Sie sind extrem kurz, aber enorm energiereich, und sie sind ein Rätsel für Astronomen: «Fast Radio Bursts» (FRB). Mehrere dieser mysteriösen Radioblitze, die in der Regel einmalig auftreten, haben Wissenschaftler in Kanada von weit ausserhalb unserer Galaxie empfangen. Sie veröffentlichten ihre Ergebnisse in zwei Studien im Fachblatt «Nature».
Während eines Testlaufs mit dem riesigen und extrem leistungsfähigen Radioteleskop CHIME (Canadian Hydrogen Intensity Mapping Experiment) in der Provinz British Columbia seien im Sommer ein Dutzend schneller Radioblitze gemessen worden. Was die Wissenschaftler aufhorchen liess: In einem Fall wiederholten sich diese FRBs, das heisst, die Signale wiesen exakt die gleichen Merkmale auf. Die Astronomen gehen deshalb davon aus, dass sie aus der gleichen Quelle stammen. Der Radioblitz FRB 180814 wurde insgesamt sechsmal aufgefangen.
Sich wiederholende schnelle Radioblitze sind ein für die Wissenschaft besonders interessanter Sonderfall. Vor der Messung durch die kanadischen Forscher wurde das Phänomen sich wiederholender Radioblitze erst einmal im Jahr 2012 beobachtet.
Es sei auszuschliessen, dass die sich wiederholenden schnellen Radioblitze durch Katastrophen entstünden, bei denen ihre Quelle zerstört wird, betonte der an den Studien beteiligte Astronom Shriharsh Tendulkar von der McGill University.
Wie und wo die Signale entstanden, ist unklar. Schnelle Radioblitze dauern nur wenige Millisekunden, können aber so viel Energie freisetzen wie die Sonne im Laufe von 10'000 Jahren. Entdeckt wurde das Phänomen 2007.
«FRBs werden wahrscheinlich in dichten, turbulenten Regionen von Gasgalaxien erzeugt», sagte Tendulkar. Mögliche Entstehungsorte sind Gaswolken, aus denen Sterne hervorgehen, oder stellare Explosionen wie eine Supernova.
Rätsel geben den Astronomen auch von ihnen registrierte Radioblitze mit besonders grosser Wellenlänge von knapp einem Meter auf. Dass es sich dabei um Botschaften von Leben in fernen Galaxien handelt, hält Tendulkar allerdings für «extrem unwahrscheinlich».
Nachdem das CHIME-Teleskop nun voll einsatzfähig ist, könnten bis Jahresende womöglich tausend solcher Radioblitze gemessen werden, erklärte Deborah Good, Doktorandin an der University of British Columbia. Sie gehört zu den 50 Wissenschaftlern von fünf Forschungseinrichtungen, die an dem Forschungsprojekt beteiligt sind.
(dhr/sda/afp)