Es ist gewiss nicht so, dass in den ersten vier Runden der neuen Super-League-Saison miserabel gepfiffen wurde. In einigen Fällen, (Penalty für GC gegen YB, Penalty für St.Gallen gegen Sion) aber, wäre man froh gewesen, hätte ein Videoassistent die Szenen noch einmal angeschaut.
Doch die videobeweisfreie Schweiz ist in nobler Gesellschaft. Die UEFA scheut sich weiter davor, in der Champions und Europa League auf die Karte Technik zu setzen, und auch die finanzstarke Premier League verzichtet noch auf den Videobeweis.
Vielleicht schreckt noch immer ab, was sich vor einem Jahr in der Bundesliga ereignete. Obwohl die Neuerung während einer Saison intensiv offline getestet worden war und die Verantwortlichen versicherten, bereit zu sein für diese Revolution des Spitzenfussballs, drohte nach der Einführung der GAU. Der Videobeweis wurde inflationär angewendet und auch in Situationen, in denen kein klarer Fehlentscheid des Schiedsrichters vorlag.
Inzwischen haben sich die Gemüter aber beruhigt und jene, die mehr Geduld gefordert hatten, scheinen recht zu bekommen. Bei der WM jedenfalls war der Videobeweis ein ordentlicher Erfolg, weil er zurückhaltend eingesetzt wurde. Inzwischen lautet die Frage nicht mehr: Videobeweis ja oder nein? Sondern: Wie kann er optimiert werden?
Die Bundesliga meldet, es sei weiter nachgebessert worden, und bekräftigt, dass die kalibrierten Offsidelinien jetzt funktionierten. Auch wird den Zuschauern in den Stadien nun jeweils schriftlich an der Videowand erklärt, was überprüft wird und wie das Urteil aussieht.
Der Saisonstart ist allerdings missglückt, weil im Supercupfinal zwischen Frankfurt und Bayern (0:5) der Münchner Hummels nach einer Notbremse und Frankfurts Abraham für einen Ellbogenschlag die rote Karte hätten sehen müssen. Ein klassischer Fall für den Videoassistenten.
Dennoch hat die Rückrunde der Bundesliga gezeigt, dass man auf dem richtigen Weg ist. Ein krasses Offsidetor, wie es der Liverpooler Mané am Sonntag in der Premier League schoss, würde in Deutschland nicht mehr anerkannt.
In der am Wochenende gestarteten Meisterschaft in Frankreich gibt es nun ebenfalls den Videobeweis, und Marseille erlebte gleich eine gelungene Premiere. Auch Spanien nützt künftig die technischen Hilfsmittel. Damit haben vier der fünf grossen europäischen Ligen den Videobeweis. Für die Super League gilt: Gut Ding will Weile haben.