Dinosaurier faszinieren uns von jeher bis heute. Noch cooler als die gigantischen Urzeitviecher sind jedoch ihre mechanischen Erben, die die Welt von Guerilla Games' Action-Hit «Horizon: Zero Dawn» bevölkern. Im Ableger «Lego Horizon Adventures» gibt es dazu noch eine weitere Steigerung. Denn hier besteht die gesamte Welt inklusive des T-Rex-artigen Donnerkiefers, des majestätischen Langhalses und allen anderen Giganten komplett aus Lego-Steinen. Hinzu kommen ein familienfreundlicher Humor und flotte Action, die im Koop-Modus besonders viel Freude bereitet.
Obgleich «Lego Horizon Adventures» offiziell rein gar nichts mit der Lego-Reihe von Warner Bros. und TT Games zu tun hat, gibt es gleich mehrere Parallelen zu Titeln wie «Lego Star Wars: Die Skywalker Saga». Das gilt in erster Linie für die farbenfrohe Präsentation, bei der wirklich alles aus Legosteinen besteht. Aber auch die Hauptfigur Aloy, die Robo-Dinos, jedes Gebäude, jeder Baum und sogar ein brausender Wasserfall sind uns nicht neu. Mindestens genauso stark ausgeprägt ist der wunderbar selbstironische Humor, der die Vorlage keineswegs lächerlich macht, aber eben im genau richtigen Masse nicht bierernst nimmt.
Subtil ist der Humor zwar eher selten. Aber der Fokus auf Slapstick, wie man ihn auch aus den Lego-Kinofilmen kennt, zündet. Kenner von «Zero Dawn» dürfen sich zudem über zahlreiche Referenzen freuen. Die Story wird dabei üppig komprimiert, wodurch die teilweise erzählerischen Längen der Vorlage entfallen. Trotz des völlig anderen Stils ist der Wiedererkennungswert zum Action-Hit von 2017 gross. Das ist vor allem auf die eingesetzten Sprecher zurückzuführen. Mit Ashly Burch und Julia Casper für Aloy kommen hier sowohl in der englischen als auch in der deutschen Fassung dieselben Sprecher zum Einsatz.
In spielerischer Hinsicht unterscheidet sich «Lego Horizon Adventures» deutlich stärker von den Lego-Titeln von TT Games. So spielt ihr hier ausnahmslos in der Rolle von Kriegerin Aloy, lediglich als beitretender Spieler im Koop-Modus (lokal oder online) könnt ihr alternativ die Begleiter-NPCs Rost, Varl, Erend und Teersa steuern. Die im Vergleich deutlich lineareren Abenteuer sind zudem stärker kampfbetont. Die oft arenaartigen Schlachten funktionieren im Wesentlichen wie in einem Twin-Stick-Shooter, wobei ihr mit Aloys Bogen Pfeile verschiesst. Um andere Pfeiltypen zu verwenden, nutzt ihr die Umgebung, indem ihr eure Projektile etwa durch ein Lagerfeuer schiesst und so einen Feuerpfeil erzeugt.
Toll an den angenehm flotten Kämpfen ist, dass die Entwickler die Schwachstellenmechanik aus dem Original in den Lego-Ableger übertragen. Es lohnt sich also auch hier, auf die Lohebehälter auf dem Rücken eines Grasers oder direkt ins empfindliche Auge der Wächter zu feuern.
Neben Aloys Bogen oder Varls Speer, die genau gleich für den Koop-Teilnehmer funktionieren, gibt es noch weitere Gadgets, die nur in begrenzter Anzahl zur Verfügung stehen. Dazu gehört zum Beispiel ein auf dem Schlachtfeld platzierbarer Hotdog-Wagen, der automatisch explosive Geschosse auf die umstehenden Gegner verteilt. Gegen eine grössere Gegnergruppe hilft auch der Streubogen, mit dem ihr mehrere Geschosse gleichzeitig kreisförmig abfeuert. Die Schubstiefel wiederum ermöglichen einen Doppelsprung, bei dem ihr gleichzeitig einen Flammenschweif erzeugt, mit dem ihr Hindernisse abfackeln oder Gegner anzünden könnt. Dank gleich fünf wählbarer Schwierigkeitsgrade ist für jeden Spielertyp etwas dabei, von leicht bis anspruchsvoll.
Abgesehen vom nur allein spielbaren Tutorial haben wir «Lego Horizon Adventures» bei Sony bislang ausnahmslos im Koop-Modus gespielt, was allein durch die Wiederbelebungs-Option durch den Spielpartner einen grossen Vorteil bietet. Wie in nahezu allen Koop-Games ist das mit einem Freund geteilte Spielerlebnis aber auch sonst potenziell besser. Denn ob Erfolg oder dumme Fehler, gemeinsam kann man sich über beides mehr freuen. Schade ist, dass Sony mit «Lego Horizon Adventures» zwar erstmals ein eigenes Spiel parallel auf drei Plattformen veröffentlicht, Online-Koop aber nur innerhalb einer Plattform möglich ist. Switch und Playstation zusammen geht also genauso wenig wie zwischen PC und Playstation.
Ob allein oder im Koop, ein überraschend umfangreiches, zweigeteiltes Charaktersystem sorgt für zusätzliche Motivation. Zudem lassen sich Boni freischalten, mit denen die Gebäude im Hub-Level (dem Nora-Dorf Mutterherz) verändert und beispielsweise im Stil von «Lego City Undercover» gestaltet werden können. Ob «Lego Horizon Adventures» allerdings alleine genauso viel Spass macht wie gemeinsam, bleibt abzuwarten. Gerade das damit verbundene Chaos könnte dem Solopart schmerzlich fehlen.