Mit dem Sieg im Old Trafford marschiert Manchester City unaufhaltsam in Richtung Meistertitel. Der Vorsprung nach 16 Partien beträgt bereits 11 Punkte. Die letzten 14 Liga-Spiele haben die Citizens alle gewonnen, das hat zuvor noch nie ein Team in der Premier League geschafft.
Der Vorsprung ist das eine, die Art und Weise, wie die Siege zu Stande kommen, das andere. Denn nach einem schwierigen ersten Jahr ohne Titel ist Star-Trainer Pep Guardiola so richtig in England angekommen. Im Interview nach dem Derby zeigt er sich überglücklich: «Wir haben gezeigt, dass diese Art Fussball zu spielen in England funktioniert. Die Leute haben gesagt, das gehe nur in Spanien, aber wir haben bewiesen, dass es auch in der Premier League geht.»
Nun trifft der FC Basel im Achtelfinale der Champions League auf die Engländer. Es ist das schwerstmögliche aller Lose. Warum das so ist, zeigen die folgenden acht Gründe:
Es ist fast schon beängstigend, wie krass Manchester City die Statistiken der Premier League dominiert. 66% Ballbesitz haben sie im Durchschnitt, das ist deutlicher Liga-Bestwert.
11'578 Pässe haben die Citizens bisher gespielt, auch das ist klarer Bestwert, an die Passgenauigkeit von 88% kommt ebenfalls kein anderes Team auch nur annähernd ran.
Im Old Trafford setzte Pep Guardiola gestern auf ein sehr mutiges, weil offensives, 4-3-3. Dabei sind neben dem Dreiersturm um Leroy Sané, Gabriel Jesus und Raheem Sterling auch Kevin De Bruyne und David Silva äusserst offensiv aufgestellt. Ob ebendieses 4-3-3, sein 4-1-4-1 oder gar ein 3-1-4-2, Guardiola stellt jeweils sehr offensiv auf und überfordert damit seine Gegner.
Dass Guardiola so offensiv spielen lässt und dies auch kann, hängt stark mit seinen beiden offensiven Mittelfeldspielern zusammen. Kevin De Bruyne und David Silva sind bezüglich Passqualitäten das beste Mittefeld-Duo der Welt. Sie liegen wenig überraschend mit je 8 Assists an der Spitze der Premier League der Vorlagengeber.
Dahinter sichert meist Fernandinho ab, dazu ist noch Altmeister Yaya Touré im Kader und natürlich der im Mittelfeld polyvalent einsetzbare Ilkay Gundogan. Das gibt Guardiola viele Optionen, die er zu nutzen weiss.
Seit Sergio Agüero 2011 zu Manchester City stiess, war der argentinische Stürmer praktisch unverzichtbar. Die Citizens waren stark von seiner Tagesform abhängig. Eine echte Alternative fehlte. In dieser Saison ist das Klumpenrisiko deutlich geringer. Denn Agüero hat zwar immer noch eine sehr gute Torquote, seine 9 Saisontreffer machen aber nur 19% der City-Tore aus. Mit Gabriel Jesus hat Guardiola einen zweiten Stürmer zur Stelle, welcher den Argentinier regelmässig ersetzt, wie dies auch gestern der Fall war.
Obwohl City spielerisch überlegen war, schossen sie ihre Tore gegen United nicht aus dem Spiel, sondern nach Standards. Eine grosse Qualität, vor allem für ein Team, welches so offensiv spielt und sich die Gegner deshalb hinten reinstellen und folglich viele Standards unvermeidlich sind. In dieser Saison hat City bisher sieben Tore nach Standards (ohne Penaltys) erzielt und bloss eines erhalten – eine überragende Quote.
Das Team von Pep Guardiola hat sogar die beste Quote (58,1%) an gewonnenen Kopfballduellen der ganzen Liga. Dies lässt sich damit erklären, dass Manchester City – im Gegensatz zu den Gegnern – grundsätzlich auf lange Bälle verzichtet. Hohe Bälle sind deutlich einfacher zu verteidigen, als in der Offensive zu halten, da die Defensive beim Stellungsspiel Vorteile hat und gegen den Ball köpfen kann.
Die 40 Millionen Euro für Ederson waren definitiv viel Geld, es scheint sich jedoch auszuzahlen. Der Brasilianer ist bisher ein sicherer Rückhalt und rettete auch gestern gegen ManUnited in der Schlussphase die drei Punkte mit einer spektakulären Doppel-Parade.
Ederson hatte gestern übrigens mehr Ballberührungen (41) als jeder der Angreifer von Manchester United.
41 - #MCFC’s Ederson had more touches of the ball (41) than any of #MUFC’s attacking players - Rashford (38), Martial (38), Lukaku (27), Lingard (22) - in yesterday's Manchester derby. Milkman.
— StatCity (@StatCity) 11. Dezember 2017
Trotz Feldüberlegenheit sind die Spiele für Manchester City kein Selbstläufer. Oftmals waren die Partien bis kurz vor Ende noch ausgeglichen. Doch hier hat City sowas wie den «Bayern-Dusel» entwickelt und in fünf Partien spät noch einen wichtigen Treffer erzielt.
21.08.2017 vs. Everton:
Raheem Sterling in der 82. Minute mit dem 1:1.
26.08.2017 vs. Bournemouth:
Raheem Sterling in der 97. Minute mit dem 2:1.
26.11.2017 vs. Huddersfield:
Raheem Sterling in der 84. Minute mit dem 2:1.
29.11.2017 vs. Southampton:
Raheem Sterling in der 96. Minute mit dem 2:1.
03.12.2017 vs. West Ham:
David Silva in der 83. Minute mit dem 2:1.
Die Gefahr bei Guardiolas Spielweise ist es, in Schönheit zu sterben. Doch der Spanier hat es geschafft, sein Team beim Spiel ohne Ball aggressiv einzustellen. Die Citizens haben mit 31 Karten (29-mal Gelb, 2-mal Rot) die drittmeisten der Liga erhalten. Mehr haben nur West Bromwich und West Ham geholt. Beide stecken voll im Abstiegskampf.
Genau mit dieser Intensität spielt auch City. Als wären sie mitten im Abstiegskampf. Sie kämpfen auch als Tabellenführer um jeden einzelnen Punkt. Dazu sind sie sich auch nicht zu schade, falls nötig, hässlich zu spielen. Das hat City in der Schlussphase gegen United bewiesen, als sie den Ball an der Eckfahne lange gehalten haben. Es war zwar nicht schön, aber halt eben zielführend.
Pep Guardiola will nicht nur schön spielen. Er will wieder Erfolg. Und dazu ist er mit Manchester City auf dem besten Weg. Er hat die Mannschaft zur derzeit besten der Welt geformt. Eine fast unmögliche und darum umso schönere Hürde in den Achtelfinals der Champions League für den FC Basel.