Das war kein guter Winter. Konkrete Zahlen fehlen noch. Doch der starke Franken, der fehlende Schnee rund um die Weihnachtszeit und die wenigen wirklich guten Wochenenden werden zu schlechten Ergebnissen führen. Im Winter geht es in der Schweizer Tourismusbranche seit längerem fast nur in eine Richtung – abwärts.
Wie jede Saison haben die Tourismusregionen gejammert, sich über die schlechten Schneeverhältnisse beschwert. Die Klagen über das Wetter sind zwar nicht ganz unverständlich, bringen jedoch wenig.
Wie man es besser macht und weshalb ausgerechnet Schweizer Gäste einen nicht unwichtigen Anteil am Erfolg haben, zeigt ein Blick über die Grenze nach Österreich.
Ischgl ist einer der ganz grossen Player und Ischgl lehrt die Schweizer Skigebiete das Fürchten. Waren es im Winter 2009/2010 noch 15'584 Schweizer Logiernächte, betrug die Zahl in der Saison 2014/2015 bereits 23'689.
Das entspricht einer sagenhaften Zunahme von 53 Prozent innerhalb der letzten sechs Jahre. Und auch diese Saison rechnet Ischgl mit einem weiteren Anstieg bei den Schweizer Touristen um rund fünf Prozent gegenüber dem Vorjahr.
8.9 Prozent der Übernachtungen gehen in Ischgl bereits auf das Konto von Schweizern. Tendenz steigend. Im Sommer sind es verhältnismässig noch mehr – 12.6 Prozent. Die Österreicher füllen ihre Kassen mit Schweizer Geld.
In St. Anton sind die Zahlen noch extremer. 1999/2000 übernachteten 20'190 Schweizer im Skigebiet am Arlberg. 2014/2015 waren es 42'940 – eine Verdoppelung. In St. Anton ist ebenfalls kein Ende der Schweizer Invasion in Sicht. «Im aktuellen Winter verzeichnen wir von November 2015 bis Ende Februar 2016 eine Steigerung der Schweizer Gäste von 11.08 Prozent», sagt Wilma Himmelfreundpointner vom Marketing auf Anfrage. Sie gehe davon aus, dass man bis Ende der Saison bei einer Nächtigungssteigerung von 10 Prozent stehen werde.
Zugegebenermassen spielt der starke Franken den Österreichern in die Karten. Allerdings nicht nur. Die Gebiete in Österreich investieren im grossen Stil, Ischgl organisiert Openairs und die Österreicher jammern nicht ständig über das Wetter. Schweiz Tourismus hat die Gefahr aus dem Ausland erkannt. Letztes Jahr machte man einen Kurswechsel und konzentriert sich seither nicht mehr auf ausländische Gäste, sondern auf die Schweizer. «Es hat höchste Priorität, die Schweizer fürs eigene Land zu begeistern», sagte Jürg Schmid, Direktor von Schweiz Tourismus, im November 2015. Hoffentlich ist es nicht zu spät.
Morgen zeigt der Schweizer Tourismus-Spezialist Thomas Exposito im Interview auf, wie schwierig der Kampf gegen das übermächtige Österreich ist.