Nette Party bei jemandem zuhause. Alle quatschen, einige tanzen gar, etwas Alkohol fliesst, es wird gelacht, gute Stimmung ist da! Und da steht das eine Pärchen auf (ja, es ist meistens ein Pärchen, interessanterweise), das den ganzen Abend über auffallend wenig getrunken und einiges weniger gelacht hat und verkündet lautstark:
«HEY TSCHAU ZÄME! Ja, wir müssen LEIDER gehen. SORRY gell. Wir müssen eben MORGEN ZIEMLICH FRÜH LOS, weisch. Ist eben doch schon 23 Uhr und weisch, die letzte S-Bahn und so. ABER HABT WEITER SPASS, gellet, wir würden ja gerne mit euch weiterfesten, LASST EUCH NICHT STÖREN.»
Stören? Too bloody LATE, ihr rücksichtslosen Pflöcke!
Und siehe da: Bei einigen Partygästen, die sich eben noch vorhin unbeschwert am verlustieren waren, regen sich Spuren von Vernunft oder Gewissen:
«Ou shit, eigentlich sollte ich morgen auch aufstehen. Ui, schon so spät?»
Andere wiederum geben sich Mühe, die Stimmung von vorhin wieder hinzubiegen, ... doch öfters als nicht wird diese kaum noch erreicht. Ergo: Deine vermeintliche Höflichkeit, allen Adieu zu sagen, ist in Tat und Wahrheit asozialer Egoismus.
Was gesagt wird:
Bild: shutterstock / watson (jodok meier)
Was es eigentlich bedeutet:
bild: shutterstock / watson (jodok meier)
Ich plädiere für den gepflegten französischen Abgang.
Nun, ich lehne vieles ab, das mir als Kind als ‹Höflichkeit› und ‹Benehmen› verkauft wurde. Zu viel manierlicher Blödsinn war dabei. Doch diese eine Regel machte immer total Sinn:
It's rude to break up the party.
So macht man's stattdessen: Man geht einzig zur Gastgeberin und zum Gastgeber, bedankt sich herzlich für die Einladung und verabschiedest sich diskret. Lass die Gäste in Ruhe!
Zudem hat das Nicht-Verabschieden einen weiteren entscheidenden Vorteil: Man bekommt so einen zwingenden Grund, sich bei den Leuten, mit denen man an der Party eine gute Zeit hatte, wieder zu melden. Es ist sozialer. Und das ist etwas, das wir mehr sein sollten.
Senf-Beigabe-Box:
I would like to dedicate this Meinungsstück to User wie «liyi» und anderen, die sich über meinen inflationären Gebrauch von Anglizismen nerven. Love and peace xxx.
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Die beliebtesten Kommentare
fschnyder
22.03.2019 20:31registriert Oktober 2014
Da fehlt der Hinweis, dass es auf französisch „partir à l’anglaise„ heisst.
Baroni hat absolut recht. Fast schlimmer: die zwanghafte Schweizer Art eine Runde zu machen und sich bei allen vorstellen zu müssen (kein Wunder sind bei uns alle pünktlich..). Das ist in England und in den USA einfacher, da geht man an ein eine Party und gut ist.
Der Protest war gross, als die Sugus-Haus-Erbin kurz vor Weihnachten 200 Mietenden kündigte. Ein halbes Jahr später ist von diesem Widerstand nichts mehr zu spüren. Eine Reportage.
Welche drei Sugus-Häuser der Erbin Regina Bachmann gehören und welche sechs ihren Geschwistern, sieht man schon von Weitem. In den Sugus-Häusern in der Neugasse 87 bis 97 in der Stadt Zürich lebt es. Die Veloständer quellen von Fahrrädern über. Von den Balkonen hängen Lämpchen, Fähnchen, Windspiele, Pflanzen. Dort brennt eine Lampe, da hört man einen Dampfabzug, Musik, Gespräche. Menschen gehen ein und aus. Selbst zur ruhigen Mittagszeit unter der Woche.