Anfang November meldet sie sich zum ersten mal, die kleine Stimme in deinem Kopf. Sie ist seicht und gutmütig, schmeichelt deinem Wohlbefinden. Es ist die innere Göttin, die dir in dein Ohr haucht.
Aber nicht nur die innere Stimme, nein, auch die Wissenschaft lässt dich neuen Glauben schöpfen. So zum Beispiel ein auf jahrelanger Feldforschung basierendes Flussdiagramm, das an Komplexität und Aussagekraft kaum zu überbieten ist:
Aber der Dramatiker in uns weiss leider auch, dass sich die kleinen Tragödien des Alltags dem Vakuum, das zwischen Vorstellung und Realität herrscht, nähren ...
Wie so oft trägt der Glaube an sich selbst schon bald erste Früchte, denn der Stein kommt ins Rollen. Vorsätze werden gefasst, Szenarien durchgespielt, Justierungen vorgenommen. Nach einer tiefschürfenden Analyse der Gesamtsituation lautet der Entschluss so gegen Ende November ...
Wie kann man denn kein Geschenk finden, wenn man mit offenen Augen durch eine Welt geht, die von weihnachtlichen Nächstenliebe-Sonderangeboten im glitzern verzierten Multipack geradezu übersättigt ist? Ein Erklärungsansatz in drei Gifs.
Gleich geht's weiter mit der Geschenksuche, vorher ein kurzer Hinweis:
Und nun zurück zur Story ...
Der Dezember kommt, kurz darauf der Samichlaus (oder Schmutzli) und direkt danach bereits das ungute Gefühl, dass diese ganze Sache dieses Jahr – allen Vorzeichen nach zu urteilen – doch wieder in eine verdächtig bekannte Richtung laufen könnte.
Insbesondere in Anbetracht deines Umfelds, das sich nun in der Balz-Phase der Geschenkvergleicherei befindet, ist fortan Erklärungsnot an der Tagesordnung.
Zeit heilt alle Wunden. Aber Zeit verursacht auch Wunden. Zum Beispiel psychische. Ihr Fortschreiten ist der Ursprung des berühmt-berüchtigten 3-Schritte-zur-Selbstdestruktion-Modells.
Gleichung: Zeit = knapp, ergo Panik.
Gleichung: Zeit = immerhin noch vorhanden, ergo Hoffnung. Da Zeit zwar = vorhanden, aber gleichzeitig auch = zu wenig ist, folgt: Hoffnung = Illusion.
Gleichung: Zeit = sowieso zu spät, ergo Systemfehler.
Nur noch wenige Arbeitstage müssen absolviert werden und der Arbeitsplatz verwandelt sich stimmungsmässig in eine Orgie von wohlwollenden Festtagswünschen und lustvollen Wiedergaben von Festtagsprogrammen.
Es meldet sich der innere Schweinehund in dir. Der kleine Dämon, das Teufelchen auf deiner Schulter. All deine menschliche Würde, die sich tief in dir verbirgt, wird urplötzlich von negativem Gebell eingeschüchtert und übertönt.
Die Stimme, die sich Bariton-artig über das Geräuschgewirr in deinem Kopf legt, brummt unmissverständlich:
Das Gewissen schaltet sich erbost ein, weiss die Sache aber nicht einzuschätzen. Bevor es zu traumatisch bedingten Neurosen verkommen mag, hier eine weitere wissenschaftliche Hilfestellung.
Nachdem die Karte auf dem Weg zum Fest verfasst, und das Geschenk leicht beschämt deponiert wurde, überkommt einen nun die heilsame Erkenntnis, dass das Übel fortan wieder ein ganzes Jahr Schonfrist gewährt.
Es geht nicht lange an der Bescherung, ehe dein Geschenk punkto Originalität, Utilität oder Ästhetik in den Schatten gestellt wird, was viele als unangenehmes Gefühl umschreiben würden. Aber irr' dich nicht, menschliche Ratio!
Denn so sehr man sich ob der Improvisation des Geschenks amüsiert, so darf nie vergessen werden, was wir alle in uns spüren, aber (offenbar) nicht artikulieren können: