International

Über hundert Tote bei Grossoffensive der Türkei gegen die PKK

Über hundert Tote bei Grossoffensive der Türkei gegen die PKK

20.12.2015, 14:1120.12.2015, 17:13
Mehr «International»
Türkisches Militär in der Grenzregion Şırnak, im Süden des Landes (September).
Türkisches Militär in der Grenzregion Şırnak, im Süden des Landes (September).
Bild: STRINGER/TURKEY/REUTERS

Bei der jüngsten Grossoffensive der Türkei gegen die verbotene Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) sind innerhalb weniger Tage mehr als 100 Menschen getötet worden. Wie es am Sonntag aus Kreisen der Sicherheitskräfte hiess, starben seit Mittwoch 102 PKK-Kämpfer.

Cizre, an der Grenze zu Syrien: Hier konzentriert sich der Einsatz der türkischen Sicherheitsbehörden.
bild: googlemaps

Ausserdem wurden demnach mindestens zwei Soldaten und fünf Zivilisten getötet. An dem Einsatz sind rund 10'000 Mitglieder des Militärs sowie Spezialkräfte der Polizei beteiligt.

Der Militäreinsatz, bei dem auch Panzer eingesetzt werden, konzentriert sich auf die Städte Cizre und Silopi in der Provinz Şırnak im Grenzgebiet zu Syrien und dem Irak. Er zielt darauf ab, militante Kurden aus den Städten zu vertreiben. In der Kurdenregion gelten derzeit Ausgangssperren, in manchen Gegenden herrschen kriegsähnliche Zustände.

Armeechef Hulusi Akar stattete den Truppen in der Region am Samstag einen Besuch ab. Der Einsatz vor Ort werde «mit Entschlossenheit fortgesetzt, bis die öffentliche Ordnung wieder hergestellt ist», erklärte das Militär. Wie es weiter hiess, starteten zudem am Freitag von der Basis Diyarbakır aus Kampfjets, um PKK-Lager im Norden des Iraks anzugreifen. Auch in Diyarbakır selbst wurde gekämpft.

Fast wie in Syrien

Die Verlagerung der Auseinandersetzungen von ländlichen in städtische Gebiete trieb rund 200'000 Menschen in die Flucht. Vielerorts in der südöstlichen Region erinnern Ortschaften wegen zerstörter Schulen und Spitälern an die Lage im benachbarten Bürgerkriegsland Syrien.

Der Konflikt der Regierung in Ankara mit der PKK war eskaliert, nachdem die türkische Luftwaffe Ende Juli erstmals die Terrormiliz «Islamischer Staat» («IS») in Syrien angegriffen, gleichzeitig aber auch Lager der PKK im Irak ins Visier genommen hatte. Die PKK reagierte mit Angriffen auf die türkischen Sicherheitskräfte. Der vor drei Jahren eingeleitete Friedensprozess kam damit zum Erliegen.

Türkei
AbonnierenAbonnieren

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan zeigte sich immer wieder entschlossen, die PKK zu «vernichten». Regierungschef Ahmet Davutoğlu äusserte sich am Wochenende ähnlich und warnte vor einem Bürgerkrieg in der Region. Der Militäreinsatz werde so lange dauern, bis die betroffenen Städte «gesäubert» seien, erklärte Davutoğlu.

Türken gehen auf die Strasse – gegen «Hürriyet» und gegen die Kurden

1 / 10
Türken gehen auf die Strasse – gegen «Hürriyet» und gegen die Kurden
Die Lage in der Türkei ist angespannt. Erneut kam es zu Ausschreitungen – dieses Mal in der Hauptstadt Ankara.
quelle: x01258 / stringer/turkey
Auf Facebook teilenAuf X teilen

Kritik aus der Opposition

Der Einsatz wird von Teilen der türkischen Opposition und der Zivilgesellschaft kritisiert. Die Menschenrechtsorganisation IHD kritisierte die Offensive sowie die «systematische Anwendung von Ausgangssperren» als eine «inakzeptable Kollektivstrafe».

Kurdische Aufständische hatten im Jahr 1984 im Südosten der Türkei einen Kampf um grössere Autonomierechte begonnen. In dem Konflikt wurden in den vergangenen 30 Jahren etwa 45'000 Menschen getötet. (wst/sda/afp)

Syrien

Alle Storys anzeigen
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
2 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
2
Kennedy-Familie unterstützt Biden im Wahlkampf – und nicht parteilosen Robert F. Kennedy

Die Familie des einstigen US-Präsidenten John F. Kennedy stellt sich im US-Wahlkampf mehrheitlich hinter den Demokraten Joe Biden. «Wir wollen klar und deutlich machen, dass der beste Weg für Amerika darin besteht, Joe Biden und Kamala Harris für vier weitere Jahre wiederzuwählen», sagte Kerry Kennedy, Nichte des demokratischen Ex-Präsidenten, am Donnerstag bei einer Wahlkampfveranstaltung Bidens in Philadelphia im US-Bundesstaat Pennsylvania. Der öffentliche Beistand ist nicht selbstverständlich: Kerry Kennedys Bruder, Robert F. Kennedy Jr., ist als parteiloser Kandidat ebenfalls als Präsidentschaftsbewerber im Rennen.

Zur Story