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Angriff auf Paris

«Eagles of Death Metal»-Frontmann nach Auftritt im Bataclan: «Jeder sollte eine Waffe haben»

Von Emotionen übermannt: Jesse Hughes im Interview mit dem Sender itele.
Von Emotionen übermannt: Jesse Hughes im Interview mit dem Sender itele.
Bild: screenshot/theguardian

«Eagles of Death Metal»-Frontmann nach Auftritt im Bataclan: «Jeder sollte eine Waffe haben»

Mit einem emotionalen Konzert ist die Rockband Eagles of Death Metal drei Monate nach dem Anschlag im Musikclub «Bataclan» nach Paris zurückgekehrt. «Ich liebe euch verdammt noch mal alle», rief Frontmann Jesse Hughes den Zuschauern im Konzertsaal «Olympia» zu. Zuvor hatte sich Hughes in einem Interview für einen liberaleren Zugang zu Waffen ausgesprochen.
17.02.2016, 04:3217.02.2016, 08:38

Unter den Gästen waren auch Überlebende der Attentate vom 13. November. Damals hatten Islamisten beim Konzert der Band 90 Menschen ermordet. Unter tosendem Beifall betrat die Gruppe die Bühne, dazu wurde das Lied «Il est cinq heures, Paris s'éveille» («Es ist fünf Uhr, Paris erwacht») des Liedermachers Jacques Dutronc eingespielt – eine Reverenz an die französische Hauptstadt.

EODM-Frontmann Jesse Hughes beim Konzert im «Olympia» in Paris.
EODM-Frontmann Jesse Hughes beim Konzert im «Olympia» in Paris.
Bild: EPA/MAXPPP

«Ich möchte einfach versuchen, das Set zu beenden, sodass alle einen Teil dieses schlimmen Zeugs hinter sich lassen und hier (im Herzen) mehr Platz für bessere Sachen schaffen können», hatte Hughes zuvor dem französischen Sender iTélé gesagt.

«Hat Ihre französische Waffenkontrolle den Tod einer einzigen Person verhindert?»

Mitten in ihrem ersten eigenen Song «I Only Want You» stoppte die Rockgruppe kurz für einen «Moment der Erinnerung» an die Opfer des Anschlags. «Nehmen wir uns einen Moment, um zu gedenken», sagte Schlagzeuger Josh Homme. Frontmann Hughes wurde in der Folge immer wieder sichtbar von seinen Gefühlen übermannt.

Äusserungen zum Waffengesetz

Die Eagles of Death Metal hatten alle Besucher des blutig geendeten «Bataclan»-Konzerts zu ihrem neuen Auftritt eingeladen. Er stand unter hohen Sicherheitsvorkehrungen: Das Trottoir vor dem «Olympia» war komplett abgesperrt, Polizisten und private Sicherheitsleute kontrollierten die Besucher mehrfach, unter anderem mit Metalldetektoren. Für Überlebende und Angehörige der Opfer standen psychologische Betreuer bereit.

Bei Interviews vor dem Konzert hatte Hughes sich mit Blick auf den «Bataclan»-Anschlag auch erneut zur Frage der Waffengesetzgebung geäussert und gesagt: Bis niemand mehr Waffen habe, müsse vielleicht jeder Waffen haben. «Hat Ihre französische Waffenkontrolle den Tod einer einzigen Person verhindert?», fragte er, nachdem ihn eine Journalistin von iTélé auf das Thema angesprochen hatte.

Dem Sender Canal+ sagte er: «Ich bin kein Held, aber wenn ich eine Waffe gehabt hätte, hätte ich etwas ändern können – und ich wäre bereit gewesen, es zu tun.»

Auftritte in der Schweiz

Aussagen von US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump zu den Pariser Anschlägen bezeichnete Hughes gegenüber der Zeitung «Le Monde» allerdings als «absurd». Trump hatte gesagt, er trage immer eine Waffe bei sich und hätte im «Bataclan» das Feuer gegen die Terroristen eröffnet. «Ja, das ist absurd, wir sind nicht da, um Politik zu machen», sagte auch der Eagles-Mitbegründer und Schlagzeuger Josh Homme. Hughes ist erklärter Unterstützer des republikanischen Präsidentschaftskandidaten.

Angriff auf Paris

Die Band hatte ihre nach dem Anschlag unterbrochene Europatournee bereits am Samstag mit einem Konzert in Stockholm fortgesetzt. Am 23. Februar gastieren die kalifornischen Musiker in Zürich, Ende Oktober steht ein Konzert in Luzern auf dem Programm. Schon im Dezember war die Gruppe mit zwei Stücken Überraschungsgast eines Konzertes von U2 in Paris.

Das «Bataclan» soll bis Ende des Jahres renoviert und wiedereröffnet werden. Dann will Hughes mit den Eagles der erste sein, der dort auf der Bühne steht, denn: «Ich liebe diesen Club.»

Am Abend des «Bataclan»-Auftritts hatten weitere Attentäter fast zeitgleich auch an verschiedenen Bars und Restaurants in Paris sowie am Fussballstadion im Vorort Saint-Denis zugeschlagen. Insgesamt starben bei der Terrorserie 130 unschuldige Menschen. (wst/sda/dpa)

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24 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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elivi
17.02.2016 07:47registriert Januar 2014
wenn jemand als massnahme gegen attentate mit mehr waffen für alle kämpft ... erkennt man dieser jemand kommt nicht aus Europa.
Wieviele Leben hat das liberale waffengesetzt den gerettet? wieviele hätten verhindert warden können wenn nicht jeder auf jeden schiessen darf?
ich fühle mich deutlich sicherer in ein raum ohne waffen als in ein raum voller waffen zusammen mit alkohol und sonstigen substanzen.
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manhunt
17.02.2016 08:10registriert April 2014
natürlich! waffen für alle! das hätte das ganze bestimmt verhindert! (ironie off) ist ja klar so einen stuss aus dem munde eines amis zu hören.
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Don Alejandro
17.02.2016 07:42registriert August 2015
Seine Urteilsfähigkeit scheint noch nicht ganz zurück. Statistiken beweisen das Gegenteil.
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