Bundespräsident Alain Berset lobte bei seinen Auftritten im Kanton Freiburg die Wirkungskraft von Kompromissen. Gute Kompromisse seien grösser als der kleinste gemeinsame Nenner. Und daraus entstünden oft nachhaltige Lösungen.
Berset schlug den Bogen zur Bundesverfassung von 1848, welche aus einem solchen Kompromiss entstanden sei, wie es in seinem Redetext hiess. Nach dem Sonderbundskrieg seien die Sieger auf die Verlierer zugegangen und hätten den Kantonen ein grosses Mass an Macht überlassen und auf einen starken Zentralstaat verzichtet.
«Wir leben heute in Zeiten der Polarisierung», fuhr Berset fort. Umso mehr müsse die Schweiz die Kompromissfähigkeit erhalten. Diese sei ein Zeichen der Stärke und erfordere Weitsicht, Mut und Selbstsicherheit. Mit der Altersvorsorge und dem Gesundheitswesen verwies Berset auf aktuelle politische Diskussionen. Gerade hier seien solche Lösungen gefragt, sagte er.
Berset hielt eine seiner Reden zum Nationalfeiertag anlässlich einer Wanderung mit rund 120 Personen. Er wanderte gegen Mittag mit einer Gruppe von 120 Personen im Schwarzsee-Gebiet vom Berghaus Riggisalp auf die Alp Oberer Euschels. Dort konnte sich die Gruppe bei einem Bauernbrunch stärken und in einer Alphütte Joghurt und Käse probieren, wie Bersets Sprecher gegenüber Keystone-SDA sagte. Zudem habe es ein Akkordeon-Konzert gegeben.
Am Abend wollte Alain Berset in seinem Wohnort Belfaux FR an der Feier zum Nationalfeiertag teilnehmen. Derweil wandte sich Bundesrätin Simonetta Sommaruga in Muttenz BL an die Bevölkerung. Sie sprach über die Heimat. Aber nicht nur über die Schweiz als Heimat, sondern vor allem darüber, wie in Europa mit Heimatlosen umgegangen wird.
«Mir scheint, rings um unser Land hat eine Art Wettbewerb eingesetzt», sagte die Justizministerin gemäss Redetext. Es erscheine ihr wie ein Ringen darum, wer sich noch abweisender über Flüchtlinge äussere und wer noch härtere Massnahmen vorschlage, um Menschen daran zu hindern, nach Europa zu gelangen.
Dabei hielten sich von den 68 Millionen Menschen, die derzeit auf der Flucht seien, 85 Prozent in den ärmsten Ländern der Welt auf. «Um sie sollten wir uns kümmern», hielt Sommaruga fest. «Wenn wir aufhören, uns berühren zu lassen vom Schicksal von Menschen, die auf der Flucht sind, dann verlieren wir selber etwas von unserer Menschlichkeit.» Menschen könnten einander überall eine Heimat geben, diese sei an keinen Ort gebunden.
Auch Bundesrat Ignazio Cassis sprach die Migration an; allerdings jene in den 1960er Jahren aus Italien in die Schweiz. «In Scharen» seien damals Italiener in die Schweiz geholt worden, weil ein akuter Arbeitskräftemangel geherrscht habe, sagte er gemäss Redetext in Rorschach SG. Die Gastarbeiter hätten die Italianità in die Schweiz gebracht – und diese sei ein Stück Schweizer Geschichte.
Allerdings hätten sie zunächst auch Überfremdungsängste geweckt. Schliesslich habe die Integration jedoch funktioniert und am Schluss seien alle ein Stück weit Italiener geworden – insbesondere, wenn man die Essvorlieben der Schweizerinnen und Schweizer betrachte.
In Luzern legte der Wirtschaftsminister Johann Schneider-Ammann den Fokus seiner Rede auf den Tourismus. Es könne nie genug Touristen in der Schweiz geben, denn nach der Rückkehr in ihre Heimat seien die Touristen Botschafter für die Schweiz. Die Schweiz bezeichnete Schneider-Ammann als viel bewundertes kleines Paradies.
Verteidigungsminister Guy Parmelin bediente sich in seiner Ansprache in Langrickenbach TG der Symbolik. Die Armbrust und die Hellebarde passten zur heutigen Zeit und zur Schweiz, sagte er gemäss Redetext. Die Armbrust stehe für Schweizer Qualität, Zuverlässigkeit und Präzision. Dieses Symbol müsse geschützt werden. Deswegen brauche es auch eine Schweiz der Hellebarden, der Hellebarde als Schutzwaffe.
Die Sicherheit sei ein Werkzeug im Dienste des Lebens und der Freiheit. Es brauche aber auch jemanden, der das Werkzeug bediene. «Daher träume ich von einem Land, dessen Zukunft weiterhin vom freiwilligen Engagement lebt», sinnierte Parmelin.
Bundesrätin Doris Leuthard und Bundeskanzler Walter Thurnherr planten Auftritte erst am 1. August. Und Bundesrat Ueli Maurer weilt im Ausland und nimmt an keiner Veranstaltung teil – auch am 1. August nicht. (sda)