Es ist kein Geheimnis: Highend-Smartphones werden immer teurer, gleichzeitig werden ausreichend gute Geräte immer günstiger. Das Nokia 5.3 ist so ein Handy, das weniger als 200 Franken kostet und trotzdem alles bietet, was die meisten Handy-Nutzer erwarten: Gute Performance, lange Akkulaufzeit und eine solide Kamera (die Übersicht der Spezifikationen befindet sich am Ende des Artikels).
Ich habe Nokias neues Budget-Handy knapp drei Monate im Alltag sowie in den Sommerferien getestet. Das sind die Eindrücke.
Optisch wirkt das Nokia 5.3 stimmig, aber keineswegs edel. Sagen wir es diplomatisch: Einen Preis für innovatives Design wird der finnische Hersteller HMD Global für das Nokia 5.3 kaum einheimsen. Das Motto war offenbar: «Bloss kein Risiko!» Insbesondere mein Testgerät in Schwarz kommt sehr klassisch daher – böse Zungen würden es altbacken schimpfen. Immerhin kann man das Handy auch in den mutigeren Farben Cyan und Sand (irgendwas zwischen orange und rostfarben) erwerben.
Das mit 6.55 Zoll sehr grosse Display hat am unteren Rand einen gut sichtbaren Rahmen, was in dieser Preisklasse vollkommen in Ordnung geht. Der untere Rand ist etwa so breit wie bei absoluten Top-Smartphones von 2017 oder 2018.
Trotz seiner Grösse liegt das Smartphone angenehm in der Hand, alle Tasten sind sinnvoll platziert und haben einen guten Druckpunkt. Nach drei Monaten im Alltagstest zeigen sich am Gerät keinerlei Abnutzungserscheinungen.
Genauso unspektakulär, aber zweckmässig, kommt die Rückseite aus Kunststoff daher: Die Vierfach-Kamera steckt in einem runden Gehäuse und steht nur minim hervor. Mittig darunter platziert und gut zu erreichen ist der Fingerabdruck-Sensor, der das Gerät zwar nicht im Rekordtempo, dafür zuverlässig entsperrt.
Kurz gesagt: Die Basics stimmen.
Bei einem 180-Franken-Preisschild könnte man einen lahmen Prozessor vermuten. Doch weit gefehlt. Das Nokia 5.3 läuft sehr flüssig, Apps starten fast ohne Verzögerung und ich hatte keine Sekunde das Gefühl, zu wenig Leistung zu haben. Kein Wunder, wie der Blick aufs Datenblatt verrät: Das Nokia 5.3 kommt trotz Budget-Preis mit einem ziemlich schnellen Mittelklasse-Prozessor (Snapdragon 665), der selbst aktuelle 3D-Games mühelos stemmt.
Ebenso erfreulich: Der 64 GB grosse interne Speicher kann per MicroSD-Speicherkarte um maximal 512 GB erweitert werden.
Im Alltag läuft das Smartphone mit 4 GB Arbeitsspeicher und Googles Original-Android 10 zwar etwas langsamer als ein 1000-Franken-Handy, der Unterschied ist aber in den allermeisten Fällen kaum spürbar. Kurz gesagt: Für einen kleinen Preis erhält man hier mehr als ausreichend Leistung (wie das folgende Video zeigt).
Das Nokia 5.3 beweist eindrücklich: Ein Handy mit guter Akkulaufzeit muss nicht teuer sein. Die Finnen versprechen zwei Tage Akkulaufzeit und genau das bekommt man bei normaler Nutzung auch. Nokia kombiniert hierzu einen relativ grossen Akku (4000 mAh) mit einem relativ stromsparenden Prozessor.
Allerdings gibt es auch ein Manko: Trotz USB-C-Anschluss lädt der Akku gemächlich. Für eine Vollladung braucht man über zwei Stunden. Nach 30 Minuten am Kabel ist der Akku gerade mal zu 30 Prozent geladen. Nach einer Stunde steht die Anzeige bei 55 Prozent. Teurere Android-Smartphones sind da via Schnellladung schon längst wieder voll geladen. Auch kabelloses Laden funktioniert beim Nokia 5.3 nicht.
Nokia folgt dem seit Jahren anhaltenden Trend zu grossen Smartphones und verbaut ein 6.55-Zoll-Display im schlanken 20:9-Format. Noch vor zwei, drei Jahren hätte dies als gigantisch gegolten, heute ist es schon fast die Standard-Grösse. Man gewöhnt sich sehr schnell an die Grösse, zumal es mit 185 Gramm leichter ist, als man vermuten könnte.
Fotos und Videos kommen auf dem riesigen LCD-Display gut zur Geltung, auch wenn aus Kostengründen auf ein modernes OLED-Display verzichtet wurde. Farben wirken daher etwas blasser und der Kontrast ist mässig, aber das fällt meist nur auf, wenn man ein hochwertigeres Display direkt danebenlegt.
