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Ein Bild geht um die Welt – Adrian Mizzi, der Hockey-Goalie vor der Pyramide

Der «Travelling Goalie» bei den Pyramiden in Gizeh.
Der «Travelling Goalie» bei den Pyramiden in Gizeh.bild: adrian mizzi

Ein Bild geht um die Welt – das ist der Hockey-Goalie vor der Pyramide

Der Eishockey-Weltreisende Adrian Mizzi frönt an aussergewöhnlichen Destinationen seiner Leidenschaft. Die ist so gross, dass es vorkommen kann, dass der Kanadier plötzlich in voller Goalie-Montur unter der heissen Wüstensonne Ägyptens schwitzt.
17.05.2017, 17:5517.05.2017, 22:00
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Dass Eishockey für einen Kanadier oft mehr bedeutet als alles andere auf der Welt, ist bekannt. Adrian Mizzi ist da keine Ausnahme. Der 42-Jährige aus Toronto reist rund um den Globus, um Eishockey zu spielen. Kürzlich machte er auf seiner langen Liste ein Häkchen hinter Ägypten. Es war das 36. Land, in dem Mizzi als Goalie auf dem Eis stand.

«Dafür arbeite ich», sagt Mizzi im Gespräch mit watson über seine Leidenschaft. Er ist in der TV-Branche tätig, vornehmlich als Produktionsassistent bei Werbeaufnahmen. Das erlaubt ihm, zwischen zwei Engagements immer wieder ins Ausland zu reisen. «Manchmal begleitet mich meine Freundin, sie unterstützt mich bei meinem Hobby.»

Der Goalie mit seiner Schlägertasche, auf der er die Flaggen jener Länder angebracht hat, in denen er schon überall gespielt hat.
Der Goalie mit seiner Schlägertasche, auf der er die Flaggen jener Länder angebracht hat, in denen er schon überall gespielt hat.bild: adrian mizzi

Denn nichts anderes als ein Hobby ist das Eishockey-Weltreisen für Mizzi. Zwar sei er als talentierter Junior von Nachwuchsteams eingeladen worden. «Aber ich habe lieber weiterhin mit meinen Kumpels an der High School gespielt», erzählt Mizzi. Dennoch kommt er zu einer aussergewöhnlichen «Karriere».

Mit Malta nach Dubai

Den Anfang nahmen seine Eishockey-Trips im Jahr 2005. Damals spielte Mizzi für Malta in Dubai. Das klingt so exotisch wie es ist. Malta ist das Heimatland der Mizzis, nach dessen Eishockey-Kultur er sich erkundigt hatte. Einen Eisrink gab es zu jener Zeit zwar nicht, eine Nationalmannschaft aber sehr wohl. Bei dieser meldete sich Mizzi und als er tatsächlich auf der kleinen Mittelmeerinsel auftauchte, luden ihn die Mitspieler auch ein, nach Dubai mitzufliegen. Wobei «einladen» selbstverständlich bedeutete, dass jeder seine Ausgaben selber bezahlte.

Der Anlass in den Vereinigten Arabischen Emiraten weckte im Goalie den Wunsch, mehr solcher Eishockey-Abenteuer zu erleben. Also suchte er im Internet, fand ein Turnier in Singapur und kontaktierte die Organisatoren. «Ein Team suchte noch einen Goalie und akzeptierte meine Anfrage. Dass ich es auch wirklich ernst meinte, glaubten sie aber erst, als ich tatsächlich mit meiner Ausrüstung in Singapur aufkreuzte.»

Land und Leute sind so wichtig wie das Eishockey

Stand anfangs seine Leidenschaft im Fokus, so verschob sich dieser mit der Zeit in Richtung Wohltätigkeit. Zuletzt flog Mizzi nicht nur mit der eigenen Ausrüstung nach Ägypten, sondern auch mit Equipment für die dortigen Spieler. Mit gegen 70 Kilogramm Material reiste er an – schwer und teuer. Mittels Crowdfunding kann Mizzis Entwicklungshilfe unterstützt werden; in erster Linie bezahlt er damit die Ausgaben für das viele Übergepäck.

Der Goalie in Rumänien, wo er im Spiel zwischen Torpedo Bukarest und den Steaua Rangers im Kasten stand.
Der Goalie in Rumänien, wo er im Spiel zwischen Torpedo Bukarest und den Steaua Rangers im Kasten stand.bild: adrian mizzi

Thailand, Italien oder Estland; Marokko, Argentinien oder Mazedonien – irgendwann wurde die Sache zum Selbstläufer. Mizzi, der in der Szene mittlerweile eine kleine Berühmtheit ist, muss nicht mehr aktiv nach Teams suchen, bei denen er mitspielen kann. Nun kommt es vor, dass eine Mannschaft ihn anfragt, ob er Lust habe, zu kommen. Unterkünfte muss er nur selten buchen, irgendetwas ergibt sich immer bei einem Mitspieler oder Funktionär. «In Ägypten habe ich von 18 Nächten nur eine im Hotel verbracht. Das spart nicht nur Geld, sondern bringt mich auch Land und Leuten näher.» Schliesslich reise er nicht bloss, um von Eisfeld zu Eisfeld zu hetzen.

