Wir präsentieren dir den Ratgeber für folgende Situation:
Eine meiner Lieblings-Scheiss-Situationen. Ich meine, wie dumm bin ich eigentlich. Da schlägt man sich die legendärsten Nächte mit diesem einen Kumpel eines Kumpels um die Ohren, schaut zusammen Fussball und fährt gemeinsam Zug. Aber wie heisst er nochmals? Kann ich mir diese paar Buchstaben tatsächlich nicht merken? Keine Bange.
Eine perfide Strategie, die schauspielerisches Können, Feingefühl für die Situation und ein gewisses Mass an Routine abverlangt. Glaubwürdigkeit steigt linear zur Zunahme des Alters.
So geht's: Du beginnst einen Satz, brichst diesen etwas verstört ab, fasst dir an den Kopf, schaust deinem Gegenüber dann tief in die Augen und sagst mit einem Funken Verzweiflung und einem Hauch Hilflosigkeit in den Augen:
Daraufhin sagt dein Gegenüber vermutlich etwas wie zum Beispiel «Gregorianus», woraufhin du erleichtert entgegnen kannst: «Ach, ich Dummerchen! Ha ez immer a Kurt oder Knut umegstudiert. Ha gwüsst isch öpis det dure.» Ein vorgetäuschter Blackout und schon läuft's wieder bei dir!
Aber das können wir besser!
Etwas gewagtere Strategie. Erfordert hohes Mass an Mut und Selbstvertrauen.
So geht's: Gesprächspause abwarten. Sich räuspern. Und dann:
Du hast nicht nur den Vornamen herausgefunden, sondern auch dein Gesicht bewahrt und deine Überlegenheit untermauert. Überspielt deine eigentliche Unsicherheit ideal.
Relativ sichere Strategie. Bedarf aber eines strukturierten Aufbaus.
So geht's: Mit Fingerspitzengefühl die Konversation in Richtung Zweitnamen, Körpergrösse, Geburtstag, Heimatort, Passfotos oder notfalls auch biologisches Geschlecht navigieren. Dann wickelst du die Sache folgendermassen in trockene Tücher:
Kaltschnäuzig profitierst du so vom gesellschaftlichen Zwang sich rechtfertigen zu müssen und staubst direkt Vor-, Mittel- und Nachname in einem ab, was allfällige Background-Checks erleichtert. Im Fachjargon ein sogenannter Jackpot.
Strategie, die viel Konzentration abverlangt. Hohe Ausschöpfungsquote bei kompetitiven Gesprächspartnern. Spontan anpassbar.
So geht's: Etwas mit «Häsch gwüsst ...» anreissen, das mit dem Namen zu tun hat. Irgendwas. Komplett post-faktisch und aus der Luft gegriffen. Zum Beispiel so:
Mache dir den Drang zu brillieren zunutze und konvertiere diesen in einen Vornamen. Du hast ihn dir verdient. Katsching!
Ebenfalls risikobehaftet. Kann zur Enttarnung führen, im Normalfall allerdings eine relativ sichere Bank.
So geht's: Das Thema Reisen anpeilen. Ein bisschen quatschen. Dann fast ein wenig aus dem Nichts:
Je nach Name etwas gar flach. Trotzdem: Das Ziel sollte so erreicht werden. Was will man mehr?
Unter Namensvergessern abwertend als «billiger Trick» und «Namenskauf» bezeichnet. Dennoch höchst effizient.
So geht's: Irgendeinen Grund erfinden, um in den nächsten Starbucks zu gehen. Und dann beim Bestellen ganz dicht beisammen stehen. Horchen.
Keine sehr elegante Lösung. Dafür sehr unauffällig und erfolgsversprechend. Als letzter Ausweg durchaus zulässig.
Sehr seltene, unerforschte Strategie. Risiko für irritierte Blicke erheblich. Jedoch gut justierbar und letztlich in der Regel ohne weiteren Reputationsschaden.
So geht's: Fokus auf eine lockere, gewitzte Unterhaltung. Dann zum grossen Schlag ausholen und mit der Tür ins Haus fallen:
Ziemlich sicheres Ding. Braucht zwar Überwindung, aber sonst nicht viel weiter. Kleiner Bonus: Du erfährst tatsächlich den Lieblings-Namensvetter deines Gegenübers. Von wie vielen Leuten kannst du schon angeben, das zu wissen?
Unkomplizierte Strategie, wenig Aufwand. Muss dennoch geschickt eingefädelt werden. Bei guter Vorarbeit sehr wertvoll.
So geht's: Irgendeine Story von dir auspacken. Am besten enthält diese die Elemente Telefon und Ungewissheit. Dann ein gleitender Übergang.
Je packender die Einleitung, desto einfacher kommt man an den Namen. Aber Achtung: Je creepier die Einleitung, desto eher bekommt man einen Fake-Namen.
Schöngeistige Strategie. Kaum Schaden, der angerichtet werden kann. Nuancenbetont.
So geht's: In ruhiger Atmosphäre Konversation aufziehen. Bei gegebener Gesprächspause etwas näher rücken. Modus auf sanfte Stimme setzen. Zutraulicher, beinahe verzauberter Blick aufsetzen. Und los:
Zwei Dinge werden so erreicht. Erstens: Du demonstrierst eine Vorliebe für kleine, aber feine Unterschiede, was dich unheimlich gefühlig daherkommen lässt. Zweitens: Du erfährst den Namen – und dies wahrscheinlich in einer (unbewussten) Extra-Betonung, wie ihn sonst kaum jemand zu hören bekommt.
Eine der seltensten Strategien auf diesem Gebiet. Erfordert ein immenses Mass an spontaner Eingebung. Tiefe Hemmschwelle erforderlich.
So geht's: Lustige Geschichten über spezielle Freunde erzählen. Immer wieder mal zuhören, aber stets darauf achten, dass das Thema nicht gewechselt wird. Dann kommt ein weiterer Freunde-Joker ins Spiel, und zwar so:
Die Frage ist hier nicht, ob es klappt, sondern ob du dich getraust.
Irgendwann wird dir jemand den Namen verraten, ohne dass du dich blamieren musst und direkt danach fragst. Irgendwann.