Ava Max hat das geschafft, wovon tausende junge Menschen träumen: den grossen Durchbruch als Musikerin. Als Kind albanischer Einwanderer wurde sie 1994 in Amerika geboren, lernte mit 14 Jahren den Produzenten und Songschreiber Pharrell Williams kennen und zog nach Los Angeles.
Mit ihrer ersten Single «Sweet but Psycho» erobert sie aktuell die Schweiz: Der Song stieg im November auf Platz 44 ein und kletterte in nur vier Wochen an die Spitze der Charts. Seither hält er sich hartnäckig in den vordersten vier Rängen.
Wird Ava Max die nächste Lady Gaga? Oder doch nur ein One-Hit-Wonder? Welche Senkrechtstarter konnten sich wirklich im Musikbusiness etablieren? Und welche Superstars waren eigentlich überhaupt Senkrechtstarter? Ein Blick auf die Geschichte der Hitparade – und der Vergleich mit Ava Max.
Wir beginnen mit den Senkrechtstartern. Die Grafik zeigt die Anzahl Künstler, die es seit 1975 innert fünf oder weniger Wochen an die Spitze der Schweizer Single Charts schafften. Es zeigt sich: Der kometenhafte Aufstieg von Ava Max mag für einige überraschend sein, aussergewöhnlich ist er aber nicht.
Von null auf eins in kürzester Zeit ist also nichts Neues – und es ist auch nicht einfacher geworden in den letzten Jahren, meint Peter Stutz, Musikchef von Radio Argovia. «Durch zahlreiche Streamingdienste hat man jederzeit Zugriff auf Millionen von Songs. Wenn man es da nicht schafft, aus der Masse herauszustechen, hat man schon verloren.»
Auch Chris Jäckli, Musikchef bei Radio 24, bestätigt: «Dank Plattformen wie YouTube oder Soundcloud kann ein Künstler seine Musik veröffentlichen, ohne Plattenfirma und umständliche Vertriebswege. So kann theoretisch eine Fangemeinde aufgebaut werden, ohne jemals den Proberaum oder das Haus verlassen zu müssen. Früher war es unerlässlich, rauszugehen, live zu spielen und sich zu zeigen.»
Doch was ist überhaupt nötig, damit ein Künstler einen Senkrechtstart hinlegen kann? «In erster Linie braucht es einen guten Song mit einer Melodie, die, wie im Fall von ‹Sweet but Psycho›, süchtig macht und das breite Publikum anspricht», meint Peter Stutz. Über eine lange Karriere sagt ein solcher Senkrechtstart jedoch noch wenig aus.
Die erfolgreichsten Künstler seit 1969 in der Schweizer Hitparade warteten ganz unterschiedlich lange auf ihren ersten Nummer-1-Hit. P!nk beispielsweise hatte insgesamt 329 Mal Songs in den Wochencharts, bevor sie 2008 mit «So What» zum ersten Mal an die Spitze stürmte.
Die 300 erfolgreichsten Künstler in der Geschichte der Schweizer Hitparade findest du hier! Tippe den Namen deines gesuchten Künstlers in das Suchfeld ein. Standardmässig siehst du die letzten paar Jahre, du kannst aber auch durch horizontales Scrollen bis ins Jahr 1969 zurückschauen.
Um eine erfolgreiche Karriere zu haben, ist ein schneller Einstieg in die Charts also nicht zwingend. Die erfolgreichste Künstlerin hierzulande macht es vor: Insgesamt 909 Mal war Madonna mit einem (und teilweise auch mehreren Songs gleichzeitig) in den Wochenhitparaden vertreten. Erstmals platziert war sie bereits 1984, auf ihren ersten Nummer-1-Hit («La isla bonita») wartete sie jedoch bis 1987.
Damit aus Ava Max kein «One Hit Wonder» wird, liegt noch viel Arbeit vor ihr. Dass sie gute Hits produzieren kann, hat sie mit «Sweet but Psycho» bereits bewiesen. «Ava Max hat das gewisse Etwas, mit dem sie aus der Masse von Pop-Newcomern heraussticht: eine starke Stimme, einen individualistischen Sinn für Fashion und eine gewisse Coolness. Ausserdem ist sie am Songwriting beteiligt und kann so ihren eigenen Stil einbringen», meint Peter Stutz, Musikchef von Radio Argovia.
Das konnten längst nicht alle Senkrechtstarter von sich behaupten.