Am Flughafen für einen Golf- oder Rugbyspieler gehalten

So kam es vor den Pyramiden von Gizeh auch zum Bild, das um die Welt ging. «Wir schauten uns erst in Ruhe alles an. Dann zog ich mich hinter einem Auto schnell um, stellte mich hin und ein Kollege schoss einige Fotos.» Mizzi und sein Begleiter waren sich bewusst, dass das Shooting weder bewilligt war noch toleriert wurde. «Schnell kamen Sicherheitsleute und stoppten uns. Immerhin schien einer zu wissen, dass ich eine Eishockey-Ausrüstung trug. Am Flughafen hielten sie es noch für Golf- oder Rugby-Equipment.» Die Securitys liessen Mizzi ziehen. Er postete sein Bild und dieses ging rasch viral. Er hoffe, sagt der eingefleischte Fan des englischen Fussballklubs Aston Villa, dass die Aufmerksamkeit auch dem ägyptischen Eishockey zu Gute komme und nicht nur ihm.

Auch in der Schweiz spielte Adrian Mizzi schon: in Grüsch im Kanton Graubünden. Er verband die Reise mit dem Besuch des Spengler-Cup-Finals in Davos – und er spielte anschliessend im Fürstentum Liechtenstein. «Ich trat in Grüsch gegen ein Team aus Liechtenstein an», erinnert sich Mizzi. «Sie sagten mir – so wie alle – dass es in ihrem Land gar keine Eisbahn gebe. Doch ich wusste, dass eine existiert, oben in Malbun beim Skilift.» Also griff er zum Telefon, organisierte hin und her und brachte es zustande, dass am Morgen des 1. Januar 2014 im Fürstentum Liechtenstein Eishockey gespielt wurde. Nachdem alle Kollegen aus dem Silvester-Koma erwacht waren … «Es endet oft sehr gesellig», sagt Mizzi dazu und lacht. Heisst im Klartext: Der Zapfhahn verbindet ebenso wie das Hockey.

Der Goalie in der Bergwelt Malbuns.
Der Goalie in der Bergwelt Malbuns.bild: adrian mizzi

«Ich will so lange reisen und spielen, wie es geht»

Sehr spezielle Erinnerungen hat Mizzi auch an Chile. Er spielte vor rund 700 Zuschauern – «sehr viel für mich!» – und bestritt die erste Eishockey-Partie, die live im chilenischen TV übertragen wurde. In Südafrika half er der U20-Nati als Goalietrainer, in Bulgarien trainierte er mit der Frauen-Nati. «Viele Präsidenten kleinerer Eishockey-Verbände wurden zu Freunden», führt Mizzi aus. So komme er zu diesen speziellen Möglichkeiten. Um Resultate geht es ihm ohnehin nicht. Ihm genügt es, in einem Land Eishockey gespielt zu haben – ob das nun ein Training war, ein Match oder gar ein Turnier.

In diesen 36 Ländern hat Adrian Mizzi schon gespielt
Kanada, USA, Vereinigte Arabische Emirate, Singapur, Indonesien, Thailand, Deutschland, Österreich, Italien, Irland, Tschechische Republik, Finnland, England, Estland, Lettland, Schweden, Island, Brasilien, Chile, Argentinien, Schweiz, Liechtenstein, Marokko, Südafrika, Spanien, Mazedonien, Griechenland, Serbien, Ungarn, Wales, Schottland, Portugal, Andorra, Bulgarien, Rumänien, Ägypten.

Sein nächster Eishockey-Trip führt Mizzi, so hofft er, nach Australian und Neuseeland. «Das ist der letzte Kontinent, auf dem ich noch nicht gespielt habe.» Es gäbe weltweit wohl etwa 80 oder 90 Länder, in denen es möglich sei, Eishockey zu spielen, schätzt der Kanadier. «Ich habe mir keine Zahl als Ziel gesetzt. Ich will einfach so lange reisen und spielen, wie es geht», meint Adrian Mizzi, nach seinen Zukunftsplänen gefragt. Nordkorea oder der Iran habe er im Kopf, auch Ägypten hat es ihm angetan. Er will zurückkehren und die Wüstensöhne mit noch mehr Equipment ausstatten. Gut möglich also, dass wir bald wieder einmal einen Eishockey-Goalie sehen, der vor den Pyramiden posiert.

Dem Goalie folgen
Adrian Mizzi nennt sich «The Travelling Goalie» und berichtet auf seinem Blog fleissig von seinen Trips. Wem Bilder genügen, der ist auf seinem Instagram-Account gut aufgehoben. Und wer den Keeper mittels Crowdfunding unterstützen will, klickt hier.

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