
Sag das doch deinen Freunden!
Marktanalysen, Google-Suchanfragen, Pinterest-Boards, Starkoch-Interviews und nicht zuletzt die Meinung schnoddriger Food-Blogger und Lügenpressen-Journis wie meine Wenigkeit: Sie alle wissen, von was wir 2016 mehr essen wollen.
In den USA, zum Beispiel, gibt es den jährlichen McCormick Flavor Trends Forecast, der oft nicht ganz falsch liegt – zumindest markttechnisch. Eines der grössten Trends laut dem Gewürze-Multi lautet:
... womit hauptsächlich die malayische oder philippinische Küche gemeint ist: Rendang-Curry und dergleichen.
Anders gesagt: Die Amerikaner entdecken endlich Curry. Wie dem auch sei, malaysisches Beef Rendang ist eines der grossartigsten Gerichte auf dem Planeten. Schön, wenn's zum Trend wird!
Ach ja, Sri Lanka wird auch trendy:
In der Schweiz kennt man von der sri-lankischen Küche vor allem die diversen Dosa, Kottu Roti und Thalis. Als the Next Big Thing werden nun Hoppers gefeiert: schalenförmige Pfannkuchen, die aus einem fermentierten Teig aus Reismehl, Kokosmilch und Gewürze gemacht werden. Darin werden Eier oder Chutneys serviert.
Rosmarin, Lavendel, Thymian – sie alle finden immer öfters ihren Weg in Cocktail-Gläser. Das Resultat ist in der Regel ziemlich lecker. Hier zum Beispiel ein Wodka-Thymian-Cocktail.
Und die hübsch gefleckten Borlotti-Bohnen. Und das gelbe Toor-Dhal (das auf deutsch den wenig klingenden Namen Straucherbse trägt). Kurz: Leute, esst mehr Hülsenfrüchte! Eine Milliarde Inder können nicht irren!
Kein Witz. Die Verkaufszahlen von Teigwaren sind in den letzten fünf Jahren in den USA um 6% gesunken. In Australien um 8%. In Europa um 13%. In Italien – jetzt kommt's – um 25%!
Die Gründe? Eine Kombination von Wohl-stands- und Wohl-fühl-Ansprüchen. Einerseits essen immer mehr Menschen Fleisch, andererseits müssen immer mehr Menschen auf die Linie schauen. Low-Carb und Paleo sind die Schlagworte. Weg mit den Kohlenhydraten! Und glutenfrei auch noch gleich, wenn's geht bitte.
Blöd nur, dass Pasta-Rezepte so verdammt fein sind! Also weichen die Gesundernährer auf Zpaghetti aus:
Ja, das sind fein geschnittene Zucchini, die man dann wie Spaghetti zubereitet. Rezepte gibt es inzwischen noch und nöcher, doch theoretisch sollte jedes alt-ehrwürdige Spaghetti-Gericht auch mit der grünen Pseudopasta klappen.
Und zwar nicht nur bei Vegis. Der Omnivore, also Allesfresser, entdeckt häufiger denn je, dass er sich seltsam satt und glücklich fühlt, obwohl gar kein Fleisch im Spiel war. Und das Trendgemüse 2016 ist:
Und auch hier geht es darum, mit diesem vermeintlichen Wundergemüse die Kohlenhydrate zu ersetzen: Blumenkohl-Fried-Rice, Blumenkohl-Kartoffelstock, Blumenkohl-Käse-Toast, Blumenkohl-Tabbouleh und so weiter. . Rezepte gibt es inzwischen zuhauf
Während sich immer mehr Personen vom Fleischkonsum abwenden und Veganer werden, setzen gestandene Carnivoren immer mehr auf Qualität statt Quantität. Luma-Beef oder Dry Aged waren die Schlagworte der letzten Jahre. Heuer darf man erwarten, dass vermehrt wieder regionale Rinder-Rassen gehyped werden.
Obige Stücke, zum Beispiel, entstammen 16-jährigen galizischen Rindern. «Wie bitte?», fragt sich nun der Laie, «Eine alte, pensionierte Milchkuh soll gutes Fleisch abgeben?» Und wie sie das tut! Wir müssen noch viel, viel lernen!
Was sich theoretisch als die Küche aller Pazifik-Anreiner-Staaten definiert, konsolidiert sich am ehesten mit der Fusion-Küche Hawaiis: Indigene, japanische, portugiesische, chinesische und US-Einflüsse ergeben Gerichte wie das allseits beliebte Poke (poh-keh ausgesprochen) – einen Salat aus rohem Fisch (vorzugsweise Gelbflossen-Thun):
Das hawaiianische Ceviche gewissermassen.
Tja, Ceviche – das bringt uns zum nächsten Trend:
Das hier abgebildete Lomo Saltado, etwa: Fleisch, Zwiebeln, Tomaten und Ají-Chilli mit gebratenen Kartoffeln und Reis. Ja, Peru hat mehr zu bieten als Hipster-Quinoa.
Seetang-Crackers im Supermarkt, Wakame auf der Speisekarte des schicken Restaurants: Seetang wird immer mehr zum Grundnahrungsmittel. Reich an Proteinen, Kalzium und Eisen – Algen werden als eine der nachhaltigsten Nahrungsmittel der Zukunft gefeiert.
Nein, wir reden hier nicht von den 1-2 Nudelsuppen-Variationen, die neben Sweet and Sour Chicken und Pad Thai auf der panasiatischen Hans-wie-Heiri-Speisekarte aufgelistet sind. Wir sprechen hier von veritablen Ramen-Restaurants, welche die herzhafte japanische Nudelsuppe in zig Variationen anbieten; allesamt duftend, frisch und herzhaft.
Die moderne Abwandlung traditioneller jüdischer Essenskultur. Gegenwärtig in den USA und Grossbritannien gross im Kommen. Kreative Restaurant-Chefs besinnen sich auf die Gerichte ihrer Grossmütter und verleiben diese ihrem modernen Fusion-Food ein. So kann es durchaus passieren, dass Hering, Latkes oder Kohlwickel (Bild oben) mit Kimchi oder Curry gepaart werden.
Müesli war gestern. Die urbanen Fitness-Girls dieser Welt essen immer mehr Porridge oder – noch besser – Acai Bowls: Hafer mit diversen frischen Früchten und dem Superfood der Stunde, Acai-Beeren. Bekanntlich ist dessen Gehalt an Antioxidantien, Vitaminen und Mineralstoffen sehr hoch. Die versprochenen Wirkungen, von Gewichtsabnahme bis zur sexuellen Stimulation, sind indes nicht wissenschaftlich bewiesen.
Wenn die Trend-Forscher richtig liegen, dann kann das nur eins bedeuten: Die Rückkehr der Roulade!
Ja, sie sind proteinreich. Ja, global gesehen nimmt der Verzehr von Insekten zu. Und trotzdem: Krabbelviecher werden sich nicht so schnell zur Alltagskost mausern, wie uns dies gewisse Presseprodukte immer wieder mal weismachen wollen. «Wenn man es mit dem Fuss zerquetschen kann, sollte man es nicht essen», pflegte meine Grossmutter zu sagen. Sie ass Steak.