Dieses Gefühl, als würde mitten in der Nacht ein extrem heisser Wüstenwind über dich drübergehen. Du kannst nichts machen. Du fühlst dich 60 Grad warm. Mindestens. Dein Nachthemd ist sofort nass geschwitzt. Innerhalb von Sekunden. Bist du todkrank? Bist du nicht.
Dann der nächste Tag. Draussen ist es kalt. Eisschollen türmen sich im Fluss. Der Schnee liegt drei Meter hoch. Doch die Hitzewelle lässt sich nicht einmal davon beeindrucken. Gnadenlos schlägt sie über dir zusammen. Du reisst dir die Jacke vom Leib und den Pullover mit dazu. Die Welle kommt aber auch am wärmsten Sommertag, an dem du so wenig trägst, dass du wirklich nichts mehr ausziehen kannst. Du gehst als gekochter Hummer durch die Welt.
Eine, die den rätselhaften Zustand seit zwei Jahren kennt, ist Gillian Anderson, 48. Die Frau, die als FBI-Agentin Dana Scully in der Serie «The X-Files» jahrelange Erfahrung mit Ereignissen der unangenehmen Art hatte. Mit Ausserirdischen, tödlichen Epidemien und so. Und die in «Hannibal» als Psychoanalytikerin eines darken Kannibalen restlos alles über menschliche Abgründe kennenlernte. Im Newsletter «Lenny» (von Lena Dunham) spricht sie darüber. Es ist nicht schön. Es ist eine Begegnung der dritten Art.
Hiiiilfe! Aber genau so ist es. Du spürst Aggressionen in dir aufsteigen, die du noch nie gekannt hast. Du überlegst ernsthaft, Gewalt anzuwenden. Du willst Steine in die Maschine der lauten Baustelle im Innenhof schmeissen. Oder Granaten. Du möchtest deinen Tischnachbarn in der Mittagspause erwürgen, weil sich der Geruch von Essiggurken aus seinem Sandwich zu dir rüber schleicht.
Du bist eine launische Kuh. Und dabei bist du kein bisschen prämenstruell. Du fühlst dich, als würde jeder selbstquälerische Gedanke, den du in deiner Pubertät jemals gehegt hattest, auf das Tausendfache angewachsen zurückkehren.
Alles ist ganz normal. Pardon, du kennst das alles nicht? Geh, frag deine Mutter! Jede Frau muss da durch. Du irgendwann auch. Freu. Dich. Nicht. Darauf. It's more than hell. Es nennt sich Wechseljahre oder Klimakterium. Wie war das nochmals mit Gleichberechtigung? Alle kapieren sie, bloss die Natur nicht?
Ungefähr 500 Mal menstruiert die Frau in ihrem Leben. Bei 52 Wochen im Jahr und einem Menszyklus von 28 Tagen kommt sie so auf 13 Mensen pro Jahr. 500 geteilt durch 13 ergibt 38,5. Dies ist die Zahl der Jahre, die wir durchschnittlich menstruieren. Falls wir keine Kinder kriegen. Dann verlängert sich diese Zeit logischerweise. Ohne Kinder können wir also theoretisch Anfang 50 durch sein mit den blöden Monatsblutungen. Das ist super. Aber den letzten Weg dorthin, die 6 bis 7 Jahre davor, hat die Natur mit zusätzlich fiesen Dornen gespickt. Und das sind sie:
Hinzukommen können: Seltenere, dafür verlängerte Perioden, Haarausfall auf dem Kopf, dafür Haarwuchs im Gesicht, Gedächtnisstörungen, trockene Schleimhäute und ganz allgemein ein ungemeiner Verlust des Selbstwertgefühls. Und alles, weil die Natur macht, dass die Schweinebande der diversen Hormonspiegel in einem drin ausser Rand und Band ist.
Frauen reden sonst nicht gerne darüber. Die Wechseljahre sind die grosse Rutschbahn ins Aus. Danach ist es vorbei mit der Fruchtbarkeit. Danach ist die Frau sozusagen entsaftet. Nur noch als Grossmutter brauchbar. Fertig Schönheit. Jedenfalls ist das der Volksglauben.
Eine Frau, die das ganze Drama schon mit 41 hinter sich hat, ist übrigens Angelina Jolie. Weil sie sich vor ein paar Jahren zur Krebsvorsorge die Eierstöcke entfernen liess. Man muss sie nur ansehen, um zu wissen, dass die Sache mit den Äusserlichkeiten reine Einbildung ist. Ein Trost. Danke.