Es gibt in der Schweiz eine stattliche Anzahl von Ärzten und Ärztinnen, die auf Homöopathie spezialisiert sind. In den meisten Fällen münden die Konsultationen in der Verschreibung von homöopathischen Zuckerkügelchen, den Globuli.
Viele Patienten und Homöopathen – sowohl Ärztinnen als auch Tausende Heiler – schwören auf die Kügelchen. Für die Dienstleister ist es ein einträgliches Geschäft, das viele über die Krankenkassen abrechnen können, denn Beratungsgespräche und «Diagnosen» sind zeitintensiv. Ihr Markenzeichen lautet denn auch: Homöopathen nehmen sich viel Zeit für ihre Patienten.
Diese schätzen nicht nur die intensive Betreuung, sondern auch die sanften Heilmethoden. Da gibt es keine schmerzhaften Therapien oder Spritzen. Und die Globuli zeigen nicht einmal Nebenwirkungen. Kein Wunder also, dass rund 30 Prozent der Bevölkerung gelegentlich oder regelmässig zu den Röhrchen mit den Zuckerkügelchen greifen.
Für die meisten Mediziner ist Homöopathie jedoch reiner Hokuspokus, denn die Mehrheit der Globuli ist so stark verdünnt, dass sie kein einziges Molekül des Wirkstoffes enthalten. Frei nach dem Motto, wo nichts ist, kann auch nichts wirken. Ausser dem Placeboeffekt.
Somit erfüllt die Homöopathie die gesetzlichen Vorgaben nicht, dass alternativmedizinische Methoden wirksam, zweckmässig und wirtschaftlich sein müssen. Die Lobby dieser Kreise ist aber so stark, dass der Bundesrat eingeknickt ist, die umstrittenen Methoden trotzdem zulässt und über die Krankenkassen finanziert.
Mehr Mut zeigten kürzlich die bayerischen Ärzte. Die Landesärztekammer entschied beim Ärztetag mit grosser Mehrheit, dass in ihrer Weiterbildungsordnung künftig kein Platz mehr für die Homöopathie ist. Somit wird für die Ärzte auch die Zusatzbezeichnung «Homöopathie» gestrichen.
Dem Entscheid ging eine emotionale und leidenschaftliche Diskussion voraus. Christian Lübbers, Sprecher eines homöopathiekritischen Netzwerks, formulierte es so: «Die medizinische Irrelevanz von Homöopathie als spezifische Arzneimitteltherapie ist bei der vorliegenden Erkenntnislage unbestreitbar.» Hinterher freute er sich über den «Erdrutschsieg für die Patientensicherheit».
In der Schweiz nennen sich hingegen immer noch viele Ärzte Homöopathen. An der Uni Zürich lehrt ausserdem die auf Homöopathie spezialisierte Alternativmedizinerin Prof. Dr. med. Claudia Witt als ordentliche Professorin für Komplementär- und Integrative Medizin.
Ein ehemaliger Mitarbeiter einer Schweizer Firma, die homöopathische Mittel herstellt, beschreibt seine Erfahrungen so:
Homöopathen rechtfertigen sich mit dem Argument, dass Globuli keine Nebenwirkungen zeigen würden. Kunststück, ist man geneigt zu erwidern, schliesslich enthalten sie ja keinen Wirkstoff.
Das stimmt allerdings nicht ganz. Vor einiger Zeit untersuchte die amerikanische Gesundheitsbehörde FDA den mysteriösen Tod von zehn Kleinkindern, die durch Medikamente gestorben waren. Alle Indizien sprachen dafür, dass Globuli den Tod verursacht hatten.
Die Untersuchungen ergaben, dass Homöopathen zahnenden Kleinkindern Globuli auf der Basis der hochgiftigen Schwarzen Tollkirsche verabreicht hatten. Diese enthalten das Gift Atropin, das einen Atemstillstand bewirken kann. Diese Mittel sollen die Schmerzen lindern und tragen den verführerischen Namen Belladonna.
Schwach verdünnt oder unsachgemäss hergestellt enthalten die Globuli kleine Mengen des Giftes. Täglich verabreicht können sie Kleinkinder vergiften.