistin unter anderem bei The Gun Club, The Damned und ...
... The Sisters of Mercy (1985-1992):
Sisters-of-Mercy-Sänger Andrew Eldritch Anfang der 90er:
Alien Sex Fiend, 1985:
The Cramps auf Tournee, 1986:
Nick Cave, 1986:
Lisa Gerrard und Brendan Perry aus Australien, besser bekannt als Dead Can Dance, 1984:
Klaus Nomi in New York, 1979:
Und denkt daran ... Jap, so ist's:
Happy World Goth Day, allerseits!
Wobei ... ist es angebracht, einem Goth «happy» irgendwas zu wünschen?