Die vergleichsweise geringe Auflösung (720 x 1600 Pixel) ist für ein Handy-Display ausreichend und schont gleichzeitig den Akku. Gegenüber Top-Display fällt vor allem die viel geringere maximale Helligkeit ins Gewicht. In Innenräumen stört dies nicht, aber bei direkter Sonneneinstrahlung ertappt man sich bisweilen dabei, dass man die Helligkeit hochdrehen möchte – bloss ist die schon auf dem Maximum.
Nebst der guten Performance und der sehr soliden Akkulaufzeit hat mich die Qualität der Kamera am meisten überrascht – und zwar im positiven Sinn. Ob Ferienfotos, Selfie oder spontaner Schnappschuss, solange die Lichtbedingungen gut sind, bringt das Budget-Handy erstaunlich gute Fotos hervor. Was damit gemeint ist, zeigt die folgende Slideshow.
Deutlich weniger überzeugen kann die Kamera beim Filmen. Zwar ermöglicht der relativ neue und schnelle Prozessor Aufnahmen bis maximal 4K-Auflösung, aber die fehlende Bildstabilisierung sorgt dann eben doch für die typischen verwackelten Ferienvideos, die man vermutlich nie mehr anschaut.
Wie immer gilt bei Nokia: Man bekommt zwei Android-Updates und drei Jahre Sicherheits-Updates. Das gilt übrigens für das 180 Franken teure Nokia 5.3 (sowie noch günstigere Modelle) genauso wie für das 650 Franken teure Nokia 8.3.
Nach Ablauf der Update-Garantie erhält das Handy zwar keine neuen Betriebssystem-Versionen mehr, wichtige System-Apps wie Chrome oder Gmail werden aber voraussichtlich weiterhin direkt von Google über den Play Store aktuell und sicher gehalten.
Wie alle Nokia-Smartphones kommt auch das Nokia 5.3 mit Stock Android, sprich Googles Original-Android-Version. Vom Geräte-Anbieter HMD selbst stammt lediglich die Kamera-App und die My-Phone-App, über die man zum Beispiel bei einem Problem den Kundendienst erreicht.
Auch das Nokia 5.3 leistet sich ein paar Schwächen. Ob und wie stark diese ins Gewicht fallen, ist sehr individuell: Mich persönlich nervt zum Beispiel, dass sich die Gesichtserkennung stets etwas Zeit lässt, bis sie das Gerät entsperrt. In dieser Zeit (gefühlt gut eine Sekunde) habe ich es schon mit dem Fingerabdruck-Scanner auf der Rückseite entsperrt. Apropos: Ein Fingerabdruck-Sensor im Power-Button oder direkt im Display wäre zeitgemässer, kann aber in der Preisklasse unter 200 Franken noch nicht erwartet werden.
Das Nokia 5.3 ist nicht vollständig wasserdicht oder hat zumindest keine entsprechende Zertifizierung. Das heisst, ein Regenschauer wird dem Gerät nichts anhaben, aber der Hersteller übernimmt keine Garantie, dass es längere Zeit im Wasser überlebt. Typisch in der Preiskategorie sind auch der scheppernde Lautsprecher und die unterirdisch schlechten Kopfhörer, die dem Gerät beiliegen.
Dass das Display mässig hell ist, der an sich gute Akku langsam lädt und die Kamera nur bei Tageslicht ansehnliche Fotos schiesst, sei hier nochmals erwähnt.
Das Nokia 5.3 ist ein durch und durch solides Smartphone für Otto Normalverbraucher. Angesichts des Gebotenen bei einem Preis von 180 Franken (Stand August 2020) kommen auch jene ins Grübeln, die zuvor nie ein Budget-Smartphone in Betracht gezogen haben (ich zähle mich selbst dazu). Und sie bekommen ein günstiges Smartphone von einem Hersteller, der schlichtweg weiss, wie man ein Handy in dieser Preisklasse baut – mit guter Performance, solider Kamera, erstklassiger Akkulaufzeit und unaufgeregtem Design. Wer Wert auf ein edleres Design legt, sollte sich das knapp 100 Franken teurere Nokia 7.2 anschauen.
Was ich Ende 2019 schon über das sehr ähnlichen Nokia 7.2 geschrieben habe, gilt auch hier: Das Nokia 5.3 ist eines dieser neuen, preiswerten Handys, von denen man zuerst nicht viel erwartet und dann mit jeder Minute positiv überrascht wird. Wie gut es ist, wurde mir erst richtig bewusst, als ich damit versuchte, unterwegs meine Drohnenvideos zu schneiden. Dafür nutze ich für gewöhnlich ein drei Jahre altes Galaxy Note 8 von Samsung, das 2017 mit rund 1000 Franken zu Buche geschlagen hat. Das mehr als fünfmal günstigere Nokia 5.3 erledigt den Job genau gleich gut.